Kognitive Verzerrung (Psychologie)
- Definition
- Psychologen bezweifeln Zusammenhang zwischen unbewusster kognitiver Verzerrung und Verhalten
- Weitere News aus der Forschung dazu
Definition
Definition: Eine kognitive Verzerrung (cognitive bias) ist ein systematisches Muster der Abweichung von der Norm oder Rationalität im Urteil. Individuen schaffen ihre eigene „subjektive soziale Realität“ aus ihrer Wahrnehmung des Inputs. Kognitive Bias ist also eine (meist unbewusste) systematische fehlerhafte Neigung bei der Wahrnehmung, dem Erinnern, dem Denken und Urteilen.
Die Konstruktion der sozialen Realität eines Individuums, nicht der objektive Input, kann dessen Verhalten in der sozialen Welt bestimmen. So können kognitive Verzerrungen manchmal zu Wahrnehmungsverzerrungen, ungenauem Urteilsvermögen, unlogischer Interpretation oder dem, was allgemein als Irrationalität bezeichnet wird, führen.
Einige kognitive Verzerrungen: Backfire-Effekt, Fortschrittsverzerrung, Überzeugungsbias, Decoy-Effekt, Dunning-Kruger-Effekt, Halo-Effekt, rosarote Brille.
Psychologen bezweifeln Zusammenhang zwischen unbewusster kognitiver Verzerrung und Verhalten
05.07.2019 Eine im Journal of Personality & Social Psychology veröffentlichte psychologische Studie stellt die Wirksamkeit eines populären Konzepts zur Bewältigung sozialer Probleme wie Diskriminierung in Frage.
Implizite Bias bzw. kognitive Verzerrung – ein Begriff für automatisch aktivierte Assoziationen – wird oft als Hauptursache für die Diskriminierung sozialer Gruppen wie Frauen und rassische Minderheiten angesehen. Das Erkennen und Verstehen impliziter kognitiver Verzerrungen und die Veränderung des Verhaltens, das darauf basiert, ist seit langem ein Ziel von Menschen, die solche Probleme anzugehen versuchen.
Patrick Forscher vom Fachbereich Psychologie der Universität Arkansas und Kollegen untersuchten 492 Studien mit 87.418 Teilnehmern zur Veränderung kognitiver Verzerrungen. Die Psychologen wollten die Verfahren untersuchen, die vorgaben, diese impliziten mentalen Verzerrungen verändern zu können.
Wenig Belege für wirkliche Veränderung der kognitiven Bias
Bild: pixabay
Die Wissenschaftler fanden heraus: Kognitive Verzerrungen konnten zwar geändert werden, aber nur ein kleiner Prozentsatz der untersuchten Studien untersuchte dies über eine längere Zeitdauer, oder ob die Veränderungen das Verhalten beeinflussten.
Wenn man hört, dass Menschen in den Medien über kognitive Verzerrungen sprechen, gibt es oft diese Annahme, dass man ein implizites Verzerrungstraining macht und die Effekte lange Zeit anhalten, sagen die Forscher. Aber kaum eine der Studien, die sie in ihrer Analyse erfassten, hatte überhaupt versucht, Veränderungen über einen längeren Zeitraum zu untersuchen.
Millionen von Menschen, die daran interessiert sind, ihre eigene implizite Verzerrung zu beurteilen, haben Tests wie den Implicit Association Test durchgeführt, der im Internet verfügbar ist, und viele Unternehmen haben Programme entwickelt, um Probleme anzugehen, die sich aus kognitiven Verzerrungen ergeben, wie geschlechtsspezifische Lohnunterschiede und Diskriminierung bei der Einstellung.
Keine Verhaltensveränderungen?
Das Versprechen ist: Wenn ich ändern kann, was das Resultat (der Score bei den Tests) hervorbringt, löse ich dieses große Problem, schreiben die Forscher. Die Anbieter bieten individuelle, einfache Lösungen an, sagen sie.
Aber die Psychologen fanden wenig Belege dafür, dass kognitive Verzerrungen langfristig verändert werden können, und noch weniger Nachweise dafür, dass solche Veränderungen zu Verhaltensveränderungen führen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Personality and Social Psychology – DOI: 10.1037/pspa0000160
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