Je nach PTBS-Symptomen haben Traumata einen negativen oder positiven Einfluss auf das Einsamkeitsgefühl
25.01.2018 Nach traumatischen Ereignissen leiden einige Opfer unter Einsamkeit – dem Gefühl allein zu sein. Opfer mit sehr schweren Symptomen einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leiden häufiger unter Einsamkeitsgefühlen als Opfer mit sehr gering ausgeprägten Symptomen.
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Nichtbetroffene leiden allerdings häufiger unter Vereinsamung als Opfer mit sehr gering ausgeprägten PTBS-Symptomen.
Dies sind die Hauptergebnisse einer großen prospektiven Studie mit etwa 1.800 Erwachsenen in den Niederlanden, die von Peter G. van der Velden von der Universität Tilburg und Kollegen durchgeführt wurde. Für die vorliegende Studie wurden Daten aus dem großen Longitudinal Internet for the Social Sciences-Panel (LISS-Panel) extrahiert, das auf einer klassischen Zufallsstichprobe der niederländischen Bevölkerung basiert. Diese Studie konzentrierte sich auf jüngste Psychotraumata und nicht auf chronische Traumata oder Traumatisierungen in der Kindheit.
Der Grad der Einsamkeit von Opfern und Nicht-Opfern wurde über einen Zeitraum von drei Jahren mit einem Zeitintervall von einem Jahr ermittelt. Die Wissenschaftler haben untersucht, inwieweit Verlassenheitsgefühle und psychische Gesundheit vor dem Trauma die Einsamkeit ein und zwei Jahre später (nach dem Ereignis) voraussagt. Sie untersuchten auch die Unterschiede zwischen Opfern und Nicht-Opfern.
Die im Fachblatt Social Psychiatry and Psychiatric Epidemiology publizierten Analysen zeigen, dass eine bestehende Einsamkeit der stärkste Prädiktor für Einsamkeitsgefühle nach dem Ereignis ist.
Bislang ist dies die erste große prospektive Studie über die Auswirkungen traumatischer Ereignisse auf das Gefühl allein zu sein. Die meisten Studien über Psychotrauma und Alleinsein sind Querschnittsstudien oder werden nach den Ereignissen durchgeführt, während diese Studie nicht-retrospektive Werte der Einsamkeit vor dem Ereignis beinhaltete.
Aufgrund dieses Studiendesigns konnte der genaue Einfluss des Traumas auf die Einsamkeit im Vergleich zu anderen Variablen bestimmt werden (z.B. einer bereits vorhandenen Einsamkeit).
Soziale Unterstützung
Die Ergebnisse stehen im Einklang mit Studien zu den Zusammenhängen zwischen sozialer Unterstützung und PTBS-Symptomen: Sehr schwere PTBS-Symptome untergraben die soziale Unterstützung in späteren Stadien.
Die Feststellung, dass Opfer mit sehr geringen Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung sich weniger allein fühlten als Nicht-Opfer scheinen darauf hinzuweisen, dass je weniger ein Opfer unter den traumatischen Symptomen leidet, desto leichter ist es für Familie und Freunde, Aufmerksamkeit und Unterstützung zu bieten, schreiben die Wissenschaftler.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Tilburg; Social Psychiatry and Psychiatric Epidemiology – DOI: 10.1007/s00127-017-1476-8; Jan. 2018
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