Östrogen-Spiegel beeinflusst Angstlernen und Anfälligkeit für PTBS
22.01.2017 Eine in Molecular Psychiatry veröffentlichte Studie der Emory Universität legt nahe, dass der Östrogen-Spiegel eine Rolle dabei spielen kann, ob eine Frau eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln wird.
Hohe und niedrige Werte
Experten glauben, dass niedrige Östrogen-Werte Frauen anfälliger gegenüber der Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung zu einigen Zeitpunkten in ihren Menstruationszyklen bzw. Leben machen können.
Umgekehrt können hohe Östrogen-Werte schützen.
Bild: Chemische Strukturformel
Die Wissenschaftler untersuchten das Blut von 278 Frauen aus dem Projekt Grady Trauma, einer Studie mit geringverdienenden Einwohnern Atlantas mit einer hohen Exposition gegenüber Gewalt und Misshandlungen. Sie analysierten die Karten der DNS-Methylation, einer Modifizierung der DNS, die normalerweise ein Zeichen für Gene ist, die abgeschaltet sind.
Die Gruppe beinhaltete erwachsene Frauen im entbindungsfähigen Alter, bei denen das Östrogen mit dem Menstruationszyklus anstieg und abfiel, und Frauen nach der Menopause mit viel niedrigeren Östrogenspiegeln.
Östrogen beeinflusst die Aktivität von vielen Genen
„Wir wussten, dass Östrogen die Aktivität von vielen Genen überall im Genom beeinflusst“, sagte Studienautorin Dr. Alicia Smith. „Aber wenn man sich die Östrogen-veränderten Orte anschaut, die auch mit PTBS verbunden werden, sticht einer heraus.“
Dieser Ort ist in einem Gen namens HDAC4 lokalisiert, und wurde in früheren Studien mit Lernen und Gedächtnis verbunden.
Gen HDAC4
Die genetische Schwankung bei HDAC4 unter den Frauen war mit einem niedrigeren Niveau der HDAC4-Genaktivität verknüpft und unterschied sich in der Fähigkeit, auf Ängste zu reagieren und sich von der Angst zu erholen, sowie in bildgebenden Verfahren vom „sich ausruhenden“ Gehirn.
Frauen mit der gleichen Schwankung zeigten auch stärkere Verbindungen in der Aktivierung zwischen der Amygdala und dem cingulären Cortex – zwei Gebiete, die am Angst-Lernen des Gehirns beteiligt sind.
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Frühere Forschungsergebnisse bei Mäusen zeigten, dass das HDAC4-Gen in der Amygdala beim Angstlernen aktiviert wird, aber nur wenn das Östrogen-Niveau niedrig war.
Prävention
Smith sagt, diese Ergebnisse könnten dazu führen, dass Östrogen als eine vorbeugende / präventive Behandlung eingesetzt wird, um das Risiko für eine PTBS nach einem Trauma zu reduzieren.
Andere Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Östrogen weitere physiologische Zustände beeinflussen kann, denn zusätzlich zur Veränderung des Angstlernens, wurde es auch schon erfolgreich eingesetzt, um die Schmerzwahrnehmung zu verändern.
In der aktuellen Studie wurden die Effekte des Östrogens nicht bei Männern untersucht. Jedoch haben andere Wissenschaftler herausgefunden, dass bei Männern Testosteron in Östrogen im Gehirn umgewandelt wird, wo es eine Schlüsselrolle in der Entwicklung spielt.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Emory Universität, Molecular Psychiatry – doi: 10.1038/mp.2016.250; Jan. 2017
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