Narzissmus in der Politik
Persönlichkeitspsychologie
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Narzissten beteiligen sich eher an der Politik
26.09.2020 Eine politisch engagierte Wählerschaft ist der Schlüssel zu jeder funktionierenden Demokratie, aber nicht jeder nimmt an Wahlen und anderen politischen Aktivitäten teil. Neue Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen mit einer ausgeprägteren narzisstischen Persönlichkeit auch politisch aktiver sind.
Viel Aufmerksamkeit wurde den sozialen, institutionellen und Motivationsfaktoren gewidmet, die eine politische Beteiligung beeinflussen, wobei ein erneutes Interesse an psychologischen Motivationen zu verzeichnen ist. Ein Wesenszug, der eine tiefe theoretische Verbindung zur Partizipation hat, aber noch nicht ausreichend erforscht ist, ist der Narzissmus.
Der Anteil der narzisstischen Ansichten in der Politik
Bild: pixabay
Die Forscher sagen, da Menschen mit einem höheren Grad an Narzissmus buchstäblich mehr reden, werden ihre Ansichten mit größerer Wahrscheinlichkeit gehört.
Auf der Grundlage von drei Studien in den Vereinigten Staaten und in Dänemark, von denen zwei auf nationaler Ebene repräsentativ sind, konnten die Forscher Zoltán Fazekas von der Copenhagen Business School Denmark und Peter K. Hatemi von der The Pennsylvania State University, USA feststellen, dass Personen mit einem höheren Ausmaß an Narzissmus (gemessen mit dem Narcissistic Personality Inventory-40; NPI-40) sich stärker an der Politik beteiligen.
Z.B. traten sie mehr mit Politikern in Kontakt, unterzeichneten mehr Petitionen, nahmen an mehr Demonstrationen teil, spendeten mehr Geld und nahmen an mehr Zwischenwahlen teil.
Überlegenheitsgefühle und Autorität/Führung
Sowohl die agitatorischen als auch die antagonistischen Komponenten des Narzissmus standen in einem positiven und negativen Zusammenhang mit verschiedenen Arten der politischen Beteiligung, wenn man die Teilfaktoren unabhängig voneinander erforscht.
Überlegenheitsgefühle und Autorität/Führung waren positiv mit der politischen Beteiligung verbunden, während Selbstgenügsamkeit negativ mit der Beteiligung verbunden war.
Anspruchsdenken / Exploitativeness (Ausbeutertum)
Darüber hinaus stand der kombinierte Faktor Anspruchsdenken / Exploitativeness (Ausbeutertum) in negativem Zusammenhang mit der Wahlbeteiligung, allerdings nur bei mittelfristigen Wahlen. Insgesamt stützen die Ergebnisse eine Sichtweise der politischen Partizipation, die sich zum Teil aus instrumentellen Motivationen ergibt, schreiben die Studienautoren.
Es fällt wohl nicht schwer sich vorzustellen, dass diejenigen, die hochgradig narzisstisch am politischen Prozess teilnehmen, eine gewisse Rolle im gegenwärtigen Zustand unserer Demokratie zu spielen scheinen, sagt Hatemi. Wenn Menschen, die mehr an ihrem eigenen persönlichen Gewinn und Status interessiert sind, sich stärker an Wahlen beteiligen, dann können wir erwarten, dass Kandidaten auftauchen, die ihre Wünsche widerspiegeln – Narzissmus erzeugt Narzissmus.
Zukunft der westlichen Demokratien in Gefahr
Das Gesamtbild ist, dass Menschen, die an sich selbst glauben und glauben, dass sie besser als andere sind, sich mehr am politischen Prozess beteiligen, sagte Hatemi. Gleichzeitig ist es aber auch weniger wahrscheinlich, dass selbstgenügsamere Personen sich am politischen Prozess beteiligen.
Das bedeutet, dass sich die Politik und die Wahlergebnisse zunehmend von denen bestimmen lassen könnten, die mehr für sich wollen, aber weniger zu geben bereit sind.
Es sei zwar schwierig, eine Lösung zu finden, doch wäre es ein guter Anfang, wenn das politische Engagement einer vielfältigeren Wählerschaft erhöht und gleichzeitig eine Überrepräsentation des Narzissmus verringert werden könnte.
Eine erfolgreiche demokratische Praxis erfordert Vertrauen in die Institutionen, Effizienz und Engagement im demokratischen Prozess, sagte Hatemi. Wenn die narzisstischeren Menschen sich am stärksten engagieren und der politische Prozess selbst den Narzissmus in der Öffentlichkeit vorantreibt, könnte meiner Meinung nach die Zukunft unserer Demokratie in Gefahr sein, so Hatemi.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Personality and Social Psychology Bulletin (2020). DOI: 10.1177/0146167220919212