Lebenszufriedenheit News/Forschung III

Lebenszufriedenheit

Positive Psychologie / Glücksforschung

Einfluss von elterlichem Bindungstyp und Fürsorgeverhalten

15.09.2015 Lebenszufriedenheit und psychische Gesundheit werden bis ins hohe Alter durch das in der Kindheit erlebte elterliche Pflege- und Fürsorgeverhalten beeinflusst.

Fürsorglich statt stark kontrollierend

Kinder, die bei fürsorglichen Eltern statt kontrollierenden aufwachsen, sind glücklicher und zufriedener während des gesamten Erwachsenenlebens, sagt eine in der Zeitschrift Journal of Positive Psychology veröffentlichte Studie.

Die Forscher des University College London haben herausgefunden, dass Eltern, die in die Privatsphäre ihrer Kinder eindringen oder sie bspw. davon abhalten, mit ihren Freunden auszugehen, das psychische Wohlergehen ihrer Kinder selbst spät im Leben gefährden.

Die emotional schädigenden Wirkungen durch kontrollierende Eltern entsprächen in etwa dem Einfluss des Todes eines nahen Verwandten oder Freundes der Familie, sagte Studienautorin Dr. Mai Stafford vom MRC Fachbereich für lebenslange Gesundheit und Altern am UCL.

Wärme und Ansprechbarkeit

„Wir stellten fest, dass Personen, deren Eltern Wärme und Ansprechbarkeit zeigten, eine höhere Lebenszufriedenheit und eine größere psychische Gesundheit während des gesamten frühen, mittleren und späten Erwachsenenalters zeigten“, sagte sie.

Psychologische Kontrolle

Im Gegensatz dazu war die psychologische Kontrolle deutlich mit einer geringeren Lebenszufriedenheit und schlechteren mentalen Gesundheit verbunden. Beispiele für psychologische Kontrolle sind:

  • dem Kind nicht zu erlauben, eigene Entscheidungen zu treffen,
  • in dessen Privatsphäre eindringen und
  • die Abhängigkeit zu fördern.

Langzeitstudie

Die Studie überwachte das psychische Wohl von 5.362 Teilnehmern, die 1946 geboren wurden.

  • Das Wohlbefinden wurde im Alter von 13 bis 15 (durch Lehrer bewertet),
  • im Alter von 36 die Lebenszufriedenheit,
  • mit 43 die Zufriedenheit mit Zuhause und Familienleben und
  • mit 60-64 Jahren wurde noch mal die Lebenszufriedenheit und das psychische Wohlbefinden (Diener Satisfaction With Life scale, Warwick Edinburgh Mental Wellbeing Scale) erfasst.
  • Mit dem Parental Bonding Instrument (Elterlicher Bindungsstil) wurde die wahrgenomme Erziehung und Kontrolle durch Vater und Mutter im Alter von 16 Jahren – durch die Studienteilnehmer im Alter von 43 erinnert – erfasst.

Der negative Effekt durch die Kontrolle der Eltern konnte bei den Teilnehmern noch in ihren 60-ern verspürt werden.

Mangel an elterlicher Wärme

Der andere problematische Faktor – Mangel an elterlicher Wärme – machte es schwierig, eine starke Bindung mit den Eltern zu leben.

„Wir wissen von anderen Studien, dass Kinder mit sicheren emotionalen Bindungen zu den Eltern auch besser in der Lage sind, sichere Bindungen im Erwachsenenleben herzustellen“, fügte Dr. Stafford hinzu.

Eltern geben uns auch eine stabile Basis, von der aus wir die Welt erkunden können, während Wärme und Ansprechbarkeit (z.B. für psychische Nöte), die soziale und emotionale Entwicklung fördern, schlossen die Forscher.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University College London, Journal of Positive Psychology; Sept. 2015

Lebenszufriedenheit und Suizid

Es erscheint wie ein absurdes Paradox: neue Forschungsergebnisse sagen, dass die glücklichsten Länder und die glücklichsten Staaten die höchsten Selbstmord-Raten haben.

Forscher der Universität von Warwick und dem Hamilton College überprüften die Vereinigten Staaten und internationale Umfrageergebnisse auf Selbsttötungen – mit Daten von mehr als 2,3 Millionen US-Amerikanern.

Die glücklichsten Orte haben die höchsten Selbstmordraten

Der Bericht mit dem Titel „Dark Contrasts: The Paradox of High Rates of Suicide in Happy Places“ ist im Journal of Economic Behavior & Organization herausgegeben worden.

Der Befund von ungewöhnlich hohen Suizid-Raten an ‚glücklichen Orten‘ unterstützt vorherige Untersuchungen in anderen Ländern.

Glück, Zufriedenheit und Selbstmordraten

Diese neue Forschung fand heraus, dass eine Reihe von Nationen, darunter Kanada, die Vereinigten Staaten, Island, Irland und die Schweiz, relativ hohe Werte der Lebenszufriedenheit anzeigen und doch haben Sie auch hohe Selbstmord-Raten. Ein Vergleich der US-Staaten half, die Verzerrung beim Vergleichen von Ländern mit verschiedenen Kulturen zu reduzieren.

Die Forscher entdeckten, dass Staaten mit Menschen, die im Allgemeinen mit ihren Leben zufriedener sind, dazu tendierten, höhere Suizidraten zu haben als jene mit niedrigeren mittleren Niveaus der Lebenszufriedenheit.

Ergebnisse der Studie

Zum Beispiel zeigten die Rohdaten, dass Utah als erstes bei der Lebenszufriedenheit eingeordnet ist, aber die 9. höchste Suizidrate hat. Inzwischen wurde New York an 45. Stelle bei der Zufriedenheit eingeordnet, doch haben sie die niedrigste Rate an Suiziden im Land.

Um die Faktoren zu bestimmen, die die überraschende Verknüpfung beeinflussen könnten, passten die Forscher auf Alter, Geschlecht, Rasse, Bildung, Einkommen, Familienstand und Arbeitsverhältnis an.

Sogar mit diesen Anpassungen blieb eine sehr starke Korrelation zwischen Lebenszufriedenheit und Suizid bestehen.

Die Forscher glauben, dass die kontraintuitive Beziehung zwischen Glück und Suizid-Raten durch das menschliche Merkmal sich mit anderen zu vergleichen (der eigenen Lebensumstände) herrührt.

Stimmungsschwankungen und Relativität

Laut einem Forscher fühlen sich unzufriedene Leute an glücklichen Orten besonders hart vom Leben gebeutelt.

Diese harten Kontraste können das Risiko für Suizid wiederum erhöhen. Wenn Menschen Stimmungsschwankungen unterworfen sind, kann es sein, dass die Tiefs im Leben auf diese Art in einer Umgebung am erträglichsten sind, in der andere Menschen ebenfalls unglücklich sind, sagten sie.

Einer der Autoren schloss, dieses Ergebnis stimme mit anderen Forschungsresultaten überein, die zeigen, dass die Leute ihr Wohl im Vergleich mit anderen um sie herum beurteilen. Diese Arten von Vergleichseffekten zeigten sich auch bei Einkommen, Arbeitslosigkeit, Verbrechen und Fettleibigkeit.
Quelle: Journal of Economic Behavior & Organization, Mai 2011

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