ADHS: Rauchen in der Schwangerschaft

ADHS: Rauchen in der Schwangerschaft

Prävention, Vorbeugung

Rauchen während Schwangerschaft erhöht ADHS-Risiko

05.08.2014 Frauen, die während ihrer Schwangerschaft rauchen, erhöhen das Risiko für Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätstörungen (ADHS) bei ihren Kindern, laut einer kürzlich in Pediatrics erschienenen Studie.

Die Forscher der Aarhus Universität in Dänemark sammelten und analysierten Daten von mehr als 84.000 Kindern, die zwischen 1996 und 2002 in Dänemark geboren wurden. Deren Mütter wurden zu ihren Verhaltensweisen während der Schwangerschaft befragt. Im Alter von sieben Jahren sollten die Mütter einen Fragebogen hinsichtlich des Verhaltens, der Gesundheit und Entwicklung ihrer Kinder ausfüllen.

Die Befunde zeigten, dass während der Schwangerschaft rauchende Mütter 1,6 mal häufiger ein Kind mit ADHS hatten. Wenn auch der Vater während der Schwangerschaft der Mutter rauchte, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit ein Kind mit ADHS zu haben auf das 1,8-fache.

Die Forscher stellten auch fest, dass Kinder ein leicht höheres Risiko für ADHS hatten, wenn ihre Mütter während der Schwangerschaft eine Nikotinersatztherapie (Nikotinpflaster) verwendeten. Dies muss jedoch noch bestätigt werden.

„Unsere Befunde legen nahe, dass Exposition zu pränatalem Tabakrauch (möglicherweise Nikotin) eine pränatale Auswirkung auf das ADHS-Risiko von Kindern haben kann“, schrieben die Autoren.

Die Forscher bemerkten noch, dass sie keinen Zusammenhang zwischen dem Rauchen vor der Schwangerschaft und einem erhöhten Risiko für ADHS beim Kind feststellen konnten.

© PSYLEX.de – Quelle: Aarhus Universität / Pediatrics, Juli 2014

Update: Rauchen in Schwangerschaft erhöht nicht das Risiko

31.01.2017 Eine aktuelle in Pediatrics publizierte Studie des Fachbereichs Psychologie des Norwegian Institute of Public Health untersuchte das Risiko für ADHS, wenn die Mutter während der Schwangerschaft rauchte.

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Bild: Allen Ramos

Einige frühere Forschungsstudien hatten gezeigt, dass Kinder mit einer Exposition gegenüber Zigarettenrauch in der Gebärmutter ein höheres Risiko für ADHS hätten.

Doch die neue norwegische Studie mit mehr als 100.000 Kindern konnte keine Belege dafür finden.

Stattdessen, sagen die Forscher um Kristin Gustavson, Eivind Ystrom und Camilla Stoltenberg, dürfte der in früheren Studien beobachtete Zusammenhang wahrscheinlich durch andere Faktoren erklärt werden können – einschließlich genetischer und Umweltexpositionen.

In der Studie wurden die Rauchgewohnheiten von Müttern und Vätern während der Schwangerschaft, sowie der Mütter in früheren Schwangerschaften und das Rauchen deren Mütter, als sie schwanger mit ihnen waren, erfasst. Die Mütter berichteten über die ADHS-Symptome ihrer Kinder, als diese 5 Jahre alt waren.

Es konnten auch auf Zwillingsdaten zugegriffen werden, jedoch ergab die Analyse keinen signifikanten Hinweis auf eine Verbindung zwischen der Entwicklung von ADHS-Symptomen bei den Kindern und dem Rauchen in der Schwangerschaft seitens der Mutter oder des Vaters.

Die Psychologinnen fügten hinzu, dass es natürlich noch viele Gründe für Frauen gibt, nicht während der Schwangerschaft zu rauchen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Norwegian Institute of Public Health, Pediatrics – doi: 10.1542/peds.2016-2509; Jan. 2017

Mütterliches Rauchen während der Schwangerschaft kann das ADHS-Risiko beim Nachwuchs um fast das Dreifache erhöhen

26.02.2019 Je höher der Cotininspiegel im Blut der Mutter während der Schwangerschaft lag, desto größer war das Risiko für das Kind, später im Leben eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zu entwickeln, zeigt eine epidemiologische Studie des Forschungszentrums für Kinderpsychiatrie an der Universität Turku in Finnland.

Biomarker fürs Rauchen: Messung des Cotinins

Es ist weltweit die erste Studie, in der der Zusammenhang zwischen der Nikotinbelastung des Fötus und der Diagnose von ADHS durch Messung des Cotininspiegels aus schwangeren mütterlichen Serumproben gezeigt wurde, schreiben die Forscher.

Trotz seiner nachgewiesenen negativen Auswirkungen auf die fetale Entwicklung bleibt das Rauchen während der Schwangerschaft ein bedeutendes Problem der öffentlichen Gesundheit, schreiben die Studienautoren. Im Jahr 2017 rauchten etwa 12,5 Prozent aller schwangeren Frauen in Finnland während der Schwangerschaft und 7 Prozent rauchten während der gesamten Schwangerschaft weiter.

Die Exposition gegenüber mütterlichem Rauchen ist mit verschiedenen negativen perinatalen Ergebnissen verbunden. In mehreren Studien wurde ein Zusammenhang zwischen mütterlichem Rauchen und ADHS beim Kind nachgewiesen. Die Kausalität der Verbindung wurde jedoch in Frage gestellt, da sie hauptsächlich auf familiäre Störfaktoren zurückzuführen ist, sagt Roshan Chudal vom Forschungszentrum für Kinderpsychiatrie an der Universität Turku.

Cotinin-Spiegel – Resultate basieren nicht auf mütterlichen Selbstberichten

Alle bisherigen Studien zu diesem Thema basierten auf mütterlichen Selbstberichten zum Rauchen, was nachweislich die wahren Rauchraten unterschätzt. Die Angaben zum Rauchen ist bei schwangeren Raucherinnen noch geringer, sagt Chudal.

Cotinin ist der Biomarker für die Nikotinbelastung. Dazu gehören sowohl aktives Rauchen als auch die Nikotinbelastung aus anderen Quellen wie Nikotinersatztherapie oder Passivrauchen. Die in Pediatrics publizierte Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen der Nikotinbelastung während der Schwangerschaft und ADHS bei den Kindern.

Dosis-Wirkungs-Beziehung

Die Studie umfasste 1.079 ADHS-Fälle und dieselbe Anzahl von übereinstimmenden Kontrollteilnehmern aus den Jahren 1998 bis 1999. Der mütterliche Cotininspiegel wurde an mütterlichen Serumproben gemessen, die während des ersten und zweiten Trimesters der Schwangerschaft gesammelt und in der nationalen Biobank archiviert wurden.

Es zeigte sich eine Dosis-Wirkungs-Beziehung: Je höher der Cotinin-Spiegel (also je mehr geraucht wurde), desto häufiger trat ADHS bei den Kindern der Raucherinnen auf.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Pediatrics – DOI: 10.1542/peds.2018-3144

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