Neuronale Korrelate der mentalen Zeitreise bei Personen mit ausgeprägter Schizotypie
28.02.2023 Mentale Zeitreisen (Mental time travel: MTT) beziehen sich auf die Fähigkeit, vergangene Ereignisse erneut zu erleben und mögliche zukünftige Ereignisse durch mentale Simulationen zu antizipieren. Sie spielt eine wichtige Rolle in unserem täglichen Leben, ein optimales soziales Verhalten zu ermöglichen.
Jüngste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Personen mit einem hohen Maß an Schizotypie eine schlechte schlechte Fähigkeit für mentale Zeitreisen aufweisen. Der zugrundeliegende psychologische Prozess und der neuronale Mechanismus für dieses MTT-Problem sind jedoch noch nicht vollständig geklärt.
Um diese Frage zu klären, haben Dr. Wang Ya und Raymond Chan vom Institut für Psychologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften eine Studie durchgeführt, um die neuronalen Korrelate von mentalen Zeitreisen bei 38 Teilnehmern mit hoher und 35 mit geringer Schizotypie zu untersuchen. Alle Teilnehmer absolvierten ein aufgabenbasiertes MTT-Paradigma, während sie sich einem Gehirnscan unterzogen.
Das MTT-Bildgebungsparadigma verlangte von allen Teilnehmern, sich an vergangene Ereignisse zu erinnern, sich mögliche zukünftige Ereignisse im Zusammenhang mit Schlüsselwörtern vorzustellen oder Beispiele im Zusammenhang mit Kategoriebegriffen zu erzeugen.
Aktivitäten im Gehirn
In Bezug auf die Fähigkeit, sich an vergangene Ereignisse zu erinnern, zeigten die Ergebnisse eine stärkere Aktivierung im Precuneus, im bilateralen posterioren cingulären Kortex, im Thalamus und im mittleren frontalen Gyrus als beim episodischen Zukunftsdenken.
Insbesondere zeigten Teilnehmer mit einem hohen Grad an Schizotypie eine geringere Aktivierung im linken anterioren cingulären Kortex, wenn sie sich an vergangene Ereignisse erinnerten, und im medialen frontalen Gyrus, wenn sie sich mögliche zukünftige Ereignisse vorstellten, als Teilnehmer mit einem niedrigen Grad an Schizotypie.
Darüber hinaus zeigten Teilnehmer mit einem hohen Grad an Schizotypie auch funktionelle Konnektivität zwischen dem linken anterioren cingulären Kortex und dem rechten Thalamus sowie zwischen dem medialen frontalen Gyrus (Seed) und dem linken Kleinhirn, während sie die MTT-Aufgabe durchführten. Teilnehmer mit geringer Schizotypie wiesen diese funktionellen Verknüpfungen jedoch nicht auf.
Insgesamt deuten diese vorläufigen Ergebnisse darauf hin, dass die MTT-Defizite bei Personen mit ausgeprägter Schizotypie durch eine verminderte Hirnaktivierung bedingt sein könnten. Diese Ergebnisse haben Auswirkungen auf die Formulierung und Entwicklung von Interventionen für Menschen mit MTT-Problemen oder -Beeinträchtigungen.
© Psylex.de – Quellenangabe: Progress in Neuro-Psychopharmacology and Biological Psychiatry (2023). DOI: 10.1016/j.pnpbp.2023.110734
Ähnliche Artikel / News / Themen
- Schizotypie und das Gehirn
- Menschen mit einem hohen Grad an schizotypischen Merkmalen weisen eine veränderte strukturelle und funktionelle Konnektivität des Gehirns auf