Roboterphobie und Jobunsicherheit, Stress

Stehlen die Roboter uns die Arbeitsplätze? Untersuchung der Roboterphobie als Stressfaktor am Arbeitsplatz im Gastgewerbe

Roboterphobie und Jobunsicherheit, Stress

21.05.2024 Der Einsatz von mehr Robotern zur Schließung von Personallücken im Gastgewerbe könnte sich als Fehlschlag erweisen und dazu führen, dass mehr menschliche Arbeitskräfte kündigen, so eine Studie der Washington State University.

Die Studie, an der mehr als 620 Beschäftigte des Beherbergungs- und Gaststättengewerbes teilnahmen, ergab, dass die „Roboterphobie“ (robot-phobia) – insbesondere die Angst, dass Roboter und Technologie menschliche Arbeitsplätze ersetzen werden – die Arbeitsplatzunsicherheit und den Stress der Beschäftigten erhöht, was zu einer größeren Bereitschaft führt, den Arbeitsplatz zu verlassen. Die Auswirkungen waren bei Mitarbeitern, die bereits Erfahrung mit Robotertechnologie hatten, stärker ausgeprägt. Neben den Beschäftigten in der ersten Reihe waren auch Führungskräfte betroffen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift International Journal of Contemporary Hospitality Management veröffentlicht.

„Die Fluktuationsrate im Hotel- und Gaststättengewerbe gehört zu den höchsten in allen Sektoren außerhalb der Landwirtschaft, daher ist dies ein Thema, das die Unternehmen ernst nehmen müssen“, sagte der Hauptautor Bamboo Chen, ein Gastgewerbeforscher am Carson College of Business der WSU. „Die Ergebnisse scheinen über alle Sektoren hinweg und sowohl für Angestellte als auch für Manager konsistent zu sein. Für alle, unabhängig von ihrer Position oder Branche, hat die Roboterphobie reale Auswirkungen“.

Die Studie

Während sich andere Studien auf den Komfort der Kunden im Umgang mit Robotern konzentriert haben, geht es in dieser Studie darum, wie sich die Technologie auf die Beschäftigten im Gastgewerbe auswirkt. Chen und sein Kollege Ruying Cai von der WSU befragten 321 Hotelangestellte und 308 Mitarbeiter der Gastronomie in den USA und stellten eine Reihe von Fragen zu ihrer Arbeit und ihrer Einstellung zu Robotern. In der Umfrage wurde der Begriff „Roboter“ weit gefasst und umfasste eine Reihe von Roboter- und Automatisierungstechnologien, wie z. B. menschenähnliche Serviceroboter und automatisierte Roboterarme sowie Selbstbedienungskioske und Tabletop-Geräte.

Bei der Analyse der Umfragedaten stellten die Forscher fest, dass ein höheres Maß an Roboterphobie mit einem stärkeren Gefühl der Arbeitsplatzunsicherheit und des Stresses verbunden war – was wiederum mit der „Fluktuationsabsicht“ oder den Plänen der Arbeitnehmer, ihren Arbeitsplatz zu verlassen, korreliert war. Diese Ängste nahmen mit zunehmender Vertrautheit nicht ab: Arbeitnehmer, die in ihrem Arbeitsalltag mehr mit Robotertechnologie zu tun hatten, befürchteten stärker, dass diese menschliche Arbeitskräfte überflüssig machen würde.

Negative Rückkopplungsschleife

Auch die Wahrnehmung spielte eine Rolle. Die Mitarbeiter, die Roboter als fähiger und effizienter ansahen, hatten auch eine höhere Fluktuationsabsicht.

Roboter und Automatisierung können eine gute Möglichkeit sein, den Service zu verbessern, so Chen, da sie mühsame Aufgaben übernehmen können, die Menschen in der Regel nicht gerne tun, wie z. B. Geschirrspülen oder die Handhabung von Hotelwäsche. Die Gefahr besteht jedoch darin, dass die Roboter dazu führen, dass mehr menschliche Mitarbeiter kündigen. Die Autoren weisen darauf hin, dass dies zu einer „negativen Rückkopplungsschleife“ führen und den Arbeitskräftemangel im Gastgewerbe noch verschärfen kann.

Chen empfahl den Arbeitgebern, nicht nur die Vorteile, sondern auch die Grenzen der Technologie zu kommunizieren – und die Rolle der menschlichen Arbeitskräfte besonders zu betonen.

„Wenn Sie eine neue Technologie einführen, sollten Sie sich nicht nur darauf konzentrieren, wie gut oder effizient sie sein wird. Konzentrieren Sie sich stattdessen darauf, wie Menschen und Technologie zusammenarbeiten können“, sagte er.

© Psylex.de – Quellenangabe: International Journal of Contemporary Hospitality Management, 2024; DOI: 10.1108/IJCHM-09-2023-1454

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