Wie sich Augenzeugen besser erinnern
Rechtspsychologie – Forensische Psychologie
News/Forschung zur Zeugenpsychologie und Aussagepsychologie
Hilft Schlaf, sich zu erinnern? Möglicherweise nicht den Augenzeugen.
29.12.2019 Eine in Royal Society Open Science veröffentlichte Studie, die den Effekt von Schlaf auf das Gedächtnis bzw. das Erinnern von Augenzeugen untersuchte, ergab, dass sich die Genauigkeit der Identifikationen von Augenzeugen nach einer Schlafphase im Vergleich zu einer Wachphase nicht verbessert.
Lange Zeit dachte man, dass Schlaf Erinnerungen verbessern könnte. Es gibt jedoch nur sehr wenige Untersuchungen darüber, ob dies bei den Erinnerungen von Augenzeugen der Fall ist, z.B. wenn ein Augenzeuge einen Täter bei einer Gegenüberstellung identifizieren soll.
Experimente
Die Forscher führten ein groß angelegtes Online-Experiment mit 4.000 Teilnehmern durch, um den Einfluss von Schlaf auf die Genauigkeit der Augenzeugen-Identifikation bei experimentellen Beobachtern zu messen.
Bild: Gerd Altmann (pixabay)
In dem Experiment sahen sich 2.000 Teilnehmer ein Video eines Scheinverbrechens an, schliefen entweder (über Nacht) oder blieben wach (tagsüber) und wurden dann bei einer Gegenüberstellung auf ihr Erinnerungsvermögen hinsichtlich des Täters in dem Video getestet.
Das Forscherteam sammelte auch Daten von 2.000 Kontrollteilnehmern als Kontrolle für Tageszeitstörfaktoren. Im Gegensatz zu den Versuchspersonen, die zwischen Video und Gegenüberstellung 12 Stunden Zeit hatten, wurden diese Teilnehmer direkt nach dem Ansehen des Videos getestet.
Ihre Fähigkeit, zwischen unschuldigen und schuldigen Verdächtigen zu unterscheiden, war zwar besser als bei den Teilnehmern in den Versuchsgruppen, aber die Gruppen waren genauso zuverlässig. Das heißt, unabhängig davon, ob das Gedächtnis 12 Stunden nach der ersten Exposition getestet wurde, sie waren sehr genau darin, wenn ein Verdächtiger mit hoher Sicherheit identifiziert wurde.
Genauigkeit der Augenzeugen
Schlaf hatte also keine positiven Auswirkungen auf die Genauigkeit der Identifikation der Augenzeugen bzw. Schlaf konnte nicht die Erinnerungen verbessern. Teilnehmer, die geschlafen hatten, konnten genauso gut wie Teilnehmer, die wach blieben, unschuldige von schuldigen Verdächtigen unterscheiden.
Reliabilität der Augenzeugen
Es gab keine Unterschiede zwischen Schlaf- und Wachgruppen hinsichtlich der Reliabilität (Zuverlässigkeit) der Augenzeugen. Wenn ein Verdächtiger mit hoher Sicherheit identifiziert wurde, war er wahrscheinlich der schuldige – und nicht der unschuldige – Verdächtige, unabhängig davon, ob die Teilnehmer geschlafen hatten oder nicht.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Royal Society Open Science, https://doi.org/10.1098/rsos.170501
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