Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Ursachen

Die Posttraumatische Belastungsstörung kann Folge eines sehr einschneidenden Erlebnisses sein (wie z.B. Kriegserfahrungen, physische Gewalt, schwere Unfälle (Verkehrsunfälle, Brandverletzungen / Verbrennungen), Erkrankungen (z.B. Sepsis, Corona / COVID-19), Naturkatastrophen (Tsunami) oder sexuelle Übergriffe).

Frühere Bezeichnungen waren etwa Kriegsneurose, Unfallneurose oder Rentenneurose. Durch Untersuchungen an den Soldaten während und nach den beiden Weltkriege und in Vietnam kam es zu vielen Forschungsergebnissen. Auch die in die Öffentlichkeit tretenden Themen der sexuellen Gewalt an Kindern und Frauen startete viele Forschungen. Mehr zu den Ursachen unten im Forschungsbereich.

Symptome

Es werden drei Gruppen von Symptomen bei der PTBS definiert.

DSM IV Symptomgruppen

Drei Gruppen von Symptomen der Posttraumatischen Belastungsstörung werden durch das DSMIV festgelegt:

Posttraumatische Belastungsstörung Symptome
Symptomgruppen der PTBS

  1. Wiedererleben: Das traumatische Ereignis wird wiederholt noch einmal gelebt. Personen mit Posttraumatischer Belastungsstörung beschreiben lebhafte, schmerzhafte Bilder und Grauen erregende Albträume ihrer Erfahrung.
  2. Vermeidung: Personen mit PTBS versuchen die Erinnerungen an ihr traumatisches Erlebnis, an das was geschah, zu vermeiden. Sie werden emotional taub und isolieren sich gesellschaftlich, um sich vor dem Schmerz zu schützen.
  3. Agitiertheit / Agitation bzw. Übererregtheit: Konstant gespannt, reizbar und nervös immer auf der Ausschau nach Zeichen einer Gefahr; PTBS ist mit bedeutender Beeinträchtigung in sozialem und beruflichen Leben verbunden. Es zeigen sich Schlafprobleme und Konzentrationstörungen.
  4. Verschlechterung der Emotionserkennung

Diagnose

Die Symptome müssen sich mindestens einen Monat zeigen und müssen klinisch bedeutend sein hinsichtlich ihrer Belastungen / Beeinträchtigungen des Betroffenen in wichtigen Lebensbereichen. DSM IV und ICD 10 legen den Schwerpunkt bei der Diagnose anders. Das DSM IV auf Vermeidung und verminderte emotionale Reagibilität, das ICD 10 auf Wiedererleben der traumatischen Situation.

Epidemiologie

Studien belegen Lebenszeitprävalenzen von 1-9% (tja, genauer gehts wohl leider nicht). Ältere Personen scheinen weniger anfällig für das Ausbilden einer Posttraumatischen Belastungsstörung zu sein. Die häufigsten Symptome scheinen erhöhte Schreckhaftigkeit und Wiedererleben des Traumas zu sein.

Zusammengefaßt ergeben sich folgende Dimensionen der Schwere eines Traumas (Green,1990):1) Bedrohung des Lebens oder der körperlichen Unversehrtheit, 2) schwerer körperlicher Schaden/Verletzung, 3) mit Absicht verletzt werden/zu Schaden kommen, 4) grotesk schrecklichen Ereignissen ausgesetzt sein, 5) Gewalt gegenüber geliebten Personen beobachten/davon hören, 6) erfahren, dass man einer schädlichen Substanz ausgesetzt war, 7) jemanden töten oder schwer schädigen.

Ein sehr wichtiger Indikator für die Dauerhaftigkeit der Posttraumatischen Belastungsstörung bei Opfern von Gewalttaten war, ob sich die Betroffenen während des Traumas dem Täter völlig unterworfen und sich um jegliche Autonomie gebracht fühlten, also sich selbst aufgaben.

Verlauf der posttraumatischen Belastungsstörung

Im DSM IV wird zwischen akuter (kürzer als 3 Monate andauernd) und chronischer (länger als 3 Monate andauernd) Posttraumatischer Belastungsstörung. Studien zeigten, dass es bei ca. 40-50% aller Betroffenen mit posttraumatischen Symptomen zu einer Chronifizierung kommt.

Treten die posttraumatischen Symptome nur 2-30 Tage auf diagnostiziert das DSM IV die akute Belastungsstörung.

Betroffene mit posttraumatischer Belastungsstörung zeigen ein erhöhtes Risiko für die Ausbildung von anderen Angststörungen). Auch affektive Störungen, Somatisierung und SubstanzMissbrauch treten vermehrt auf.

Auftreten in bestimmenten Berufsgruppen

Artikel / Studien zum Auftreten von PTBS in bestimmten Berufen:

Traumatischer Stress kann DNS schädigen; Psychotherapie kann Schäden heilen

01.11.2014 Eine neue Studie konnte zum ersten Mal zeigen, dass traumatischer Stress Brüche in der DNS herbeiführen, und dass Psychotherapie sie heilen kann.

Frühere Forschungsstudien zeigten bereits einen Zusammenhang zwischen traumatischem Stress (z.B. bei PTBS) und einem gesteigerten Risiko für zahlreiche Krankheiten wie Krebs. Auf der molekularen Ebene kann Stress zur Krebsentstehung über erhöhte DNS-Schäden und beeinträchtigte DNS-Reparaturmechanismen beitragen (DNS: Desoxyribonukleinsäure trägt die Erbinformation).

DNS
DNS-Molekül Strukturmodell

Narrative Expositionstherapie

María Moreno-Villanueva von der Universtität Konstanz und Kollegen erfassten die DNS-Brüche in peripheren mononuklearen Blutzellen von Personen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und maßen die zellulare Kapazität, Einzelstrangbrüche nach Kontakt mit ionisierter Röntgenstrahlung zu reparieren. Sie untersuchten auch die Wirkung, die Psychotherapie auf die DNS-Brüche als auch DNS-Reparatur hat.

  1. In einer ersten Studie untersuchten die Wissenschaftler DNS-Brüche und -Reparatur bei 34 Personen mit PTBS und 31 Kontrollpersonen. Die Kontrollpersonen waren eingeteilt in zwei Gruppen, wobei 11 einem Trauma ausgesetzt waren; 20 Personen waren ohne Trauma.
  2. In einer zweiten Studie wurde die Wirkung von Psychotherapie (Narrative Expositionstherapie) auf DNS-Bruch und Reparatur analysiert. Achtunddreißig Personen mit PTBS wurden zufällig entweder einer Behandlung oder einer Warteliste (Kontrollteilnehmer) zugeteilt. Vier Monate und 1 Jahr nach der Therapie wurde nachgetestet.

DNS-Brüche

In der 1. Studie fanden die Forscher ein höheres Niveau basaler DNS-Brüche bei Personen mit PTBS oder traumatischen Erfahrungen als bei den Kontrollteilnehmern, was darauf hinweist, dass traumatischer Stress mit DNS-Brüchen in Verbindung steht. Jedoch war die Reparatur der Einzelstrangbrüche bei PTBS-Teilnehmern unbeeinträchtigt.

Wirkung von Psychotherapie

In der 2. Studie stellten die Wissenschaftler fest, dass Psychotherapie nicht nur die PTBS-Symptome, sondern auch die Häufung der DNS-Einzelstrangbrüchen umkehrte.

Die Ergebnisse der Studie zeigten zum ersten Mal in vivo einen Zusammenhang zwischen traumatischer Belastung und DNS-Brüchen; sie demonstrieren auch Veränderungen auf molekularer Ebene d.h die Integrität der DNS nach psychotherapeutischen Eingriffen.

© PSYLEX.de – Quelle: Journal of Psychotherapy and Psychosomatics / Universtität Konstanz, Oktober 2014

Posttraumatischer Stress kann tiefgreifende Auswirkungen auf sexuelle Gesundheit haben

08.04.2015 Obwohl sexuelle Dysfunktion kein spezifisches Symptom von posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) ist, tritt sie als häufige Beschwerde bei traumatisierten Menschen auf.

Trauriger Mann
Bild: George Hodan (pixabay,PublicDomainPictures)

Ein Überblick der Zeitschrift Journal of Sexual Medicine zeigt, dass PTBS-gebundene biologische und kognitive Prozesse zur Entwicklung sexueller Funktionsstörungen nach traumatischen Stress beitragen können.

Die Autoren Yehuda, R., Lehrner, A. und Rosenbaum, T. Y. bemerken, dass eine Traumatisierung grundlegend das Sicherheitsgefühl, die Fähigkeit zu vertrauen und das Zusammen- bzw. Zugehörigkeitsgefühl zerbrechen kann. Sie kann sogar zu einem generellen Gefühl der Bedrohung führen.

Es steht fest, dass PTBS mit sexuellen Problemen verbunden ist, sogar unter relativ jungen Leuten unabhängig von der Art des Traumas, sagte Koautorin Dr. Amy Lehrner von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York.

„Wir müssen lernen, diese Beziehung besser zu verstehen, und neue Behandlungen für sexuelle Dysfunktion bei posttraumatischer Belastungsstörung entwickeln, die zu einer Verbesserung der Lebensqualität und der Resilienz von Traumaüberlebenden führt.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Icahn School of Medicine at Mount Sinai, Journal of Sexual Medicine; April 2015

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