Fluide Intelligenz, fluides Denken (Psychologie)

Fluide Intelligenz, fluides Denken (Psychologie)

Psychologie-Lexikon – Intelligenzforschung

Definition

In der Psychologie sind fluide und kristalline Intelligenz Faktoren der generellen bzw. allgemeinen Intelligenz, die ursprünglich von Raymond Cattell identifiziert wurden. Die Konzepte der fluiden Intelligenz wurden von Cattells Schüler John L. Horn weiterentwickelt.

Die fluide Intelligenz oder das fluide Denken ist die Fähigkeit logisch zu denken und neuartige Probleme zu lösen, unabhängig vom bereits bestehenden Wissen über Vergangenes. Es ist die Fähigkeit, neue Probleme zu analysieren, Muster und Beziehungen zu identifizieren, die diesen Problemen zugrundeliegen und die Extrapolation mittels Logik.

Sie ist für alle logischen Problemlösungen notwendig. Fluides Denken beinhaltet induktives und deduktives Denken.

Gehirn-Biomarker der fluiden Intelligenz

Gehirnmarker für numerisches, verbales und räumliches Denken entdeckt

29.06.2016 Eine neue in der Zeitschrift NeuroImage veröffentlichte Studie untersuchte, wie Struktur und Chemie des Gehirns an spezifische Aspekte der „fluiden Intelligenz“ gekoppelt sind, der Fähigkeit, sich an neue Situationen anzupassen und Probleme zu beheben, denen man vorher nie begegnet ist.

Die Studie der University of Illinois berichtet über eine Verbindung zwischen höheren Konzentrationen eines Biomarkers der Energieproduktion im Gehirn und der verbesserten Fähigkeit verbale und räumliche Probleme zu lösen. Sie zeigt auch einen Zusammenhang zwischen der Gehirngröße und dem Lösen von numerischen (Zahlen-bezogenen) Problemen.


Bild: kai stachowiak

Die Studie mit 211 Teilnehmern konnte so eine Verbindung zwischen der Gehirnchemie und der Intelligenz bei lebenden Menschen herstellen, sagten die Studienautoren Dr. Erick Paul und Prof. Aron Barbey.

Verbales-, räumliches und numerisches Denken

Bei der Analyse der Daten beobachteten die Forscher zwei Fazetten der fluiden Intelligenz – eine, die das quantitative bzw. numerische Denken einschließt, und eine andere, die das verbale oder räumliche Denken beinhaltet, sagte Paul. „Eine ähnliche Separation der Denkfähigkeiten wurde bereits in früheren Studien demonstriert“, sagte er.

Die Forscher analysierten mit Hilfe von Magnetresonanz-Spektroskopie die Gehirnkonzentrationen einer Substanz namens NAA (N-Acetylaspartat), ein Nebenprodukt des Traubenzucker-Metabolismus und ein Marker der Energieproduktion. Sie maßen das Gehirnvolumen bei allen Teilnehmern mittels MRT.

Gehirnvolumen und NAA-Konzentration

Die Wissenschaftler fanden, dass die quantitative bzw. numerische Komponente der Intelligenz mit dem Gehirnvolumen zusammenhing, aber nicht mit der NAA-Konzentration im Gehirn.

Und die verbalen und räumlichen Komponenten der Intelligenz waren verbunden mit der NAA-Konzentration, aber nicht mit dem Hirnvolumen.

Das Team beobachtete dieselben grundlegenden Beziehungen bei der getrennten Analyse von Männern und Frauen.

Die Ergebnisse unterstützen die bisher gesammelten Befunde, dass fluide Intelligenz verschiedene und doch zueinander in Beziehung stehende Prozesse im Gehirn involviert, sagte Paul.

Sicher gibt es viele Dinge im Gehirn, die die Intelligenz einer Person bestimmen, und das Ziel ist, die Puzzle-Stücke zusammenzufügen, sagte er.

Diese zwei Gehirnbiomarker, Gehirnvolumen und NAA, geben uns jeder unabhängige Informationen über die fluide Intelligenz. Es gibt andere Eigenschaften des Gehirns, die wir messen können, und diese anderen Eigenschaften gehen einher mit diesen unterschiedlichen Facetten der fluiden Intelligenz, sagte er.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Illinois, NeuroImage – doi:10.1016/j.neuroimage.2016.05.037; Juni 2016

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