Psychologie: Karnismus; Psyche von Fleischessern

Die Psyche von Fleischessern

Studie zur Ideologie von Karnisten

05.04.2017 In einer internationalen psychologischen im Fachblatt Appetite veröffentlichten Forschungsarbeit unter Beteiligung der Universitäten Johannes Gutenberg Mainz, Cornell und Massachusetts wurden zum ersten Mal karnistische Glaubenssätze erfasst und gemessen.

Ist das Töten und Essen von Tieren gerechtfertigt? Die meisten Fleischesser sagen, Fleisch schmecke gut oder ist für die Gesundheit notwendig, doch psychologische Forschungsarbeiten (vor allem von Melanie Joy) sagen, dass Menschen Tiere töten und essen vor allem aus ihren Überzeugungen – ihrer Ideologie des Karnismus – heraus.

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Bild: Gerd Altmann

Die Menschen werden zum Karnismus konditioniert, weshalb sie auch bestimmte Tiere schlachten und verspeisen, andere aber streicheln und als Haustiere, ‚Freunde‘ oder sogar als ‚Familienmitglieder‘ halten.

Die Messung

In ihrer aktuellen Forschungsarbeit untersuchten die Psychologen um Tamara Pfeiler vom Psychologischen Institut der JGU und Christopher Monteiro von der Cornell die Glaubenssätze von Fleischessern bei ca. tausend Studienteilnehmern.

Sie entwickelten dafür ein Messinstrument, mit dem sich die Überzeugungen der Fleischkonsumenten erfassen und auswerten ließen, und zwischen zwei Faktoren unterscheiden ließen:

  • Rechtfertigung des Fleischessens und
  • Dominanz des Menschen gegenüber Tieren.

Befürwortung von Hierarchien

Es zeigte sich z.B., dass Fleischesser die Struktur von Hierarchien eher unterstützten als Teilnehmer, die kein Fleisch aßen. Die Überzeugungen von Karnisten sind eher konservativ und befürworten auch eher hierarchische Strukturen im menschlichen Miteinander, berichtet Pfeiler.

Die Psychologin führt weiter aus: „Karnistische Überzeugungen gehen mit einer sozialen Dominanzorientierung einher, die Vorurteile gegen bestimmte soziale Gruppen unterstützt. Das heißt aber umgekehrt nicht, dass fleischessende Menschen automatisch zu mehr Vorurteilen gegenüber anderen menschlichen Gruppen neigen“.

Karnismus-Inventar

In ihrem Fragebogen – dem sogenannten Karnismus-Inventar – fragten sie z.B.:

  • ob Menschen weiterhin Fleisch essen sollten, weil sie dies schon seit Jahrtausenden tun,
  • ob Fleischessen besser für die Gesundheit ist,
  • ob die Fleischproduktion dazu führt, dass Tiere leiden, oder
  • ob Menschen das Recht haben, Tiere zu töten.

Rechtfertigung des Tötens und Essens von Tieren

Das Karnismus-Inventar erwies sich laut den Psychologen als ein gutes Messinstrument, um die Glaubenssätze der Befragten zu erforschen.

So zeigte sich, dass das Essen von Fleisch eben nicht nur ‚reine Geschmackssache‘ ist, sondern durch karnistische Überzeugungen gestützt wird, die das Töten, Schlachten und Essen von Tieren legitimieren.

Die Psychologen stellten fest, dass das Essen von Fleisch „ebenso mit Überzeugungen einhergeht, wie der Konsum von pflanzlicher Nahrung mit veganen oder vegetarischen Überzeugungen gekoppelt ist“, schreibt Pfeiler.

Die Forscher konnten auch zwischen unterschiedlichen Überzeugungen differenzieren: So rechtfertige die Ideologie des Karnismus den Verzehr von Fleisch und zeige eine Verbindung mit der Menge des Fleischkonsums auf, „während die karnistische Domination das Töten von Tieren für die Fleischproduktion legitimiert und damit zusammenhängt, ob tatsächlich schon einmal ein Tier für die Fleischgewinnung getötet wurde“, schreiben die Psychologen.

Die Richtung der Verbindung konnte nicht erfasst werden. So wollen die Wissenschaftler in weiteren Forschungsarbeiten herausfinden, wie „genau karnistische Überzeugungen, Fleischkonsum und die Befürwortung von Hierarchien zusammenhängen“.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Johannes Gutenberg Universität Mainz, Appetite – DOI: 10.1016/j.appet.2017.02.011; April 2017

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