Die Psyche nach Verbrennungen, Brandverletzungen
Psychische Gesundheit – Gesundheitspsychologie
Studie untersuchte die psychologischen Narben bei Kindern und Erwachsenen als Folge von Verbrennungen
13.05.2020 Kinder und junge Erwachsene mit Verbrennungen leiden mehr unter Starren und Mobben seitens ihrer Mitmenschen, sowie über unbequeme Fragen als über das tatsächliche körperliche Unwohlsein und die Erinnerungen an ihre Unfälle.
Dies geht aus einer auf der Jahrestagung der American Burn Association vorgestellten und im Journal of Burn Care & Research veröffentlichten psychologischen Arbeit hervor.
Während sich die Behandlung in der Regel in erster Linie auf die Akutversorgung körperlicher Wunden konzentriert, lassen die Erhebungen vermuten, dass den Überlebenden nur wenige Hilfsmittel zur Bewältigung psychologischer und sozialer Ängste und traumatisierender Erinnerungen zur Verfügung stehen, schreiben die Studienautoren.
Psychische und körperliche Folgen
Bild: George Hodan
Die Ergebnisse stammen aus zwei Studien, in denen mehr als 200 junge Erwachsene (17-25 Jahre alt) und Kinder (10-16 Jahre alt), die Verbrennungen überlebt haben, gebeten wurden, über die wichtigsten psychischen und körperlichen Folgen nachzudenken, denen sie sich während ihrer Genesung und ihres Heranwachsens gegenübersahen.
In der ersten Studie wurden 64 junge Erwachsene gebeten, auf die Erklärung zu antworten: „Das Schwierigste daran, verbrannt zu werden, ist…“ Ihre Reaktionen zeigten sieben Hauptthemen, die den Betroffenen mit Brandverletzungen gemeinsam sind:
- Menschen, die starren
- Schikaniert / gemobbt werden
- Erinnerungen an das Verbranntwerden
- Die Notwendigkeit weiterer Operationen
- Selbstwahrnehmung der Narben
- Unerwünschte Fragen zu den Verbrennungen erhalten
- Schmerz und Juckreiz
In der zweiten Studie sollten 147 Kinder und 81 junge Erwachsene mit Verbrennungen das Ausmaß dieser sieben Themen auf einer Vier-Punkte-Skala bewerten.
Mehr als 70% der Befragten gaben an, dass sie sich durch Anstarren und Mobbing belästigt fühlten, wobei 72% Mobbing und 71% das Anstarren als die schmerzhafteste Reaktion bezeichneten.
Mehr als die Hälfte der Befragten berichteten über Probleme mit Narben (65 %), Erinnerungen an die Verbrennung (52 %) sowie Schmerzen und Juckreiz (50 %). Mädchen litten unter ihren Narben deutlich mehr als Jungen.
Kinder und junge Erwachsene
Zwischen den beiden Altersgruppen zeigten sich einige deutliche Unterschiede bei den Folgen für die Psyche. Kinder mit Brandverletzungen berichteten häufiger als junge Erwachsene, dass sie unter „unerwünschten Fragen“ litten (61% vs. 43%), während junge Erwachsene mit Verbrennungen signifikant häufiger als Kinder unter „Mobbing“ litten (63% vs. 46%).
Psychologische Hilfe
Als Ergebnis dieser psychologischen Befunde schlagen die Forscher vor, dass Brandverletzungsstationen unterstützende Strategien wie psychologische oder soziale Interventionen als Ergänzung zu chirurgischen und medizinischen Behandlungen einbeziehen sollten.
Indem den Überlebenden konstruktive Bewältigungsstrategien an die Hand gegeben werden, könnten soziale Interaktionen und die allgemeine Lebensqualität von Brandverletzten verbessert werden, schließen sie.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Burn Care & Research – https://doi.org/10.1093/jbcr/iraa024.347