Kohlenhydrate und Psyche / Gehirn

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Gesundheitspsychologie

Kohlenhydrate: News und Forschungsartikel, die sich mit den Auswirkungen von Kohlenhydraten auf das Gehirn und die Psyche beschäftigen.

Paläo-Diät: Große Gehirne brauchen Kohlenhydrate

15.08.2015 Wie und warum wir ein so großes Gehirn entwickelten, ist eine der rätselhaftesten Angelegenheiten in der Erforschung der menschlichen Evolution, doch es waren und sind viele Kohlenhydrate nötig, um es richtig funktionieren zu lassen.

gehirn

Größenzunahme des Gehirns

Weitläufig akzeptiert wird die Annahme, dass die Größenzunahme des Gehirns teilweise mit Veränderungen in der Ernährung über die letzten 3 Millionen Jahre zusammenhängt, mit der Zunahme des Fleischverbrauchs und der Entwicklung des Kochens der Nahrung.

In einer neuen Studie haben Dr. Karen Hardy und ihr Team archäologische, anthropologische, genetische, physiologische und anatomische Daten zusammengestellt, die nahelegen, dass der Kohlenhydratverbrauch – besonders in Form von Stärke – besonders wichtig für die beschleunigte Vergrößerung des menschlichen Gehirns während der letzten eine Million Jahre war, und sich mit der Variation der Kopienzahl der Speichelamylasegene und der Kontrolle über das Feuer zum Kochen zusammen entwickelte.

‚Steinzeiternährung‘

Durch die globale Zunahme des Übergewichts und ernährungsbedingten Stoffwechselkrankheiten ist das Interesse für ‚Steinzeiternährung‘ oder ‚paläolithische Ernährung‘ (Paläo-Diät) groß geworden. Dabei liegt der Fokus vor allem auf dem tierischen Protein, und die Wichtigkeit der Kohlenhydrate – besonders die der sehr stärkehaltigen pflanzlichen Lebensmittel – wurde im Wesentlichen übersehen.

Hardys Team betont die folgenden Beobachtungen, die für die Evolution des modernen Menschen mit großem Gehirn essentiell sind:

  • Das menschliche Gehirn benötigt bis zu 25% des Energiehaushalts und bis zu 60% des Blutzuckers des Körpers. Während die Synthese von Glucose aus anderen Quellen möglich ist, ist es nicht der effizienteste Weg, und diese hohen Glucoseanforderungen können schwerlich auf Dauer durch eine Low-Carb-Diät befriedigt werden.
  • Menschliche Schwangerschaft und Milchabsonderung stellen einen Mehrbedarf für den Glucosehaushalt des Körpers dar, und ein niedriger mütterlicher Blutzuckerspiegel gefährdet die Gesundheit sowohl der Mutter als auch ihres Nachwuchses.
  • Stärke stand bereits unseren Vorfahren in der Form von Knollen, Samen, einigen Früchten und Nüssen zur Verfügung.
  • Während rohe Stärke oft nur dürftig von Menschen verdaut werden kann, verliert sie ihre Kristallstruktur beim Kochen und wird dadurch leicht verdaulich.
  • Speichelamylase-Gene sind normalerweise in vielen Kopien beim Menschen vorhanden (im Schnitt ~ 6), aber es gibt nur 2 Kopien bei anderen Primaten. Dies steigert das Ausmaß an produzierter Speichelamylase und dadurch auch die Fähigkeit, Stärke zu verdauen. Der exakte Zeitpunkt, wann sich die Speichelamylase-Gene vervielfachten ist unklar, aber es gibt genetische Hinweise dafür, dass es irgendwann vor ca. 1 Million Jahre geschah.

Koevolution von Kochen, Speichelamylase-Gene und Gehirnwachstum

Hardy legt in der Zeitschrift The Quarterly Review of Biology nahe, dass durch die Verbreitung des Kochens, die Koevolution von Kochen und höherer Kopienanzahl der Speichelamylase- (und möglicherweise der Bauchspeicheldrüsen-Amylase-) Gene die Verfügbarkeit der vorgebildeten Ernährungsglucose Gehirn und Fötus erhöhte. Dies wiederum erlaubte eine Beschleunigung des Gehirnwachstums – was etwa vor 800.000 Jahren geschah.

Das Essen von Fleisch mag die Evolution der größeren Gehirne angestoßen haben, aber ohne das Kochen von stärkehaltiger Nahrung zusammen mit mehr Speichelamylase-Genen wären wir nicht so intelligent, schloss sie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Chicago Press Journals, The Quarterly Review of Biology; August 2015

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