Musik und Sprache
Musik und das Gehirn
Wie sich eine musikalische Ausbildung auf die Sprachverarbeitung auswirkt
07.12.2017 Musikalisches Training ist mit verschiedenen kognitiven Verbesserungen und einer tiefgreifenden Plastizität des menschlichen Gehirns verbunden. Zu den Vorzügen der musikalischen Ausbildung gehört es, die kognitiven und neurobiologischen Grundlagen der Sprachverarbeitung zu verbessern, insbesondere in schwierigen akustischen Umgebungen wie zum Beispiel in lauten Restaurants.
Die Mechanismen des Gehirns, die solche potenziellen Vorteile der Sprachwahrnehmung unterstützen, sind jedoch nicht genau bekannt.
Verbesserung der Sprachwahrnehmung
Eine Hirnbildstudie von Dr. DU Yi vom Institut für Psychologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und Kollegen von der McGill Universität hat ergeben, dass Musiktraining die Sprachwahrnehmung in lauten Umgebungen verbessern könnte, indem es die neuronale Grundlage in der auditiven Bottom-up-Kodierung, der sprachlich-motorischen Top-down-Vorhersage und der crossmodalen auditiven motorischen Integration verbessert.
Bild: Gerd Altmann
Die im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichte Studie analysierte die Hirnaktivität mit Hilfe von funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) von 15 Musikern und 15 Nicht-Musikern, alle im Durchschnitt 21,5 Jahre alt, während sie Sprachsilben vor wechselnden Hintergrundgeräuschen erkennen sollten.
Die Musiker hatten ihre musikalische Ausbildung bereits vor dem siebten Lebensjahr begonnen und mindestens 10 Jahre Musikunterricht erhalten. Sie hatten in den letzten drei Jahren durchgehend (mehr als 2 mal pro Woche) mit Musikinstrumenten geübt.
Die beiden Gruppen zeigten keinen Unterschied im Hörvermögen, in der Bildung, im auditorischen Arbeitsgedächtnis oder beim nonverbalen IQ.
Verstärkte Aktivierung des Gehirns in Geräusch-Umgebungen
Während die beiden Gruppen unter No-Noise-Bedingungen (also Umgebungen ohne Geräusche oder Lärm) gleichermaßen abschnitten, übertrafen die Musiker bei allen anderen Signal-Rausch-Verhältnissen die Nicht-Musiker. Diese Fähigkeit war mit einer verstärkten Aktivierung der linken unteren frontalen und rechten Hörbereiche im Gehirn der Musiker verbunden.
Weitere Analysen ergaben, dass die mit Phonemen (zur Bildung von Silben) verknüpften neuronalen Muster in den bilateralen Hörregionen und den frontalen motorischen Regionen des Gehirns zur Sprachproduktion der Musiker im Vergleich zu Nichtmusikern ausgeprägter waren.
Darüber hinaus stärkte Musikunterricht die funktionelle Vernetzung des auditiven-motorischen-Netzwerks, das mit einer besseren Performance einherging.
Verbesserung von Gehör und motorischem Sprachsystem
Wichtig ist die Erkenntnis, dass musikalisches Training die Ohren (das Gehör) und die Lippen / Zunge (das motorische Sprachsystem) schärft und verbindet, so dass die Person Sprache besser hören kann, sagen die Neurowissenschaftler.
Die Befunde vertiefen nicht nur unser Verständnis der neuronalen Mechanismen, die der Plastizität des Musiktrainings bei der Verarbeitung von Sprache zugrundeliegen, sondern weisen auch auf das große Potenzial von musikalischen Trainingsprogrammen zur Linderung von Sprach-Wahrnehmungsproblemen, die häufig in alternden Bevölkerungsgruppen und im Zusammenhang mit Hörstörungen beobachtet werden, schließen die Forscher.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: CAS Key Laboratory of Behavioral Science, Institute of Psychology, Chinese Academy of Sciences; McGill University; Proceedings of the National Academy of Sciences – DOI: 10.1073/pnas.1712223114; Dez. 2017
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