So wenig Suizide wie noch nie in Deutschland

Pressemitteilung vom Nationalen Suizidpräventionsprogramm für Deutschland (NaSPro), Deutsche Akademie für Suizidprävention (DASP) und Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS)

Suizidprävention ist möglich und verdient nachhaltige Förderung

20.04.2021 9.041 Menschen starben in Deutschland im Jahr 2019 durch Suizid. Im vierten Jahr in Folge liegt damit die Zahl der Suizide unter 10.000 und erreicht so einen historischen Tiefstand. Die Gründe dafür sind vielfältig. Anlässlich der Diskussionen um den assistierten Suizid drücken führende Expert*innen der Suizidprävention ihre Besorgnis über die Entwicklung aus. 

Suizide in Deutschland 2019

Das Statistische Bundesamt hat die aktuellsten Suizidzahlen veröffentlicht. Demnach sind 2019 in Deutschland 9.041 Menschen durch Suizid verstorben. Die Suizidrate (Suizide/100.000 Einwohner) sank mit 10,9 auf ihren niedrigsten Stand. Damit liegt im vierten Jahr in Folge die Zahl der durch Suizid Verstorbenen unter 10.000 und hat sich seit dem höchsten Stand der Suizidzahlen im Jahr 1980 (18.451) mehr als halbiert. „Doch nach wie vor sterben mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Mord und Totschlag, illegale Drogen und Aids zusammen“, betont Hannah Müller-Pein, Kommunikationsbeauftragte des NaSPro. „Die Entwicklung zeigt jedoch, dass Suizidprävention möglich ist“.

Suizidprävention ist möglich!

Der Rückgang der Suizidzahlen ist auf viele Ursachen zurückzuführen. Einfluss haben unter anderem der Fortschritt in der Behandlung von Risikogruppen (Menschen mit Depressionen, Psychosen, Sucht, etc.). Zudem wurde der Zugang zum Gesundheitswesen durch den Ausbau der ambulanten Versorgung erleichtert. Darüber hinaus wurden in den letzten 20 Jahren, meist über Stiftungen und Vereine, Beratungsstellen für Menschen in suizidalen Krisen ausgebaut.

„International wurde die Wirksamkeit suizidpräventiver Interventionen durch eine Vielzahl von wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen“, bekräftigt Professorin Barbara Schneider, die zum Leitungsteam des NaSPro gehört. Untersucht wurden u.a. Maßnahmen auf gesellschaftlich-politischer Ebene und der Kommunen, der Awareness und der Versorgung von Risikogruppen. Besonders wirksam erwies sich – auch in Deutschland – die Einschränkung des Zugangs zu Suizidmitteln. Vor diesem Hintergrund haben viele Länder Suizidpräventionsprogramme eingerichtet und finanzieren diese auch dauerhaft.

Das Nationale Suizidpräventionsprogramm für Deutschland (NaSPro)

Das NaSPro wurde 2001 auf Initiative der DGS gegründet und koordiniert seither die suizidpräventive Arbeit in Deutschland. In dem Programm arbeiten über hundert Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen unter der Beteiligung einer Vielzahl von Organisationen zusammen, um die Suizidprävention zu fördern. Diese Arbeit erfolgt überwiegend ehrenamtlich. Seit der Gründung des NaSPro sank die Suizidrate in Deutschland um 19 Prozent.

„Wir sollten diese Arbeit nicht gefährden“, sagt Professor Reinhard Lindner (Leitungsteam NaSPro). Sehr beunruhigend sind deshalb die Forderungen nach einem leichteren Zugang zu tödlichen Medikamenten sowie nach staatlich geförderten Beratungsstellen zum assistierten Suizid. Viele bestehende Beratungsangebote, Initiativen und Netzwerke der Suizidprävention sind hingegen unterfinanziert. Lindner fügt hinzu: „Suizidprävention ist möglich, verdient Anerkennung und auch eine nachhaltige finanzielle Förderung durch die Gesellschaft.“ 

Die Pressemitteilung als PDF zum Download erhalten Sie hier

Den kompletten Datensatz mit allen Grafiken und Informationen zur Suizidstatistik finden Sie hier

Quellenangabe: Nationalen Suizidpräventionsprogramm für Deutschland

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