Antidepressiva-Nebenwirkungen treten öfter bei begleitender Panikstörung auf
08.01.2017 Patienten, die Medikamente gegen ihre Depression nehmen, melden mehr Nebenwirkungen, wenn sie auch von einer Panikstörung betroffen sind laut einer neuen Studie der Universität Illinois at Chicago.
Die Psychologen analysierten Daten von 808 Patienten mit chronischer Depression, die Antidepressiva einnahmen. 85 hatten auch eine Panikstörung-Diagnose.
Von allen Teilnehmern berichteten 88 Prozent über mindestens eine Nebenwirkung während der 12-wöchigen Behandlungen (Datenerfassung zwischen 2002 und 2006). Die Antidepressiva-Nebenwirkungen wurden in gastrointestinale, kardiovaskuläre, dermatologische, neurologische, urogenitale, Schlaf- und sexuelle Auswirkungen kategorisiert.
Auftretende Nebenwirkungen
Die Forscher fanden, dass depressive Patienten mit komorbider Panikstörung (vs. ohne) mit größerer Wahrscheinlichkeit über
- gastrointestinale (47 Prozent vs. 32 Prozent),
- kardiovaskuläre (26 Prozent vs. 14 Prozent),
- neurologische (59 Prozent vs. 33 Prozent) und
- urogenitale (24 Prozent vs. 8 Prozent) Nebenwirkungen klagten.
Komorbide Panikstörung war nicht mit häufigeren Augen- oder Ohr-Problemen, dermatologischen, Schlaf- oder sexuellen Störungen verbunden – verglichen mit Teilnehmern ohne Panikattacken.
Interozeptives Bewusstsein
Menschen mit Panikstörung sind besonders empfindlich gegenüber körperlichen Veränderungen, sagte Studienautor Stewart Shankman, Professor der Psychologie und Psychiatrie am UIC. Das wird ‚interozeptives Bewusstsein‘ genannt.
Weil diese Patienten Panikattacken erleben – plötzlich aus dem Nichts auftretende Symptome wie Herzrasen, Atemnot, Todesangst – achten sie besonders auf körperliche Veränderungen, die eine weitere Panikattacke ankündigen könnten. Es ist also einleuchtend, dass diese Patienten auch über mehr Nebenwirkungen in einer Antidepressiva-Behandlung berichten.
Verschlechterung der Depressionssymptome
Teilnehmer mit begleitender Panikstörung meldeten auch mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Verschlechterung ihrer depressiven Symptome im Verlaufe der Studie, wenn sie multiple Nebenwirkungen bemerkten.
Je mehr Nebenwirkungen sie beobachteten, desto depressiver wurden sie, sagte Shankman im Fachblatt Journal of Clinical Psychiatry. Ob die Nebenwirkungen real sind oder nicht spielt keine Rolle, aber eindeutig real war, dass sich ihre Depression als eine Funktion ihrer Nebenwirkungen verschlechterte, schloss der Psychologe.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Illinois, Journal of Clinical Psychiatry; Jan. 2017
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