Intuition (Psychologie)
Psychologie-Lexikon – Kognitive Psychologie
Definition
Intuition ist die Fähigkeit, Wissen ohne Beweise, Belege oder bewusste Argumentation zu erwerben, oder ohne zu verstehen, wie das Wissen erworben wurde. In der neueren Psychologie umfasst Intuition die Fähigkeit, gültige Lösungen für Probleme und Entscheidungsfindung zu erfassen, ohne bewusste Schlussfolgerungen des Verstandes.
Umgangssprachlich wird Intuition oft mit „aus dem Bauch heraus“ bzw. mit dem „Bauchgefühl“ übersetzt.
Verschiedene Autoren messen dem Begriff ‚Intuition‘ eine große Vielfalt unterschiedlicher Bedeutungen zu, vom
- direkten Zugang zu unbewusstem Wissen,
- unbewusster Erkenntnis,
- innerer Erkenntnis,
- innerer Einsicht in unbewusste Mustererkennung und
- der Fähigkeit, etwas Instinktives zu verstehen, ohne die Notwendigkeit eines bewussten Denkens.
Oftmals wird das Wort ‚Intuition‘ auch missverstanden oder missgedeutet als Instinkt, Wahrheit, Glaube, Bedeutung.
Viele Menschen schätzen ihre intuitiven Fähigkeiten falsch ein
31.07.2017 In einer aktuellen in der Zeitschrift Social Psychological and Personality Science publizierten Forschungsarbeit testeten Psychologen, inwiefern Aussagen zur eigenen intuitiven Fähigkeit mit Testergebnissen der tatsächlichen Intuitionsleistung übereinstimmen.
Verzerrte Einschätzungen
Bild: Sophie Janotta (pixabay)
Die Forscher um Dr. Mario Weick und Stefan Leach vom Fachbereich Psychologie der Universität Kent fanden heraus, dass das Ausmaß, in dem sich die Menschen ihrer Intuition (Definition) sicher sind und dies auch behaupten, oftmals keinen Hinweis darauf geben kann, wie gut ihre Intuition tatsächlich ist.
Die Psychologen ließen 400 Studienteilnehmer aus Großbritannien und den USA einen Fragebogen ausfüllen, um herauszufinden, wie „intuitiv“ sie sich einschätzten.
Die Teilnehmer sollten dann eine Reihe von Aufgaben durchführen, die das Lernen neuer und komplexer Verknüpfungen zwischen Buchstaben und Bildern beinhalteten. Diese Assoziationen folgten bestimmten Mustern, und die Aufgaben sollten das Lernen der zugrundeliegenden Regeln fördern, ohne dass dies den Probanden klar wurde (also intuitiv lernen).
Intuitives Lernen
Teilnehmer, die sich als intuitiv bezeichneten, schnitten jedoch bei den Intuitionstests nicht besser ab bzw. zeigten keinen überlegeneren Einblick in die Regeln als Probanden, die sich selbst nicht als intuitiv bezeichneten.
Die Forscher befragten die Teilnehmer auch noch genauer zur Aufgabenstellung und wie zuversichtlich sie waren, dass ihre Intuitionen richtig waren.
Es stellte sich heraus, dass diese Verbindung zwischen der Annahme einer starken Intuition und dem guten Abschneiden beim Intuitionstest sehr schwach war: Neun von zehn Malen machten Teilnehmer, die sich selbst als sehr intuitiv einschätzten, es nicht besser als Personen, die sich selbst eine gering ausgeprägte Fähigkeit der Intuition bescheinigten.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Kent; Social Psychological and Personality Science – DOI: https://doi.org/10.1177/1948550617706732; Juli 2017
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