Kreativität und Musik

Kreativität durch / und Musik

Fröhliche Musik kann divergente Kreativität fördern

06.09.2017 Laut einer in PLOS ONE veröffentlichten Studie der University of Technology Sydney kann fröhliche Musik die Fähigkeit zur Erzeugung von innovativen Lösungen fördern – im Vergleich zu Stille.

Emotionale Valenz und Erregung

Um die Wirkung von Musik auf die kreative Kognition zu untersuchen, füllten 155 Teilnehmer Fragebögen aus und wurden gruppenweise verschiedenen experimentellen Bedingungen zugeteilt.


Bild: Gerd Altmann

Jede Gruppe hörte eine von vier verschiedenen Musikrichtungen, die je nach emotionaler Valenz bzw. Wertigkeit (positiv, negativ) und Erregung (hoch, niedrig) als ruhig, fröhlich, traurig oder ängstlich eingestuft wurden, während eine Kontrollgruppe der Stille lauschte.

Divergente und konvergente Kreativität

Nachdem die Musik zu spielen begann, führten die Teilnehmer verschiedene kognitive Aufgaben durch, die ihr divergentes und konvergentes kreatives Denken erprobten.

Die Teilnehmer mit den originellsten und nützlichsten Lösungen für eine Aufgabe erreichten bei der divergenten Kreativität höhere Werte, während die Teilnehmer mit den bestmöglichen Lösungen für eine Aufgabe bei der konvergenten Kreativität höhere Werte erreichten.

Vivaldis ‚Vier Jahreszeiten‘

Die Forscher fanden heraus, dass das Hören von ‚fröhlicher Musik‘, die sie als klassische Musik mit positiver Valenz und hoher Erregung definierten – in diesem Fall: Der Frühling aus Antonio Vivaldis Vier Jahreszeiten, das divergente kreative Denken im Vergleich zur Stille erleichterte.

Die Studienautoren legen nahe, dass die in der fröhlichen Musik agierenden Variablen die Flexibilität des Denkens verbessern können, so dass zusätzliche Lösungen von den Teilnehmern in Betracht gezogen würden, was möglicherweise nicht so leicht in einer stillen Umgebung möglich ist.

Im Hinblick auf die konvergente Kreativität wurde kein Effekt durch Musik beobachtet.

Kreative Kognition

Diese Studie zeigt, dass die kreative Kognition durch Musik verbessert werden kann, und weitere Forschungen könnten untersuchen, wie verschiedene Umgebungsklänge die Kreativität beeinflussen können und Teilnehmer verschiedener Kulturen, Altersgruppen und Ebenen der Musikerfahrung einschließen.

Die Studienbefunde lassen auch vermuten, dass Musikhören das kreative Denken in verschiedenen wissenschaftlichen, pädagogischen und organisatorischen Kontexten auf kostengünstige und effiziente Weise fördern könnte.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: PLOS ONE; University of Technology Sydney; Sept. 2017

Wie Musikhören die Kreativität „erheblich beeinträchtigt“

27.02.2019 Die populäre Ansicht, dass Musik die Kreativität fördere, wird von einer aktuellen psychologischen Forschungsarbeit in Frage gestellt, wonach Musikhören genau den gegenteiligen Effekt hat.

Psychologen von der Universitäten Central Lancashire, Gävle in Schweden und Lancaster untersuchten den Einfluss von Hintergrundmusik auf die Leistungsfähigkeit, indem sie Personen mit verbalen Erkenntnisaufgaben konfrontierten, von denen angenommen wird, dass sie die Kreativität anregen.

Beeinträchtigung der kreativen Performance

Sie fanden heraus, dass Hintergrundmusik die Fähigkeit zur Bearbeitung von Aufgaben zur verbalen Kreativität „erheblich beeinträchtigt“ – es gab jedoch keinen Effekt bei Hintergrundgeräuschen einer Bibliothek.

Die Forscher verwendeten drei Experimente mit verbalen Aufgaben in einer ruhigen Umgebung oder unter Belastung:

  1. Hintergrundmusik mit fremden (unbekannten) Texten
  2. Instrumentalmusik ohne Text
  3. Musik mit bekannten Texten

Störung des verbalen Arbeitsgedächtnisses

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Bild: Gerd Altmann

Neil McLatchie von der Lancaster Universität sagte, dass sie starke Hinweise auf Leistungseinbußen bei der Wiedergabe von Hintergrundmusik im Vergleich zu ruhigen Hintergrundbedingungen beobachteten.

Die Psychologen vermuten im Fachblatt Applied Psychology: An International Review, dass Musik das verbale Arbeitsgedächtnis stören könnte.

Im dritten Experiment – die Auseinandersetzung mit Musik mit vertrauten Texten – beeinträchtigte die Kreativität, unabhängig davon, ob die Musik auch die Stimmung verbesserte, eine positive Stimmung hervorrief, von den Teilnehmern gemocht wurde oder ob die Teilnehmer üblicherweise bei Musik lernten.

Konstante Geräuschkulisse stört nicht

Es gab jedoch keinen signifikanten Unterschied bei der Ausführung der verbalen Kreativitätsaufgaben zwischen den Geräuschbedingungen Ruhe und Bibliothek.

Die Psychologen vermuten, dass Bibliotheksgeräusche eine „konstante“ Umgebung bieten, die nicht so störend ist.

Zusammenfassend stellen die Ergebnisse hier die weit verbreitete Ansicht in Frage, dass Musik die Kreativität fördert, und zeigen stattdessen, dass Musik, unabhängig von der Präsenz semantischer Inhalte (keine Texte, vertraute Texte oder unbekannte Texte), konsequent die kreative Leistung bei der Lösung von Erkenntnisproblemen stört.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Applied Psychology: An International Review – https://dx.doi.org/10.1002/acp.3532

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