Arbeitsentlohnung, Arbeitsentgelt (Psychologie)

Arbeitsentlohnung, Arbeitsentgelt (Psychologie)

Arbeitspsychologie, Wirtschaftspsychologie

Status-Widersprüchlichkeiten zwischen Männern und Frauen bei der Entlohnung

‚Nette‘ Frauen wurden am schlechtesten entlohnt; fanden aber, dass sie zu viel verdienten

22.11.2016 Eine im European Journal of Work and Organizational Psychology veröffentlichte Studie stellt fest: Je netter oder entgegenkommender eine Frau am Arbeitsplatz ist, desto geringer ist wahrscheinlich ihr Gehalt.

Die neue Forschungsarbeit der Wissenschaftlerinnen Prof. Sharon Toker vom Fachbereich für Psychologie an der Tel Aviv Universität, Dr. Michal Biron von der Universität Haifa und Dr. Renee De Reuver von der Tilburg Universität untersuchte die Status-Widersprüchlichkeiten zwischen Männern und Frauen durch die Linse traditioneller männlicher und weiblicher Eigenschaften.

Objektive und subjektive Daten

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Bild: Gerd Altmann

Dazu beobachteten die Psychologinnen 375 Männer und Frauen an einem multinationalen Elektronik-Konzern mit 1.390 Angestellten in den Niederlanden. Die Teilnehmer wurden aufs Geratewohl aus allen 12 Firmenabteilungen ausgewählt.

Die Studienautoreninnen setzten sowohl objektive als auch subjektive Kriterien für die Studie ein. Für die objektiven Daten analysierten sie Anstellungszeit, Ausbildung und Leistungsdaten bezüglich des Einkommens und der Beförderungsstatistik.

Für die subjektiven Daten untersuchten sie, wie die Person selbst die Bewertung ihrer Ausbildung, Erfahrung und Leistung in Bezug auf ihr Einkommen und ihren Rang wahrnahm.

Mehr Anstrengung, weniger ‚Lohn‘

Die Forscherinnen fanden, dass Frauen durchweg und objektiv nicht ihrem Status entsprechend behandelt wurden, was bedeutet, dass sie mehr von sich selbst in ihre Jobs investierten, als sie erhielten; und sie wurden weniger für ihre Arbeit entlohnt als ihre männlichen Kollegen – durch die Bank, sagte Dr. Biron.

Aber dominante Frauen wurden nicht für weiblich-inkongruente Charakterzüge wie Extraversion und Durchsetzungsvermögen bestraft, sagte die Doktorin für Mathematische Psychologie De Reuver. Tatsächlich stellten sie fest:

Je dominierender eine Frau bei der Arbeit ist, desto eher wird sie auch für ihre Mühen entschädigt.

Ein ähnliches Muster fanden die Psychologinnen unter Männern – je domininanter ein Mann war, desto wahrscheinlicher wurde er besser entlohnt.

Dominanz bei Männern und Frauen

Aber sehr beunruhigend fanden die Studienautorinnen: Dominante Frauen verdienten trotzdem weniger als die verträglichsten (also am wenigsten dominanten) Männer, die nicht befördert wurden.

Im subjektiven Teil der Studie antworteten fast alle Angestellten, dass sie sich unzufrieden mit ihrem Arbeitsentgelt bzw. Entlohnung im Verhältnis zu ihrer Arbeit fühlten, aber verträgliche und nicht-dominante Frauen fanden, dass sie zu viel verdienten.

„Das hat uns umgehauen“, sagte Prof. Toker. Die Daten zeigen, dass diese Frauen am schlechtesten entlohnt wurden – viel schlechter als sie tatsächlich verdienen würden. Und sie rationalisierten ihre Situation, wodurch es weniger wahrscheinlicher wird, dass sie entsprechende Forderungen für die gleiche Arbeitsentlohnung stellen werden, schließen die Psychologinnen. Ein ähnliches Muster wurde auch bei den verträglichsten männlichen Angestellten beobachtet.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Tel Aviv Universität, Universität Haifa, Tilburg Universität, European Journal of Work and Organizational Psychology – DOI: 10.1080/1359432X.2015.1111338; Nov. 2016

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