Tattoos (Psychologie, Psyche)

Tattoos, Tätowierungen (Psychologie, Psyche)

Psychologie-Lexikon

Forschung und News zur Psychologie hinter den Tattoos.

Soziale, psychologische Funktionen, Bedeutungen von Tattoos

Soziale, psychologische Funktionen und Bedeutungen von Tätowierungen können kategorisiert werden in:

  • Zugehörigkeitssymbol, Mitgliedszeichen, rituelle oder sakrale Kennzeichen/Symbole
  • Ausdrucksmöglichkeit für Protest, politische Stellungnahme, Exklusivität, Selbstdarstellung, Geltungssucht und Abgrenzung
  • sexuelle Einstellungen, Stimulation, Schmuck
  • Kennzeichen sozialer Rangfolgen und Kasten
  • Tätowierung aufgrund von Trend, Hype, Gruppendruck.

Trend durch Gruppendruck: Körpermodifikationen wie Tätowierungen in Deutschland immer beliebter

23.09.2017 Körpermodifikationen wie Tattoos, Piercings und Entfernung des Körperhaars sind in Deutschland weit verbreitet und nehmen zu laut einer aktuellen psychologischen Studie.

Die Psychologen Elmar Brähler und Ada Borkenhagen befragten im letzten Jahr 2.510 Studienteilnehmer (Alter 14-94 Jahre) und verglichen die Daten mit denen aus 2003 und 2009.

Trotzdem diese Körperveränderungen nicht zu unterschätzende Gesundheitsgefahren mit sich bringen (wie z.B. Infektionen und nachfolgende Komplikationen; Anreicherung gesundheitsschädlicher – auch krebserregender – Farbstoffe im Körper) lassen sich immer mehr Deutsche tätowieren, stellte die Studie fest.

Der Trend

Einige der statistischen Befunde aus der Studie:

  • Mittlerweile besitzen 20% der Deutschen ein Tattoo, wobei vor allem Frauen und ältere Menschen diesem Trend aufsitzen:
  • Etwa 50% der Frauen im Alter zwischen 25 und 34 haben sich ein Tattoo machen lassen (19% mehr als 2009).
  • Bei den Befragten im Alter zwischen 35 und 44 erhöhte sich die Zahl der Tätowierten um 15% (gegenüber 2009).
  • Etwa 1/3 der weiblichen Befragten im Alter von 14 bis 34 Jahren hat sich ein Piercing setzen lassen.
  • Dagegen ließen sich nur etwas mehr als 14% der befragten Männer in diesem Alter piercen (hier gab es allerdings auch einen ansteigenden Trend).

Schönheitsmarkt

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Bild: Free-Photos (pixabay)

Angefeuert durch Hollywood, Schauspieler und andere Vorbilder aus der Unterhaltungs- und Schönheitsindustrie ist die bleibende Bemalung der Haut mittlerweile in der breiten Masse angekommen.

„Früher gehörten Tattoos und Piercings in die Schmuddelecke. Seemänner und Prostituierte waren tätowiert. Heute gelten Menschen mit Körpermodifikationen als aufgeweckte, interessierte Menschen, die sich zu einer sozialen Gruppe bekennen“, schreibt Brähler, emeritierter Professor für Psychologie der Universität Leipzig.

Es sollte aber angemerkt werden, dass sie von nicht wenigen Menschen auch als eher nicht so intelligente, impulsive und leichter manipulierbare Menschen angesehen werden, die unüberlegte Entscheidungen fällen, ohne über die Konsequenzen nachzudenken.

So bestätigt ein Ergebnis der Studie auch eher die 2. Auffassung:

Tendenziell haben die Tattooträger und -trägerinnen nämlich eher einen geringeren Bildungsabschluss.

Gruppendruck

„Körper sollen heute möglichst jugendlich aussehen“, erklärt die Psychologin Ada Borkenhagen.

Und dieser normative Druck bringt viele Menschen dazu, sich piercen, tätowieren zu lassen, oder sich durch Rasieren, Epilieren, Waxen die Körperbehaarung zu entfernen.

Befinden sich erst mal einige Tattoo-Träger in der eigenen sozialen Gruppe, nimmt der normative Druck weiter zu (Gruppendruck) und manipulierbarere Menschen lassen sich dann eher und leichter ein Tattoo oder Piercing stechen.

Langfristige (psychische) Folgen

Die Studie lässt viele Fragen offen. Z.B.: Tattoos können mit der Zeit (und vor allem auch im Alter) aus verschiedenen Gründen als unansehnlich (empfunden) werden. Interessant wären Ergebnisse zu den Fragen der langfristigen Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit mit den Tattoos, die man ja nicht mehr so leicht los wird. Wie viele Menschen, die sich haben tätowieren lassen, bereuen es im Nachhinein?

Weitere Studien könnten auch untersuchen, ob es psychische Folgen missglückter oder unansehnlicher Tätowierungen gibt, oder welche Benachteiligungen es im Berufsumfeld gibt.

Frühere psychologische Studien anderer Forscher

Man weiß z.B. aus anderen Umfragen, dass sich nicht wenige Frauen durch das sogenannte „Arschgeweih“ stigmatisiert fühlen.

In früheren Studien gaben die Befragten an, sie würden durch die Tattoos Individualität und Einzigartigkeit ausdrücken, sich sexuell attraktiver finden.

Interessanterweise wird die sexuelle Attraktivität von anderen anders gesehen als von den Tattoo-Trägerinnen selbst: So wurden tätowierte Frauen als unattraktiver bewertet als nicht-tätowierte Frauen.

Andere Studien fanden heraus, dass Tätowierte experimentierfreudiger und abenteuerlustiger sind, aber einen riskanteren Lebensstil lebten, mehr Alkohol und andere Drogen konsumierten und riskanteren Sex praktizierten.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Leipzig; Sept. 2017

Verhaltenspsychologie: Tattoos mit psychischen Problemen und riskantem Verhalten verbunden

24.01.2019 In einer umfragebasierten psychologischen Studie, die im International Journal of Dermatology veröffentlicht wurde, schienen Tattoos nicht deutlich mit dem allgemeinen Gesundheitszustand (körperlich) verbunden zu sein.

Mehr psychische Probleme

Aber Personen mit Tätowierungen hatten mit größerer Wahrscheinlichkeit psychische Probleme und Schlafstörungen.

Tätowierte Menschen rauchten auch wahrscheinlicher, verbrachten mehr Zeit im Gefängnis und hatten im vergangenen Jahr eine höhere Anzahl von Sexualpartnern.

Die Umfrage wurde im Juli 2016 durchgeführt und ergab eine Stichprobe von 2.008 Erwachsenen mit Wohnsitz in den USA.

Riskanteres Verhalten

Frühere psychologische Forschungen hatten einen Zusammenhang zwischen Tattoos und riskanten Verhaltensweisen herstellen können. In einer Zeit zunehmender Beliebtheit von Tattoos, auch bei Frauen und Berufstätigen, stellen wir fest, dass diese Beziehungen Bestand haben, jedoch nicht mit einer schlechteren körperlichen Gesundheit verbunden sind, sagte Studienautorin Karoline Mortensen von der University Miami.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: International Journal of Dermatology, DOI: 10.1111/ijd.14372

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