Kampfkunst / Martial Arts (Psychologie)

Kampfkünste verringern Aggressionen, Gewalt

08.08.2017 Eine aktuelle in der Zeitschrift Aggression and Violent Behaviour veröffentlichte psychologische Studie untersuchte, ob es einen Zusammenhang zwischen der Ausübung bzw. dem Training von Kampfkünsten (Martial Arts) und dem Auftreten von aggressivem Verhalten bei Heranwachsenden gibt.

Mainstream-Sport Kampfkünste

Kampfkünste haben sich zu einem Mainstream-Sport bei sportlich-aktiven Kindern und Jugendlichen entwickelt und ihre Popularität erstreckt sich weltweit.

Vorherige Forschungsarbeiten haben bereits zeigen können, dass die Ausübung von Kampfkünsten die Konzentration, das Selbstbewusstsein bzw. das Selbstwertgefühl, die emotionale Stabilität und die Selbstregulation verbessern kann.

Die Wissenschaftler Anna Harwood und Michal Lavidor von der Bar-Ilan Universität und Yuri Rassovsky von der Universität California (Los Angeles) überprüften in einer Metaanalyse die psychologischen Implikationen von Kampfkünsten.

Definition

kampfkunst
Bild: Steve Buissinne

Zum Begriff: Kampfkünste (Martial Arts; abgeleitet aus dem lateinischen Ars Martialis) sind Stile, Fertigkeiten und Techniken der ernsthaften körperlichen Auseinandersetzung mit einem Gegner; im Gegensatz zum Kampfsport, bei dem der reglementierte sportliche Wettkampf im Vordergrund steht.

In der Kampfkunst stehen normalerweise das Erlernen der Selbstverteidigung für echte, unreglementierte Gefahrensituationen (auch unter der Verwendung von Waffen), Vermeidung von Konflikten, Verbesserung bei Beweglichkeit, Kraft, Geschwindigkeit oder Selbstdisziplin im Vordergrund; oder bei asiatischen Kampfkünsten auch Lebensgestaltung, Vervollkommnung, philosophische oder religiöse Lebensanschauungen (wie z.B. beim Budo).

Aggression, Ärger und Gewalt

Die aktuelle Metaanalyse untersuchte die Wirkung von Kampfkünsten auf problematisches Externalisierungsverhalten (Aggression, Ärger, Feindseligkeit und Gewalt) und umfasste zwölf Studien mit 507 Teilnehmern (im Alter von 6 bis 18 Jahren).

Bei neun Interventions- und Längsschnittstudien gab es eine homogene Effektgröße von 0,65 (95% CI: 0,11, 1,03), was auf einen mittleren Effekt hindeutet, bei dem Kampfkunst die Aggression unter den praktizierenden Kindern und Jugendlichen verbesserte.

Die Teilnehmer waren besser in der Lage, ein Gefühl der Kontrolle über die Situationen und sich selbst zu erlangen, was zu weniger negativen emotionalen Reaktionen und gewalttätigen Verhaltensweisen führte.

Es gab eine Studie, bei der die Kampfkunst (in diesem Fall Judo) einen negativen Effekt auf das aggressive Verhalten von Jungen zeigte. Die Psychologen vermuten die Ursache darin, dass in diesem Kurs keine Meditation praktiziert wurde, was ein gemeinsamer Aspekt vieler anderer Kampfkünste ist.

Auf der Grundlage dieser Analysen sprechen die Forscher vom Fachbereich Psychologie von einem Potential der Kampfkünste, das Externalisierungsverhalten – wie Aggressivität und Gewalttätigkeiten – zu verringern, obwohl weitere Untersuchungen erforderlich sind, um die Mechanismen bei den Veränderungen zu bestimmen und die relevantesten Bevölkerungsgruppen für gezielte Interventionen zu identifizieren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Bar-Ilan Universität, Universität California (Los Angeles); Aggression and Violent Behaviour – https://doi.org/10.1016/j.avb.2017.03.001; Aug. 2017

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