Posttraumatische Belastungsstörung und Suizid

Komplexe posttraumatische Belastungsstörung steht im Zusammenhang mit Traumaexposition und suizidalem Verhalten in Bevölkerungsgruppen, die einer sexuellen Minderheit angehören

Posttraumatische Belastungsstörung und Suizid

25.10.2023 Eine Studie der University of Georgia hat ergeben, dass eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung – eine Form der PTBS, die durch chronische, lang anhaltende oder wiederholte traumatische Ereignisse verursacht wird – eine wichtige Rolle dabei spielt, wie sich Traumata auf lesbische, schwule und bisexuelle Menschen auswirken.

Die Studie von Émilie Ellis vom College of Family and Consumer Sciences ergab, dass wiederholte traumatische Ereignisse wie sexueller Missbrauch oder körperliche Angriffe bei sexuellen Minderheiten zu einer kPTBS führen können. Bei Personen mit kPTBS ist auch die Wahrscheinlichkeit eines Suizidversuchs höher.

Die Studie umfasste 1.351 Teilnehmer. 71 Prozent der Befragten gaben an, ein traumatisches Ereignis erlebt zu haben, und einer von sechs hatte mindestens einen Suizidversuch begangen. Ein besseres Verständnis dieses Zusammenhangs könnte dazu beitragen, die Behandlungsergebnisse zu verbessern, so Ellis.

„Meine Hoffnung ist, dass das Verständnis der komplexen PTBS als Mechanismus zwischen Traumaexposition und Suizidalität neue Behandlungsmöglichkeiten eröffnet“, sagte Ellis. „Wenn es mehr Forschung oder Belege für die Rolle der komplexen PTBS zwischen Traumaexposition und Suizidalität gibt, kann die Entwicklung evidenzbasierter Behandlungen und Interventionen stärker vorangetrieben werden.“

Wiederholte Traumaexposition mit kPTBS verbunden

kPTBS umfasst Symptome der PTBS – intensive Gedanken, Ängste, Albträume und andere Anzeichen – sowie Symptome, die das emotionale und soziale Wohlbefinden beeinträchtigen. Sie kann bei Personen auftreten, die wiederholt oder langfristig traumatische Erfahrungen gemacht haben, so Ellis, und kann sich auf die Emotionsregulation und zwischenmenschliche Beziehungen auswirken.

Sexuelle Minderheiten sind häufig mit diesen Traumata konfrontiert, einschließlich Diskriminierung, Hassreden und körperlicher Gewalt.

Um die Diskriminierung in den letzten 12 Monaten und im Laufe ihres Lebens zu quantifizieren, beantworteten die Teilnehmer Fragen dazu, ob sie anders behandelt wurden, weil sie lesbisch, schwul oder bisexuell waren, ob sie körperlichen Bedrohungen ausgesetzt waren oder ob sie Probleme mit der Gesundheitsversorgung hatten. Auf der Grundlage dieser Antworten wurde ein Mittelwert berechnet.

Lebenslange Exposition verstärkt Wirkung von traumatischen Ereignissen

Bei den weiblichen Teilnehmern hatten Personen, die bereits einen Suizidversuch hinter sich hatten, einen etwas höheren Mittelwert für LGB-Diskriminierung – 3,95 im Vergleich zu 2,97. Bei den Männern hingegen war der Mittelwert bei denjenigen, die einen Selbstmordversuch hinter sich hatten, deutlich höher – 9,21 im Vergleich zu 4,31. Zwar bestand in beiden Bevölkerungsgruppen ein Zusammenhang zwischen einem höheren Mittelwert und einem Suizidversuch, doch diese Unterschiede machen deutlich, wie sich traumatische Erfahrungen auf die jeweiligen Geschlechter auswirken.

Darüber hinaus wirkte sich die Tatsache, dass man im Laufe des Lebens traumatischen Ereignissen ausgesetzt war, bei männlichen Teilnehmern stärker aus als bei weiblichen.

„Auf der Grundlage unseres Modells können wir sagen, dass es eine wirklich starke Beziehung zwischen komplexer PTBS und dem Auftreten eines Suizidversuchs im Laufe des Lebens bei den weiblichen Teilnehmern gibt, aber bei den männlichen Teilnehmern war die komplexe PTBS nicht für alles verantwortlich“, sagte Ellis. „Für mich zeigt das, dass noch mehr Forschung betrieben werden muss, um herauszufinden, was wir bei der männlichen Bevölkerung übersehen.“

© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Homosexuality (2023). DOI: 10.1080/00918369.2023.2233654

News zu PTBS und Suizid

Biomarker weist auf Suizidrisiko bei PTBS-Patienten

14.05.2019 Das Suizidrisiko bei Personen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) ist viel höher als in der Allgemeinbevölkerung, aber die Identifikation der Menschen mit dem größten Risiko ist schwierig.

Nun hat jedoch ein Team in Yale einen biologischen Marker entdeckt, der mit PTBS-Patienten in Verbindung gebracht wird, die am ehesten Suizidgedanken haben, laut einer in Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichten Studie.

Metabotroper Glutamatrezeptor 5 (GRM 5, mGluR5)

Die Forscher um Irina Esterlis von der Yale Universität benutzten die PET-Imaging-Technologie, um den metabotropen glutamatergen Rezeptor 5 (mGluR5) – der an Angst- und Stimmungsstörungen beteiligt ist – bei Personen mit PTBS und schwerer depressiver Störung zu messen.

Sie fanden hohe Konzentrationen von mGluR5 in der PTBS-Gruppe mit akuten Selbstmordgedanken. Sie fanden keine solchen erhöhten Werte in der PTBS-Gruppe ohne Suizidgedanken oder bei Menschen mit Depressionen, mit oder ohne aktuelle Gedanken an Selbsttötung.

Es gibt zwei (von der FDA) zugelassene Medikamente für PTBS – beides Antidepressiva. Es kann Wochen oder Monate dauern, bis festgestellt wird, ob sie wirksam sind. Das kann für selbstmordgefährdete Personen zu spät sein, bemerken die Forscher.

Auswirkungen auf Diagnose / Therapie

Esterlis sagte, dass ein Test auf den Gehalt an mGluR5 bei Menschen mit einem schweren Trauma helfen könnte, diejenigen zu identifizieren, die das größte Suizidrisiko haben; psychiatrische Interventionen könnten dann früher erfolgen.

Auch könnten Wissenschaftler Wege erforschen, den mGluR5-Spiegel zu regulieren mit der Hoffnung, das Selbstmordrisiko bei Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung zu minimieren, sagte sie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Proceedings of the National Academy of Sciences (2019). DOI: 10.1073/pnas.1818871116

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