Musiktherapie und das Gehirn
Psychotherapieformen – Behandlungsmethoden
Die Gehirne von Musiktherapeut und Patient können während der Musiktherapie synchrone Aktivität zeigen
25.07.2019 Forscher konnten zeigen, dass sich das Gehirn eines Patienten mit dem des Musiktherapeuten während einer Musiktherapie-Sitzung synchronisierte laut einer in Frontiers in Psychology veröffentlichten Studie von Jorg Fachner und Clemens Maidhof von der Anglia Ruskin University.
Hyperscanning
In dieser Musiktherapie-Studie wurde ein Verfahren namens Hyperscanning angewendet, das die Aktivität in zwei Gehirnen gleichzeitig aufzeichnet.
Bild: Gerd Altmann
Musiktherapeuten müssen sich auf die Reaktion des Patienten verlassen, um zu beurteilen, ob die musiktherapeutische Intervention funktioniert. Doch durch Hyperscanning kann man nun genau sehen, was im Gehirn des Patienten passiert, schreiben die Studienautoren.
In der dokumentierten Sitzung wurde klassische Musik gespielt, während der Patient über eine schwere Krankheit in der Familie sprach. Sowohl der Patient als auch der Therapeut trugen EEG (Elektroenzephalogramm) Kappen mit Sensoren, die elektrische Signale im Gehirn erfassen, und die Sitzung wurde mit Videokameras synchron zum EEG aufgezeichnet.
Moment der Veränderung
Musiktherapeuten arbeiten an „Momenten der Veränderung“, in denen sie eine bedeutsame Verbindung zu ihrem Patienten herstellen. Zu einem Zeitpunkt während dieser Studie verlagerte sich die Gehirnaktivität des Patienten plötzlich von tiefen negativen Gefühlen zu einem positiven Höhepunkt.
Kurz darauf, als der Therapeut erkannte, dass die Sitzung wirksam war, zeigten ihre Hirnscans ähnliche Ergebnisse. In anschließenden Interviews identifizierten beide das als einen Moment, in dem sie das Gefühl hatten, dass die Therapie wirklich funktionierte.
Stirnlappen des Gehirns
Die Wissenschaftler untersuchten die Aktivität in den rechten und linken Stirnlappen des Gehirns, wo negative bzw. positive Emotionen verarbeitet werden. Durch die Analyse der Hyperscandaten neben Videomaterial und einem Transkript der Sitzung konnten die Forscher zeigen, dass eine Hirnsynchronisation stattfand, und sie konnten auch demonstrieren, wie ein Patient-Therapeut-„Moment-der-Veränderung“ im Gehirn aussieht.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Frontiers in Psychology – https://dx.doi.org/10.3389/fpsyg.2019.01561