Extinktion bei Angst, Angststörungen

Extinktion bei Angst, Angststörungen

Psychische Störungen

Imagination bei der Extinktion von angstbesetzten Erfahrungen

23.11.2018 Eine in der Fachzeitschrift Neuron veröffentlichte Forschungsarbeit hat herausgefunden, dass die Imagination eines Klangs / Geräuschs genauso effektiv sein kann, um eine Verbindung zwischen diesem Klang und einer negativen – z.B. angstbesetzten – Erfahrung zu durchbrechen (auszulöschen), wie das Hören des Klangs im wirklichen Leben.

Extinktionslernen

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Bild: David Karich

Und es gibt Parallelen im Gehirn, wobei dieser Prozess, in dem die Auswirkungen der Assoziation auf die psychologische Reaktion (Verhalten) – auch Extinktion bzw. Extinktionslernen genannt – sowohl für diese realen als auch für imaginäre Klänge stattfindet.

Die Ergebnisse helfen zu erklären, warum Imagination – bereits oft als Therapieinstrument eingesetzt – bei Angststörungen helfen kann.

Die 68 gesunden Teilnehmer dieser Studie wurden trainiert, entweder ein hohes oder ein tiefes Geräusch mit einem unangenehmen, aber nicht schmerzhaften Stromschlag zu verbinden. Dann wurden sie entweder den gleichen Geräuschen ausgesetzt, sollten sich die gleichen Geräusche vorstellen, oder sollten angenehme Vogel- und Regengeräusche imaginieren – alles ohne weitere Elektroschocks.

Kann die Imagination genauso gut funktionieren?

Dieses Verfahren führt bekanntlich zur Extinktion, wobei die früher angstauslösenden Erfahrungen keine Angstreaktion mehr auslösen. Die Frage war, ob die Imagination des Klanges oder Geräusches ebenso gut funktionieren würde, wie ihn tatsächlich zu hören.

Dem war so laut den psychologischen Befunden. Die Probanden, die sich die Geräusche vorgestellt hatten, ohne Schocks zu erhalten, verringerten ihre Angstreaktionen auf die realen Geräusche genauso gut wie diejenigen, die sie wirklich hörten, ohne Stromschläge zu erhalten.

In der Klinik werden Patienten mit Angststörungen oft gebeten, eine Situation zu visualisieren, die Stress und Ängste auslöst, um sie sicher und kontrolliert wieder zu erleben. Es ist oft erfolgreich, aber wie die Imagination solche starken Effekte hervorrufen kann, ist noch nicht klar, schreiben die Forscher um Marianne Cumella Reddan vom Fachbereich Psychologie und Neurowissenschaften der Universität Colorado Boulder.

Die Aktivität im Gehirn

Die Beobachtung der Gehirnaktivität der Teilnehmer mit fMRT erlaubte es den Forschern zu erkennen, dass es Überschneidungen in der Gehirnaktivität bei den realen und imaginären Extinktionsbedingungen gab: Während jede Bedingung mit ihr eindeutig verbunden war, konzentrierte sich die Aktivität in beiden Bedingungen um den ventromedialen präfrontalen Cortex (vmPFC).

Der vmPFC ist bei vielen Spezies mit der Extinktion in Verbindung gebracht worden, und seine Aktivierung während des imaginären Hören des Geräuschs deutet darauf hin, dass die imaginäre Extinktion durch einen ähnlichen Prozess wie die reale Extinktion erfolgt.

Es ist jedoch nicht nur irgendeine Art von Vorstellung, die diese Wirkung hat. Die Bedingung, unter der die Teilnehmer gebeten wurden, sich Vögel und Regen vorzustellen, hatte keinen Einfluss auf die Beziehung zwischen dem Geräusch und der erlernten Angstreaktion.

Die Ergebnisse der Studie beziehen sich auch nur auf kurzfristige Auswirkungen; ob die Effekte langfristig vergleichbar sind, müssen die Wissenschaftler erst noch herausfinden. Auch hat die Studie nicht untersuchen können, ob die Extinktion durch die Schaffung einer neuen Erinnerung oder durch die Änderung der ursprünglichen Erinnerung zustande kommt.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Neuron, Reddan et al.: “Attenuating neural threat expression with imagination” – DOI: 10.1016/j.neuron.2018.10.047

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