Attraktivitätsforschung II

Attraktivitätsforschung

Psychologie der Attraktivität

News und Forschungsartikel, die sich mit der Erforschung der Attraktivität des Menschen beschäftigen.

Attraktivere Frauen betrügen eher den unattraktiveren Partner

19.08.2015 Eine neue Studie mit 692 Frauen in festen Partnerschaften ergab, dass Frauen – die glaubten attraktiver als ihre Partner zu sein – deutlich weniger Interesse an ihrer derzeitigen Beziehung zeigten und signifikant wahrscheinlicher mit anderen Männern flirteten oder deren Aufmerksamkeit suchten.

Sich für attraktiver haltende Frauen berichteten über weniger Engagement für ihre Beziehungen und mehr Gedanken über eine Trennung vom derzeitigen Partner – als Frauen, die ihre Partner als attraktiver bewerteten, sagte Studienleiterin Professor Madeleine Fugere von der Eastern Connecticut State University.

Auswahl des Partners

In der Studie sollten die Frauen die eigene körperliche Attraktivität als auch die ihres Partners bewerten und einige Aussagen über sich und ihre Partnerschaft treffen.

Die Frauen berichteten, ihre Partner auf die wahrgenommene körperliche Attraktivität auszuwählen. Grundsätzlich schätzten die Frauen ihre Partner leicht attraktiver als sich selbst ein.

“Wenn die Teilnehmerinnen sich selbst als attraktiver (als den Partner) einschätzten, waren sie mit ihren gegenwärtigen Beziehungen weniger zufrieden und tendierten dazu, (potentiell attraktivere) Alternativen zu suchen, sagte Fugere in der Zeitschrift Personality and Individual Differences.

Widerstand auf ‘bewachendes’ Verhalten

Die sich selbst attraktiver einschätzenden Frauen zeigten auch mehr Widerstand auf ‘überwachendes’ Verhalten ihres Mannes.

Männer versuchen – aus evolutionären Gründen – dafür zu sorgen, dass die Nachkommen ihre eigenen sind. Sie bevorzugen deshalb eine treue Partnerin und wenden möglicherweise Taktiken an, um sie aus der ‘Reichweite’ anderer Männer zu halten, sagten die Forscher.

Attraktivere Frauen widersetzen sich eher diesem ‘beschützenden’ Verhalten ihrer Partner, indem sie z.B. mit anderen Männern ausgehen, wenn ihre Partner nicht zugegen sind oder heimlich telefonieren etc.

“Wir denken, dass Frauen sich eher gegen diese ‘Bewachung’ zur Wehr setzen, weil sie entweder an einem neuen Partner interessiert sind und mit dem derzeitigen brechen wollen, oder sie halten den derzeitigen Partner nur vorübergehend und sind weiter auf der Suche nach einem attraktiveren.”

Warum kamen diese Paare überhaupt zusammen?

Fugere sagt: “Das haben wir in dieser Studie nicht erfasst, aber einige Frauen haben vielleicht das Gefühl, dass ein Partner besser ist als gar keiner. Oder die Frauen haben vielleicht den Unterschied bei der Attraktivität erst später in der Beziehung bemerkt”.

Die vorliegenden Forschungsergebnisse legen jedenfalls nahe, dass eine attraktivere Partnerin nicht gänzlich mit einer Beziehung zufrieden sein wird, in der es eine Diskrepanz hinsichtlich der Attraktivität (zu ihrem ‘vermeintlichen Nachteil’) gibt, sagten die Forscher.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Eastern Connecticut State University, Personality and Individual Differences; August 2015

Neuronale Verbindung zwischen emotionalem Verständnis und zwischenmenschlicher Anziehungskraft

06.04.2016 Attraktivität ist auch abhängig davon, ob man glaubt, die Emotionen des Gegenübers nachvollziehen zu können.

Eine in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichte Studie verschiedener deutscher Universitäten unter der Leitung der Universität Lübeck hat untersucht, wie zwischenmenschliche Attraktivität im Gehirn funktioniert.

Wohl jeder hat schon mal eine unmittelbare Anziehungskraft – sozialer oder sexueller Natur – zu einer anderen Person erlebt, aber nur wenige können genau sagen, warum sie sich angezogen fühlen. Basierend auf zwei Experimenten behaupten die Forscher, dass es mit übereinstimmenden neuronalen Schaltkreisen zu tun hat.

Spricht mir jemand aus dem Herzen …

Um mehr über die Attraktivität zu erfahren, ließen die Forscher im 1. Experiment 19 Männer und 21 Frauen Videos von sechs anderen Frauen ansehen, die Angst oder Traurigkeit erlebten. Die Freiwilligen sollten angeben, welche Emotion sie sahen und wie überzeugt sie von ihrer Wahrnehmung waren.

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Bild: Gerd Altmann

Um zu messen, wie sehr die Teilnehmer sich von den Frauen in den Videos angezogen fühlten, sollten sie ein Foto der Frau vergrößern – bevor und nachdem sie sie im Video gesehen hatten. Alle Teilnehmer beantworteten auch Fragen zu den Frauen in den Videos – wie sehr sie sie im wirklichen Leben treffen wollten; ob sie sie verstehen würden etc.

Das zweite Experiment wurde mit anderen Freiwilligen durchgeführt, die sich auch die Frauen in den Videos anschauen sollten. Diese wurden währenddessen mit Magnetresonanztomographie gescannt. Die Forscher suchten insbesondere nach Aktivitäten im sogenannten Belohnungszentrum des Gehirns.

Die Wissenschaftler untersuchten in den kombinierten Daten der beiden Experimenten nach Mustern. Es zeigte sich, dass die meisten Freiwilligen in der Lage waren, die dargestellten Emotionen zu identifizieren.

Je zuversichtlicher sie aber waren, dass sie die richtige Emotion erkennen würden, desto mehr fühlten sie sich von der Frau angezogen.

Intrinsische Belohnung

Dies wurde durch die MRT-Scans bestätigt: Die Belohnungszentren in den Gehirnen der Freiwilligen zeigten mehr Aktivität, wenn sie Frauen beobachteten, bei denen sie fühlten, dass sie deren Emotionen besser lesen könnten.

Die neuronale Aktivität im Belohnungssystem des Gehirns des Beobachters veränderte sich aufgrund dessen, wie gut das emotionale Verhalten der beobachteten Frau der neuronalen Repräsentation des zugrundeliegenden affektiven Zustands des Beobachters entsprach: Je größer die Übereinstimmung, desto größer war das intrinsische (von innen her kommende) Belohnungssignal des Gehirns.

Die Befunde legen nahe, dass man nicht nur von der physischen Attraktivität anderer Personen angezogen werden kann, sondern auch aufgrund der Ähnlichkeit der eigenen Gefühle mit denen einer anderen Person, was ein Gefühl des Verstehens oder der Zusammengehörigkeit entstehen lässt, sagte Studienautorin Dr. Silke Anders.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Lübeck, Proceedings of the National Academy of Sciences – doi:10.1073/pnas.1516191113; April 2016

Gegensätze ziehen sich an – es sei denn, man lebt in einer Beziehung

16.07.2016 Laut einer im Fachblatt Frontiers in Psychology veröffentlichten Studie der Karls-Universität Prag beeinflusst unser Beziehungsstatus, wen und was wir attraktiv finden.

Wenn man in einer Beziehung lebt, wird man eher von einem Gesicht angezogen, das dem eigenen gleicht; doch für Singles gilt: Gegensätze ziehen sich an.

Das Experiment

Studienleiterin Dr. Jitka Lindová und Kollegen zeigten den Teilnehmern ihrer Studie eine Reihe von Fotos von Gesichtern, deren Attraktivität sie beurteilen sollten. Die Fotografien waren digital manipulierbar, so dass das Aussehen an die Gesichter der Teilnehmer angeglichen werden konnte.

Die Bilder waren vom jeweils anderen Geschlecht und das Gesicht wurde so manipuliert, dass es entweder dem Teilnehmer mehr oder weniger ähnlich sah. Es wurden ihnen aber auch (manipulierte) Bilder vom selben Geschlecht gezeigt.

Es zeigte sich, dass Singles dem eigenen Gesicht nicht ähnliche Bilder als attraktiver und erotischer als selbstähnliche Gesichter einstuften, sagte Lindová. Dies galt sowohl für Gesichter des anderen – aber auch für die des eigenen – Geschlechts.

Zum ersten Mal konnte beobachtet werden, dass unser Partnerschaft-Status beeinflusst, wen wir attraktiv finden, sagte sie.

Erklärungsversuche

Die Forscher nehmen an, dass die Mechanismen zur Wahrnehmung der Attraktivität – die uns genetisch passende Partner bevorzugen lassen – während einer romantischen Beziehung unterdrückt werden könnten. Dies könnte eine Strategie zur Aufrechterhaltung der Beziehung sein, um uns davon abhalten, Alternativen zu unserem gegenwärtigen Partner zu finden, oder Selbstähnlichkeit könnte in Bezug auf die soziale Unterstützung wichtiger werden, die wir von Verwandten erwarten, sagte sie.

Die Ergebnisse stützen die evolutionäre Interpretation, dass die Unähnlichkeit anders-geschlechtlicher Gesichter von nicht in einer Beziehung lebenden Individuen bevorzugt wird als ein adaptiver Mechanismus, um Inzucht zu vermeiden, schreiben die Forscher.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Karls-Universität Prag, Frontiers in Psychology – DOI: 10.3389/fpsyg.2016.00869; Juli 2016

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