Intelligenz (IQ): Einflussfaktor Natur (grüne Umgebung)
Psychologie-Lexikon – Intelligenz
Kinder, die in weniger natürlichen (weniger grünen) Umgebungen aufwachsen, zeigen eine geringere Intelligenz und mehr Verhaltensauffälligkeiten
28.08.2020 Eine in PLOS Medicine veröffentlichte Studie hat herausgefunden, dass Kinder, die in Gegenden mit wenig Grün (also mit weniger Natur) aufwachsen, bei IQ-Tests (Tests, die den Intelligenzquotienten messen) mit größerer Wahrscheinlichkeit schlechter abschneiden.
Die Wissenschaftler verglichen den IQ von Kindern und die Größe der Grünflächen in der Umgebung, in denen sie aufwuchsen.
Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder, die in Gegenden mit weniger Grün aufwachsen, mehr kognitive Probleme haben als in grüneren Gegenden aufwachsende Kinder. In der aktuellen Studie zeigt sich nun, dass sich die Intelligenz der Kinder in Gegenden mit weniger Natur reduzieren kann.
Die Studie
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Die Arbeit griff auf IQ-Daten aus der East Flanders Prospective Twin Survey zu, einem Register, das als Teil einer Studie über Mehrlingsgeburten in Ostflandern, Belgien, erstellt wurde.
Die Forscher analysierten die Daten von etwas mehr als 600 Kindern im Alter von 10 bis 15 Jahren. Sie beschafften sich auch Satellitenbilder, die die Gebiete abdeckten, in denen die Kinder lebten, so dass sie Parks, große Rasenflächen und andere Grünflächen erfassen konnten.
Im Vergleich weniger IQ-Punkte
Beim Vergleich der Kinder nach ihrer Nähe zu Grünflächen stellten die Forscher fest, dass die Kinder, die in Gegenden mit wenig Grün lebten (3% weniger als in grüneren Gegenden) im Durchschnitt 2,6 IQ-Punkte weniger erzielten.
Die Wissenschaftler betonen, dass die Unterschiede nicht an das wirtschaftliche Niveau gebunden waren; Kinder in wohlhabenderen Gegenden zeigten einen ebenso starken Rückgang der Intelligenz wie Kinder in armen Gegenden mit wenig Natur in der Umgebung.
Die Forscher fanden auch heraus, dass der Rückgang bei den Kindern, die von Natur aus einen niedrigeren IQ hatten, stärker ausgeprägt war.
Verhaltensauffälligkeiten
Die Forscher verglichen die Kinder auch hinsichtlich Verhaltensauffälligkeiten, die mit Aggressivität und kurzen Aufmerksamkeitsspannen verbunden waren.
Sie fanden heraus, dass die Kinder, die in weniger grünen Gegenden leben, in diesem Bereich ebenfalls schlechter abschnitten – im Durchschnitt zwei Punkte schlechter bei den Berichten ihrer Lehrer.
Erklärungsversuch
Die Forscher fanden keine Belege, die erklären könnten, warum Grün das Intelligenzniveau eines Kindes beeinflussen könnte, aber es ist wahrscheinlich, dass Natur / Grün einen Einfluss auf die Reduktion von Stress und die sozialen Aktivitäten hat.
Andere Studien hatten bereits gezeigt, dass das Leben in Gebieten mit wenig Grün einen negativen Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten haben kann.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: PLOS Medicine (2020). DOI: 10.1371/journal.pmed.1003213