Mobiltelefon (Smartphone, Handy)
Gehirnentwicklung des Kindes
Nutzung während der Schwangerschaft und die neuronale Entwicklung des Kindes
05.09.2017 Die Nutzung von Mobiltelefonen (Handy, Smartphone) während der Schwangerschaft wirkt sich wahrscheinlich nicht negativ auf die Hirnentwicklung des Nachwuchses aus.
Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die in der Zeitschrift BMC Public Health veröffentlicht wurde.
Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern
Die Ergebnisse liefern weitere Belege dafür, dass die Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern, die mit der mütterlichen Nutzung von Mobiltelefonen während der Schwangerschaft verbunden sind, nicht mit der Entwicklung des Nervensystems bei Kindern zusammenhängt.
Dr. Eleni Papadopoulou, Studienautorin des norwegischen Instituts für öffentliche Gesundheit, sagte, dass die Sorge um eine Schädigung des Fötus durch hochfrequente elektromagnetische Felder, wie sie z. B. von Mobiltelefonen ausgehen, hauptsächlich durch Berichte aus Tierversuchsstudien mit nicht einheitlichen Ergebnissen ausgelöst wird.
Auch wenn es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, stützen unsere Ergebnisse nicht die Annahme, dass die Nutzung des Mobiltelefons während der Schwangerschaft schädliche Auswirkungen auf die Sprache, die Kommunikation und die motorischen Fähigkeiten des Kindes hat.
Mobiltelefonnutzung u. neurologische Entwicklung
Bild: Jan Vasek
Die Forscher analysierten Daten einer großen repräsentativen norwegischen Schwangerschaftskohortenstudie namens MoBa, in der die Daten von 45.389 Mutter-Kind-Paaren während und nach der Schwangerschaft ausgewertet wurden.
Die in dieser Studie verwendeten Daten verglichen die selbstberichteten Fragebogen-Daten zur mütterlichen Mobiltelefonnutzung mit der neurologischen Entwicklung der Kinder im Alter von 3 und 5 Jahren.
Positive Auswirkungen?
Professor Jan Alexander, Studienautor des norwegischen Instituts für öffentliche Gesundheit, sagte, dass die Untersuchung zum ersten Mal zeige, dass die mütterliche Nutzung von Mobiltelefonen tatsächlich positive Auswirkungen haben könnte.
Genauer gesagt war die Verwendung von Smartphones und Handys in der Schwangerschaft mit einem geringeren Risiko verbunden, dass das Kind im Alter von 3 Jahren geringere sprachliche und motorische Fähigkeiten hatte.
Obwohl die Forscher die Ergebnissen um wichtige soziodemographische Merkmale sowie um die Persönlichkeit der Mutter und psychologische Faktoren bereinigt haben, glauben sie, dass dieser Schutzeffekt eher durch Faktoren erklärt wird, die nicht in dieser Studie gemessen wurden und sich auf die Mobiltelefonnutzung und die Gehirnentwicklung des Kindes auswirken, als durch die mütterliche Mobiltelefonnutzung an sich.
Satzkomplexität, Grammatik, Sprachverzögerung
Die Forscher fanden heraus, dass Kinder von Müttern mit Mobiltelefonen
- ein um 27% geringeres Risiko für eine geringere Satzkomplexität,
- ein um 14% geringeres Risiko für unvollständige Grammatik und
- ein um 31% geringeres Risiko für eine moderate Sprachverzögerung im Alter von 3 Jahren hatten,
verglichen mit Kindern von Müttern, die keine Mobiltelefone nutzten.
Motorische Fähigkeiten
Sie stellten auch fest, dass Kinder von ‚Mobilfunk-Müttern‘ im Alter von 3 Jahren ein um 18% geringeres Risiko für geringere motorische Fähigkeiten hatten als die Kinder von Müttern ohne Mobiltelefone. Die positiven Effekte blieben auch nach der Bereinigung um relevante Störfaktoren erhalten und blieben auch im Verhältnis zur berichteten Mobiltelefon-Nutzung durch die Mütter stabil.
Professor Alexander sagte, die Studie belege, dass die Benutzung des Mobiltelefons durch schwangere Frauen nicht mit dem Risiko verbunden ist, die Entwicklung des Fötus zu schädigen.
Die positiven Wirkungen, die die Neurowissenschaftler berichten, sollten mit Vorsicht interpretiert werden, da die in Beobachtungsstudien üblichen Limitationen bestehen, aber die Ergebnisse sollten zumindest die Bedenken der Mütter reduzieren, ihr Mobiltelefon während der Schwangerschaft zu benutzen, schließen die Forscher.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Norwegian Institute of Public Health, BMC Public Health – http://dx.doi.org/10.1186/s12889-017-4672-2; Sept. 2017