Definition
Definition: Die soziale Distanz in der Psychologie beschreibt eine bestimmte räumliche Distanz zwischen Individuen und die verbalen und körperlichen Signale, die sie durch das Einnehmen einer bestimmten Entfernung zueinander austauschen.
Für die nord- und mitteleuropäischen Länder beträgt die soziale (in der räumlichen) Distanz laut Experimenten des Proxemik-Begründers Edward Hall in der nahen Phase 1,2 bis 2,1 m und in der weiten Phase 2,1 bis 3,7 m.
Proxemik erforscht die Signale, die sie beim Einnehmen einer bestimmten sozialen Distanz zueinander ausgetauscht werden.
Der Begriff soziale Distanz wird auch benutzt, um die unterschiedlichen Merkmale zwischen Individuen in der Gesellschaft zu beschreiben. Der Begriff umfasst Unterschiede wie soziale Klasse, Rasse/Ethnizität, Geschlecht oder Sexualität, aber auch die Tatsache, dass sich die verschiedenen Gruppen weniger vermischen als Mitglieder derselben Gruppe.
Wie andere Menschen unseren zwischenmenschlichen Raum beeinflussen
25.05.2018 Haben Sie schon einmal den Wunsch verspürt, die Straße zu überqueren oder im Zug einen anderen Platz einzunehmen, nachdem ein Gespräch plötzlich aggressiv wurde?
Ton und Inhalt von Gesprächen
Zum ersten Mal hat eine psychologische Studie gezeigt, wie sich die Größe des zwischenmenschlichen Raumes je nach Ton und Inhalt des Gesprächs mit einem anderen Menschen verändert.
Eleonora Vagnoni und Dr Flavia Cardini vom Fachbereich Psychologie der Anglia Ruskin Universität spielten Teilnehmern in einem Experiment zwei aufgezeichnete Gespräche zwischen zwei Personen vor: ein aggressives und das andere neutral.
Einfluss auf Wohlfühldistanz
Bild: Gerd Altmann
Nach jedem Gespräch maßen die Psychologen das ‚Komfort-Niveau‘ (Wohlfühldistanz) des zwischenmenschlichen Raumes (also die von Edward Hall in der Proxemik genannten sozialen bzw. öffentlichen Distanz – Definition) dieser Person mit Hilfe einer „Stop-Distance“-Technik. Dabei hörten die Teilnehmer eine Aufzeichnung der Schritte, die unmittelbar nach Beendigung der Gespräche auf sie zukamen.
Sie wurden gebeten, die Aufnahme zu stoppen, sobald die Schritte zu nah bei ihnen waren und sie sich unwohl fühlten. Durch die Verwendung des Geräuschs von Fußspuren und nicht von jemandem, der körperlich auf sie zugeht, wurde jede visuelle Verzerrung aufgrund der physischen Erscheinung beseitigt.
Einfluss von Aggressivität
Nach dem Hören des aggressiven Gesprächs stoppten die Teilnehmer das Geräusch der sich nähernden Schritte frühzeitiger bzw. weiter weg von ihrem Körper (durchschnittlich 7 Sekunden entfernt) im Vergleich zu einem neutralen Gespräch (4,5 Sekunden entfernt), was bedeutet, dass die Menschen sich unmittelbar nach einem schlecht-gestimmten Gespräch weiter von anderen distanzieren wollen.
Die Psychologin Cardini schreibt im Fachblatt PLOS ONE: Die soziale Distanz bzw. der zwischenmenschliche Raum ist die räumliche Distanz, die wir zwischen uns und anderen haben (müssen), um uns wohl zu fühlen.
In dieser Studie konnten die Wissenschaftler zum ersten Mal zeigen, dass der Ton der sozialen Interaktionen die Größe dieses Raumes beeinflusst, auch wenn man nicht direkt an der Interaktion beteiligt ist.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0192753
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