Macbeth-Effekt
Psychologie-Lexikon – Verhaltenspsychologie – Ritualpsychologie
Definition: Was ist der Macbeth-Effekt?
LADY MACBETH: „Fort, verdammter Fleck! fort, sag‘ ich!“
Der vermeintliche Lady-Macbeth-Effekt oder Macbeth-Effekt ist ein Priming-Effekt (Begriff aus der Psychologie), der auftreten soll, wenn die Reaktion auf einen Reinigungsreiz verstärkt wird, nachdem er durch ein Schamgefühl ausgelöst wurde.
Der Effekt ist nach der Lady-Macbeth-Figur im Shakespeares Drama Macbeth benannt; sie stellte sich Blutflecken an ihren Händen nach einem Mord vor.
Psychologie-Studie: Gibt es den Macbeth-Effekt tatsächlich?
Bewirkt Schamgefühl, dass man die eigene Schuld wegwaschen möchte?
17.11.2018 Eine im Fachblatt Social Psychology veröffentlichte Studie untersuchte, ob es den Macbeth-Effekt gibt: den Wunsch eigene Missetaten, Unrecht bzw. unmoralisches Handeln durch Händewaschen oder sonstige Reinigungsrituale wegzuwaschen.
Zusammenhang zwischen Reinigungsritualen und unmoralischem Handeln?
Frühere Studien zeigten, dass Teilnehmer, die auf unethische Ereignisse eingestellt (geprimed) waren, Reinigungsrituale (Waschen der Hände etc.) und Reinigungsprodukte mehr bevorzugten als Personen, die auf ethische Ereignisse ausgerichtet waren (Zhong & Liljenquist, 2006).
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Diese Tendenz, auf moralische Gefährdungen mit körperlicher Reinigung zu reagieren, wird als Macbeth-Effekt bezeichnet. Mehrere nachfolgende Forschungsarbeiten konnten diesen Zusammenhang jedoch nicht reproduzieren.
Meta-Analyse konnte keinen generellen Zusammenhang zeigen
Eine aktuelle psychologische Forschungsarbeit der Wissenschaftler um Jedidiah Siev vom Fachbereich Psychologie des Swarthmore College berichtet über die Ergebnisse einer Meta-Analyse von 15 Studien, die diese Beziehung untersuchten.
Die gewichtete mittlere Effektgröße war in den originalen (abhängigen) drei Forschungsarbeiten moderat bis groß (was auf eine deutliche Verknüpfung hinweist), jedoch über alle Studien hinweg klein (g = 0,17, 95% CI [0,04, 0,31]), und unbedeutend bei Studien in unabhängigen Forschungslaboren (g = 0,07, 95% CI [-0,04, 0,19]).
Kann man eine moralische Gefahr durch Waschen verringern?
Hinsichtlich der umgekehrten Frage – ob eine Reinigung die moralische Lage lindert – legen die Autoren nahe, dass es stärkere Belege gibt, in Form von mehreren unabhängigen Replikationen.
Die Psychologen kamen deshalb zu dem Schluss, dass es wenig Hinweise auf einen generellen Macbeth-Effekt gibt; unter bestimmten Bedingungen könnte es jedoch diesen Effekt geben.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Social Psychology (2018), 49, pp. 303-309. https://doi.org/10.1027/1864-9335/a000349
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