PANDAS-Syndrom, PANS

PANDAS-Syndrom, PANS

Psychische Störungen

Definition

Das PANDAS-Syndrom ist eine pädiatrische neuropsychiatrische Autoimmun-Krankheit, die mit Streptokokken-Infektionen verknüpft wird (PANDAS: Pediatric autoimmune neuropsychiatric disorders associated with streptococcal infections).

Beim PANS (Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome) sind die neuropsychiatrischen Erkrankungen nicht zwangsläufig mit Streptokokken-Infektionen verknüpft; die diagnostischen Kriterien sind aber dieselben.

Nach dieser Hypothese gibt es eine Untergruppe von Kindern mit einem frühen Beginn von Zwangsstörungen oder Tic-Störungen und diese Symptome werden durch Infektionen mit ß-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A (GABHS) verursacht.

Bei dieser Verbindung zwischen Infektion und diesen Störungen sollen durch eine anfängliche Autoimmunreaktion auf eine GABHS-Infektion Antikörper entwickelt werden, die die Basalganglienfunktion stören und Symptom-Exazerbationen verursachen. Es wird auch vermutet, dass diese Autoimmunreaktion zu einer breiten Palette von neuropsychiatrischen Symptomen führen kann.

Die PANDAS-Hypothese beruht auf Beobachtungen in klinischen Fallstudien der US National Institutes of Health und in nachfolgenden klinischen Studien, bei denen Kinder dramatische und plötzliche Verschlimmerungen der Symptome von Zwangs- und Tic-Erkrankungen nach Infektionen hatten.

Streptococcus pyogenes

Streptococcus pyogenes ist grampositiv, kettenbildend, beta-hämolysierend, Pyrrolidonyl-Arylamidase-positiv und wächst anaerob, ist aber aerotolerant; es ist ein häufig vorkommendes Bakterium, das beim Menschen unter anderem Scharlach und doppelseitige eitrige Tonsillitis auslösen kann.

Symptome, Krankheitsbild

Zusätzlich zu einer Diagnose von Tic- oder Zwangsstörung können Kinder andere Symptome haben, die mit Exazerbationen wie emotionaler Labilität, Enuresis, Angst und Verschlechterung der Handschrift verbunden sind.

Im PANDAS-Modell wird angenommen, dass diesem abrupten Beginn eine Streptokokken-Hals-Infektion vorausgeht. Da das klinische Spektrum von PANDAS dem des Tourette-Syndroms ähnelt, haben einige Forscher vermutet, dass PANDAS und Tourette assoziiert sein könnten; diese Idee ist umstritten und ein Fokus für aktuelle Forschungsarbeiten.

Streptokokken-Infektion steht im Zusammenhang mit psychischen Störungen

26.05.2017 Personen mit einer Streptokokken-Infektion (des Halses) zeigen ein erhöhtes Risiko für psychischen Störungen, vor allem Zwangsstörungen und Tics – die Befunde stützen damit die PANDAS- bzw. PANS-Hypothese (Definition).

Dr. Sonja Orlovska von der Universität Kopenhagen und Kollegen führten eine Populations-basierte Kohortenstudie mit bis zu 17 Jahren Follow-up durch, um das Risiko für psychische Erkrankungen nach einer Streptokokken-Infektion zu untersuchen.

Die Daten von 1.067.743 Kindern wurden ausgewertet, von denen 638.265 einen Streptokokken-Test machten, wobei 349.982 ein oder mehrere positive Testergebnisse hatten.

Zwangsstörungen und Tic-Störungen

streptococcus-pyogenes
Bild: Streptococcus pyogenes
Centers for Disease Control and Prevention

Die Forscher fanden heraus, dass das Risiko für die Entwicklung einer psychischen Störung bei Menschen mit einem positiven Streptokokken-Test im Vergleich zu denen ohne positiven Streptokokken-Test (Inzidenzratenverhältnis [IRR] 1,18) erhöht war – dies traf insbesondere bei Zwangserkrankungen und Tic-Störungen (IRR 1,51 und 1,35) zu.

Rachenentzündung erhöhte das Risiko

Es gab jedoch auch eine weitere Erhöhung für die Entwicklung einer psychischen Krankheit und Zwangsstörung nach einer Streptokokken-Infektion des Halses.

Das Risiko für psychische Störungen, pathologisches Zwangsverhalten und Tic-Erkrankungen war auch bei Personen mit einer Rachenentzündung ohne Streptokokken-Beteiligung erhöht (IRR: 1,08, 1,28 bzw. 1,25).

Die Wissenschaftler schreiben im Fachblatt JAMA Psychiatry: Rachenentzündungen ohne Streptokokken-Infektion waren ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für psychische Krankheiten verbunden, obwohl diese nicht so häufig waren wie Streptokokken-Infektionen bei Zwangsstörungen und allen anderen psychischen Störungen.

Die Befunde unterstützen damit nicht nur PANDAS sondern auch wichtige Elemente des diagnostischen Konzepts des pediatric acute-onset neuropsychiatric syndrome (PAN-Syndrom) – da PANS nicht zwangsläufig durch eine Streptokokkeninfektion hervorgerufen wird, anders als das PANDAS-Syndrom – schreiben die Autoren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Kopenhagen, JAMA Psychiatry – doi:10.1001/jamapsychiatry.2017.0995; Mai 2017

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