Insulin und das Gehirn

Insulin und das Gehirn

Klinische Psychologie – Gehirnforschung

Insulin verringert im Gehirn den Belohnungswert

19.07.2017 Eine im Fachblatt Nature Communications veröffentlichte Studie der Universität Hamburg konnte zeigen, dass nasales Insulin die Bewertung von Essensstimuli verändert.

Wirkung auf Belohnungssystem

Insulin wird von der Bauchspeicheldrüse hergestellt und nach der Nahrungsaufnahme ins Blut freigesetzt, wo es normalerweise dann den Zuckerspiegel senkt. Bei Menschen mit Übergewicht, Fettleibigkeit und Diabetes wird dieser Effekt wegen der steigenden Insulinresistenz reduziert.

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Bild: Gert Altmann

In vorherigen Labor-Forschungsstudien konnten Wissenschaftler bereits zeigen, dass Insulin auch in Hirnbereichen des Belohnungssystems wirkt – insbesondere im Nucleus Accumbens, der eine zentrale Rolle im Belohnungssystem des Gehirns sowie bei der Entstehung von Sucht spielt. Diese Verbindung konnte bislang aber nicht beim Menschen gezeigt werden.

Insulin verringert Risiko des Überessens

„Im Normalfall reduziert Insulin im Gehirn den Belohnungswert insbesondere hochkalorischer Lebensmittel und somit die Gefahr des Überessens“, sagte Studienautorin Dr. Stefanie Brassen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Die Forschungsbefunde zeigen, dass Insulin die Bewertung von Essensstimuli ändert, und wie dieser Effekt bei adipösen, übergewichtigen Personen mit Insulinresistenz modifiziert wird.

Die Neurowissenschaftler verabreichten 48 normal- und übergewichtigen Versuchspersonen randomisiert an zwei Tagen entweder Insulin oder Placebo über ein Nasenspray.

„Durch diese intranasale Insulinapplikation und damit der Umgehung der Blut-Hirn-Schranke konnten wir sicherstellen, dass dieses Insulin auch im Gehirn ankommt“, sagte Brassen.

Veränderte Aktivitäten bei Insulin-Resistenz

Den Probanden wurden dann Fotos von Nahrungsmitteln und Gegenständen (z.B. Schmuck) gezeigt, während die Wissenschaftler ihre Gehirnaktivitäten im MRT-Scanner aufzeichneten. Die Fotos sollten hinsichtlich der persönlichen Präferenzen bewertet werden.

Es zeigte sich, dass „Insulin im Gehirn bei Probanden mit normaler Insulin-Sensitivität die Präferenz von Nahrungsmitteln deutlich reduziert und das sogenannte Belohnungssystem hemmt.“
Teilnehmer mit einer Insulin-Resistenz zeigten diese Effekte jedoch nicht.

Deshalb kann einer Insulin-Resistenz für die Ausprägung eines krankhaften Essverhaltens bereits bei übergewichtigen Personen eine Bedeutung zugemessen werden, die noch keine Diabetes ausgebildet haben, schreiben die Neurowissenschaftler.

Sie wollen nun untersuchen, welche Wirkung Insulin im Gehirn nach einer dreimonatigen Diät hat.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Hamburg; Nature Communications – DOI: 10.1038/ncomms16052; Juli 2017

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