Zur Psychologie von Tinder & Co.

Zur Psychologie von Tinder & Co.



Online-Dating mit Tinder & Co.: Effektiv oder einfach nur … oberflächlich?

09.03.2021 Laut dem Pew Research Center hat einer von zehn US-amerikanischen Erwachsenen eine langfristige Beziehung über eine Online-Dating-App wie Tinder, OKCupid und Match.com abgeschlossen. Aber was veranlasst Menschen dazu, bestimmte Profile auszuwählen und andere abzulehnen?

Neue Forschungsergebnisse von William Chopik, einem außerordentlichen Professor an der Fakultät für Psychologie der Michigan State University, und Dr. David Johnson von der University of Maryland zeigen, dass der Grund für die Auswahl von angebotenen Profilen („swiping right“) vor allem auf der Attraktivität und der Rasse eines potenziellen Partners beruht und dass die Entscheidung oft in weniger als einer Sekunde getroffen wird.

Dating-App-Studien

Chopiks im Journal of Research in Personality veröffentlichte Forschungsarbeit nutzte zwei Studien, um zu messen, wie Dating-App-Nutzer aus verschiedenen Gesellschaftsschichten mit verfügbaren Profilen interagierten.

Die erste Studie konzentrierte sich auf College-Studenten, die zweite auf Erwachsene mittleren Alters, im Durchschnitt 35 Jahre alt. Die Teilnehmer hatten die Wahl, sich entweder Profile von Männern oder von Frauen anzusehen, je nach ihren Dating-Vorlieben.

Geschlecht und Attraktivität


Bild: Gerd Altmann

Männliche Teilnehmer wählten im Durchschnitt häufiger Profile aus als Frauen, und Personen, die sich selbst als attraktiver einschätzten lehnten Profile häufger sofort ab und erwiesen sich bei der Auswahl potenzieller Partner als wählerischer.

Es ist extrem augenöffnend, schreiben die Psychologen, dass Menschen innerhalb von weniger als einer Sekunde bereit sind, Entscheidungen darüber zu treffen, ob sie mit einem anderen Menschen zusammenkommen möchten oder nicht – und dies fast ausschließlich aufgrund des Aussehens der anderen Person.

Überraschend war auch, wie wenig alles jenseits von Attraktivität und Rasse für das Swiping-Verhalten eine Rolle spielte – die Persönlichkeit und der Beziehungsstil schienen keine Rolle zu spielen, wie offen man für Bekanntschaften war; auch ob man kurz- oder langfristig suchte.

Rasse

Während Attraktivität eine große Rolle bei der Entscheidung der Teilnehmer spielte, ein Profil auszuwählen oder abzulehnen, war die Rasse ein weiterer wichtiger Faktor. Nutzer zeigten signifikant häufiger bei Nutzern der gleichen Rasse Interesse, und Profile von farbigen Nutzern wurden häufiger abgelehnt als die von weißen Nutzern.

Die Ungleichheiten der Auswahl auf Dating-Apps wie Tinder sind ziemlich schockierend, sagt der Psychologe Chopik. Profile von schwarzen Nutzern wurden häufiger abgelehnt als die von weißen Nutzern, was eine weitere Möglichkeit aufzeigt, wie farbige Menschen im Alltag mit Vorurteilen konfrontiert werden.

Zeigen von Interesse

Derzeit erforscht Chopik, wie Nutzer von Online-Dating-Apps wie Tinder auf Profile reagieren, bei denen sie zuerst ausgewählt wurden. Die vorläufigen Daten scheinen darauf hinzuweisen, dass Menschen signifikant eher ein Profil auswählen, wenn sie von diesem Teilnehmer zuvor ausgewählt wurden, auch wenn der Nutzer weniger attraktiv oder das Profil im Allgemeinen weniger ansprechend ist.

Wir mögen Menschen, die uns mögen, erklärt der Psychologe. Es ergibt Sinn, dass wir uns mit anderen verbinden wollen, die Interesse an uns gezeigt haben, auch wenn sie anfangs nicht zu den Top-Kandidaten gehörten.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of Research in Personality (2021). DOI: 10.1016/j.jrp.2021.104076

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