Schizotypie und das Gehirn

Schizotypie und das Gehirn

Menschen mit einem hohen Grad an schizotypischen Merkmalen weisen eine veränderte strukturelle und funktionelle Konnektivität des Gehirns auf

26.08.2020 Schizophrenie ist eine komplexe psychiatrische Störung, die ein breites Spektrum kognitiver, emotionaler und sozialer Funktionsbeeinträchtigungen und eine veränderte Hirnstruktur umfasst.

Neuere Erkenntnisse legen einen Kontinuum-Ansatz nahe: dass kontinuierliche Symptome und Merkmale, die mit der psychiatrischen Störung zusammenhängen, als Risikomerkmale für die Entwicklung der entsprechenden Störungen integriert werden können.


Bild: Gerd Altmann

Die Schizotypie bezieht sich auf schizophrenieähnliche Merkmale unterhalb der klinischen Schwelle in der Allgemeinbevölkerung. Einer der phänotypischen Marker wird die potenzielle Veränderung der Hirnstruktur und der funktionellen Konnektivität sein, die mit den Störungen einhergehen.

Es ist jedoch noch unklar, ob die Schizotypie mit spezifischen Veränderungen der Konnektivität des Gehirns verknüpft ist.

Um diese Wissenslücke zu schliessen, haben Dr. Raymond Chan und seine Mitarbeiter vom Institut für Psychologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) die mit der Schizotypie verbundenen Veränderungen der Hirnstruktur und der funktionellen Konnektivität untersucht.

Sie untersuchten 87 Teilnehmer mit einem hohen Grad an schizotypischen Merkmalen und 122 Teilnehmer mit einem niedrigen Grad an schizotypischen Merkmalen mit Hilfe von Ruhezustands- und Diffusionstensor-Bildgebungsscans.

Den Forschern zufolge wiesen Teilnehmern mit stark ausgeprägten schizotypischen Merkmalen

  • eine erhöhte strukturelle Konnektivität innerhalb des Aufgabenkontrollnetzwerks und innerhalb des Standardmodusnetzwerks auf;
  • eine erhöhte Variabilität und verminderte Stabilität der funktionellen Konnektivität innerhalb des Standardmodusnetzwerks und zwischen dem auditorischen Netzwerk und dem subkortikalen Netzwerk; und
  • eine verminderte statische mittlere funktionelle Konnektivitätsstärke, die hauptsächlich mit dem sensomotorischen Netzwerk, dem Standardmodusnetzwerk und dem Aufgabenkontrollnetzwerk assoziiert ist.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Personen mit einem hohen Grad an schizotypischen Merkmalen sowohl kompensatorische als auch defizitäre Konnektivität aufweisen, die hauptsächlich mit dem Standardmodus-Netzwerk, dem Aufgabenkontrollnetzwerk und dem sensomotorischen Netzwerk verknüpft sind.

Diese Befunde deuten daher auf die zugrundeliegenden adaptiven Veränderungen der Konnektivität des Gehirns bei Personen mit einem hohen Schizotypie-Ausmaß hin und liefern eine mögliche neurobiologische Grundlage für die Hypothese der Konnektivitätsdekompensation bei Schizophrenie-Spektrum-Störungen, schließen die Wissenschaftler in Psychological Medicine.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Psychological Medicine (2020). DOI: 10.1017/S0033291720002445

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