Komplexe posttraumatische Belastungsstörung (K-PTBS)

Komplexe posttraumatische Belastungsstörung (K-PTBS)

Häufigkeit / Auftreten / Prävalenz

31.01.2018 Das psychopathologische Krankheitsbild der Komplexen posttraumatischen Belastungsstörung (komplexe PTBS, K-PTBS) soll 2018 in die Krankheitsliste (ICD-11) der World Health Organization (WHO) aufgenommen werden.

Eine im Fachblatt Journal of Nervous and Mental Disease veröffentlichte Studie der Universität Zürich untersuchte anhand einer repräsentativen Befragung von 2.500 erwachsenen Teilnehmern in Deutschland, wie häufig die psychische Störung auftritt.

Die komplexe Form im ICD-11

Komplexe PTBS ist eine besonders schwere Form der Posttraumatischen Belastungsstörung. Bei beiden Formen der PTBS leiden die Patienten unter einer Überaktivierung der Erinnerungen an traumatische Ereignisse – in Form von Bildern, Gerüchen und Geräuschen.

Bei der komplexen PTBS erleben die Patienten auch Persönlichkeitsveränderungen und haben Schwierigkeiten mit zwischenmenschlichen Beziehungen, insbesondere mit tiefem Misstrauen, Intimitätsunfähigkeit und stark beeinträchtigtem Selbstwertgefühl.

Neue Diagnose

“Die neue Diagnose der komplexen PTBS als Abtrennung von der bisher bekannten Form wurde notwendig, weil unterschiedliche Therapiestrategien gefragt sind”, schreibt Studienautor Prof. Dr. Andreas Maercker vom Fachbereich Psychologie.

Es gibt zwar recht gute Behandlungsoptionen für die ‘normale’ Form, die die Symptome der traumatisierten Betroffenen lindern können, aber es gibt nur wenige wirksame Behandlungen für das komplexe ‘Psychotrauma’, schreibt der Psychologe.

Rund 0,5% haben eine K-PTBS

In der aktuellen Studie wurden die Teilnehmer zu psychotraumatischen Erfahrungen wie sexuellen Missbrauch in der Kindheit, Vergewaltigung, Kriegserlebnissen, schlimmen Unfällen, Gewalterfahrungen oder anderen psychotraumatischen Erlebnissen befragt.

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Bild: lisa runnels

Die Psychologen und Psychiater diagnostizierten bei rund einem halben Prozent der befragten Männer und Frauen ein komplexes Psychotrauma.

1,5 Prozent der Befragten wurde eine klassische PTBS diagnostiziert.

Maercker vermutet eine ähnlich hohe Häufigkeit der beiden Formen in der Schweiz.

Sexueller Missbrauch in Kindheit

Am häufigsten trat die K-PTBS bei Befragten auf, die über sexuelle Misshandlungen in der Kindheit berichteten. Auch bei denjenigen, die fortgesetzt “sexuelle Übergriffe als Jugendliche oder Erwachsene” erlitten, war die Auftretenshäufigkeit hoch, schreibt der Psychologe.

Die klassische Form der PTBS trat am häufigsten bei Menschen mit schweren Unfällen auf oder bei denen, die direkt psychotraumatische Vorfälle beobachtet hatten.

Frühere Studienbefunde aus Mitteleuropa konnten bereits zeigen, dass die komplexe posttraumatische Belastungsstörung “hauptsächlich durch sexualisierte Gewalterlebnisse wie Kindesmissbrauch verursacht wird”. “In anderen Weltregionen, wo es die komplexe PTBS schätzungsweise häufiger gibt, wird sie zusätzlich durch anhaltende Kriegserlebnisse, Verfolgung, Geiselhaft und Folter ausgelöst”, sagt der Psychologie-Professor.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Zürich; Journal of Nervous and Mental Disease – DOI: 10.1097/NMD.0000000000000790; Jan. 2018

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