PTBS: Emotionen, Emotionserkennung

Ist die Wahrnehmung positiver Emotionen (Emotionserkennung) bei posttraumatischer Belastungsstörung beeinträchtigt?

20.04.2018 Eine in der aktuellen Ausgabe von Psychotherapy and Psychosomatics veröffentlichte psychologische Forschungsarbeit weist auf ein neues Merkmal / Symptom von Menschen hin, die unter posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) leiden: die Emotionserkennung.

Es scheint, dass deren Wahrnehmung positiver Emotionen beeinträchtigt ist. Das Erkennen der Emotionen bei anderen Menschen ist eine essentielle menschliche Fähigkeit, die bei mehreren psychischen Erkrankungen beeinträchtigt ist.

Bislang hat erst eine Studie die Emotionserkennung bei Personen mit posttraumatischer Stressstörung untersucht.

Verschiedene Traumatypen

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Bild: Fer Galindo

Die aktuelle Studie zielte darauf ab, die Ergebnisse auf Personen mit PTBS nach verschiedenen Traumatypen auszuweiten. Während zuvor statische Bilder oder computergenerierte Videos verwendet wurden, kamen in dieser Studie kurze Videosequenzen zum Einsatz, die den emotionalen Ausdruck von Schauspielern in unterschiedlicher Intensität zeigten und Alltagssituationen widerspiegelten.

Zusätzlich wurde die Beziehung zwischen Emotionserkennung und

  • Kindheitstrauma,
  • Anzahl der lebenslang erlebten traumatischen Ereignisse und
  • Dissoziation untersucht.

39 PTBS-Teilnehmer, 44 traumatisierte gesunde Kontrollen (TC) und 35 nicht traumatisierte gesunde Kontrollen im Alter von 18-65 Jahren nahmen an der Studie teil.

Traumaanamnese und positive Mimik

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Traumaanamnese stärker als die PTBS-Diagnose mit einer gestörten Erkennung positiver Expressionen des Gesichts verbunden sein könnte.

Die Anzahl der lebenslang erlebten traumatischen Ereignisse und Kindheitstraumata kann einige der Mechanismen umfassen (z.B. Vermeidung und sozialer Rückzug), die sie mit einer beeinträchtigten Erkennung positiver Gesichtsausdrücke verknüpfen.

Andere Mechanismen (z.B. weniger positive Interaktionen mit Bezugspersonen oder Ambiguität von positiver Mimik, auf die bei sexuell missbrauchten Personen möglicherweise ein Missbrauch folgte) können dagegen spezifisch für ein Kindheitstrauma stehen.

Kindheitstrauma und verbesserte Emotionserkennung?

Diese Ergebnisse zeigen auch, so die Forscher um Passardi S. vom Fachbereich Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Zürich, dass Kindheitstrauma mit einer verbesserten Emotionserkennung verbunden sein kann.

Ebenso sind misshandelte Kinder schneller in der Lage, negative Emotionen zu erkennen, was in einer missbräuchlichen Umgebung von Vorteil sein kann und im Einklang mit einer etablierten Verbindung zwischen Geschwindigkeit und Genauigkeit dem Erkennen des Gesichtsausdrucks und der Häufigkeit, mit der Gesichtsexpressionen in sozialen Begegnungen auftreten, steht.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Zürich; Psychotherapy and Psychosomatics (2018). DOI: 10.1159/000486342

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