Was tun bei Lampenfieber?
Psychische Störungen – Angst – Angststörungen
05.01.2014 Menschen, die versuchen, sich selbst zu begeistern bzw. zu ‚pushen‘, können ihre Leistung während Angst-induzierter Aktivitäten – wie öffentliches Sprechen oder einem Mathetest – besser abrufen.
Sollte man versuchen, sich zu beruhigen?
Lampenfieber – Stagefright
„Angst kann immensen Einfluss auf einen haben.
Die meisten Menschen glauben, dass sie am besten mit ihrem Lampenfieber umgehen, indem sie versuchen, sich zu beruhigen“, sagt Studienautorin Alison Wood von der Harvard Business School. „Wenn die Menschen sich ängstlich fühlen und versuchen, sich zu beruhigen, denken sie aber über all die Dinge nach, die schlecht ausgehen könnten. Wenn sie aufgeregt bzw. begeistert sind, denken sie jedoch darüber nach, wie gut die Dinge ausgehen könnten.“
Drei Versuche (mit insgesamt 441 männlichen und weiblichen Teilnehmern) führten die Forscher an der Harvard University mit Collegestudenten und Anwohnern durch, und zeigten, dass einfache Formeln zur ‚Aufregung‘ die Leistung während bestimmter Aktivitäten, die Angst auslösten, verbessern konnten. Die Studie wurde im Journal of Experimental Psychology der American Psychological Association herausgegeben.
Öffentliche Rede – Reden vor anderen
I. Experiment: Öffentliche Rede
Die Teilnehmer wurden aufgefordert, eine überzeugende öffentliche Rede zu halten, warum sie gute Teamarbeiter wären. Ein beurteilendes Komitee sollte die Angst vor der Rede noch steigern. Einige Teilnehmer sollten sich vor der Rede sagen: „ich bin aufgeregt“, andere: „ich bin ruhig“.
Die Teilnehmer, die sich sagten, sie wären aufgeregt, hielten längere Reden und waren überzeugender, kompetenter und entspannter als diejenigen, die sich sagten, sie wären ruhig.
Mathematiktest
II. Experiment: Mathetest
In einem anderen Versuch sollten schwierige Matheaufgaben gelöst werden; vorher lasen die Teilnehmer entweder: „Versuche, Dich anzuregen/aufzuregen“ oder „Versuche, Dich zu beruhigen“. Eine Kontrollgruppe bekam nur die Matheaufgaben (ohne die Anweisung).
Die aufgeregten Teilnehmer erzielten im Durchschnitt eine um 8% bessere Leistung als die ‚ruhige‘ Gruppe und die Kontrollgruppe, und sie berichteten nach dem Test, sich zuversichtlicher hinsichtlich ihrer Mathefähigkeiten zu fühlen.
Singen vor anderen
III. Lampenfieber-Experiment: Karaoke – Singen vor anderen
Teilnehmer wurden verschiedenen Karaoke-Gruppen zugeteilt, bevor jeder allein einen populären Song in eine Videospiel-Konsole sang. In jeder Gruppe sollten sich die Mitglieder jeweils einen Satz vor dem Singen sagen: entweder dass sie ängstlich, oder aufgeregt, oder ruhig, oder wütend oder traurig seien. Eine Kontrollgruppe machte keine Aussage. Bei allen Teilnehmern wurde die Herzfrequenz gemessen, um ihre Angst beurteilen zu können.
- Die ‚begeisterten‘ Teilnehmer erzielten im Durchschnitt etwa 80 Prozent der Punkte basierend auf Tonhöhe, Rhythmus und Volumen.
- Diejenigen Teilnehmer, die sagten, dass sie ruhig, wütend oder traurig seien, erzielten im Durchschnitt etwa 69 Prozent,
- verglichen mit 53 Prozent derjenigen, die sagten, dass sie ängstlich seien.
Teilnehmer, die sagten, dass sie begeistert seien, berichteten auch, sich aufgeregter und zuversichtlicher bezüglich ihrer Sangesfähigkeit zu fühlen.
Gestehen Sie sich ein, dass sie aufgeregt sind
Da sowohl Angst als auch Begeisterung emotionale Zustände sind, die durch eine hohe Erregung gekennzeichnet sind, kann es besser sein, Angst eher als Aufregung zu betrachten, anstatt zu versuchen, die Angst abzumindern und sich zu beruhigen, sagten die Forscher.
„Wenn Sie sich ängstlich fühlen, grübeln Sie zuviel und konzentrieren sich auf potentielle Bedrohungen“, sagten sie. „Unter solchen Umständen (die Lampenfieber hervorrufen) sollte man versuchen, sich auf die potentiellen Chancen zu konzentrieren.
Es zahlt sich wirklich aus, positiv zu sein, und man sollte sagen, dass man aufgeregt ist. Selbst wenn man es anfangs nicht glaubt: ein laut gesagtes ‚ich bin aufgeregt‘ steigert authentische Gefühle der Begeisterung.“
Quelle: American Psychological Association / Harvard Universität Business School, Dez. 2013
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