Aufmerksamkeit und das Gehirn

Aufmerksamkeit und das Gehirn

Gehirnforschung – Kognitive Psychologie

Das menschliche Gehirn teilt die Aufmerksamkeit basierend auf der bekannten Größe der Objekte zu

08.01.2019 Ein Stoppschild an einer Kreuzung scheint größer zu sein als ein geparktes Auto auf der anderen Straßenseite. Will unser Gehirn uns einen Streich spielen?

Untersuchung der Aufmerksamkeitszuteilung

Forscher gewannen wichtige Erkenntnisse darüber, wie das menschliche Gehirn Informationen verarbeitet und Aufmerksamkeit zuweist. Ihre in Nature Human Behavior veröffentlichte Studie zeigt, dass Menschen Objekten Aufmerksamkeit zuteilen basierend auf deren realen Größen, anstatt darauf, wie sie vom Auge wahrgenommen werden.

Da eine Person nur auf eine begrenzte Menge an Informationen gleichzeitig achten kann, verwendet unser Gehirn die Objektgröße, um festzustellen, wie viel Aufmerksamkeit sie diesem Objekt zuweisen muss, sagt Sarah Shomstein von der George Washington Universität.

Wie unsere Augen ein Objekt wahrnehmen, kann sich jedoch von der tatsächlichen Größe unterscheiden, wie z.B. ein Auto, das groß erscheint, wenn es nah ist, und klein, wenn es weit weg ist.

Größe eines Objekts

aufmerksamkeit
Bild: Gerd Altmann

Die Studie hat zum ersten Mal gezeigt, dass das Gehirn die Aufmerksamkeit basierend auf unserem Wissen über die Größe eines Objekts anpasst, nicht wie unsere Augen es sehen.

Die Forschungsarbeit legt nahe, dass die Aufmerksamkeitszuweisung trainiert werden kann, was zu Verbesserungen und Effizienz bei der Ausführung wichtiger Aufgaben führen könnte.

Um festzustellen, ob das menschliche Gehirn differenziert je nach Größe eines Objekts Aufmerksamkeit zuteilt, zeigten Shomstein und ihr Team den Teilnehmern mehrere Bilder von kleinen und großen Alltagsgegenständen, präsentierten sie aber in einer identischen festen Größe. Das Team maß, wie lange die Teilnehmer brauchten, um die Objekte zu identifizieren, die in Bildern eingebettet waren.

Die Forscher fanden heraus, dass die Reaktionen bei bekannten kleineren, realitätsnahen Objekten schneller waren als bei größeren, obwohl der Platz, den beide Objekte auf dem Auge einnahmen, gleich war.

Das Wissen über die Größe des Objekts

Wenn Objekte von gleicher Größe auf dem Auge erscheinen, man aber weiß, dass eines von ihnen kleiner ist – wie z.B. ein Domino in der Nähe gegenüber einem Billardtisch in der Ferne – dann schenkt man dem kleineren Gegenstand mehr Aufmerksamkeit, sagte Shomstein. Das Wissen über die Größe des Objekts überschreibt seine physische Größe und passt an, wie viel Aufmerksamkeit das Gehirn den Objekten widmet.

Die Forscher zeigten den Teilnehmern auch Bilder von Alltagsgegenständen auf einem Bildschirm und baten sie, die Größe jedes Objekts auf einer Skala von eins bis sechs zu bewerten, wobei eines sehr klein und sechs sehr groß ist.

Die Ergebnisse zeigten einen direkten Zusammenhang zwischen der Bewertung der Größe jedes Objekts durch die Teilnehmer und der Dauer der Reaktion auf Zielreize im Bild.

Die persönlichen Bewertungen des Gehirns bestimmen, wie effizient man bei der Aufmerksamkeitszuweisung dieses Objekts sein wird, sagte Co-Autor Andrew J. Collegio. Wenn man denkt, dass der Billardtisch wirklich groß ist, dann wird die Aufmerksamkeit weniger fokkussiert sein.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Nature Human Behavior – https://doi.org/10.1038/s41562-018-0485-2

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