Gehemmtes Baby ⇒ ängstlicher Erwachsener
Psychische Störungen – Angststörungen
23.04.2014 Forscher haben feststellen können, dass nervöse und gehemmte Babys wahrscheinlicher ängstliche Erwachsene werden.
Extreme Schüchternheit
„Das gehemmte Kind sitzt und beobachtet, aber es spielt nicht allein mit sich oder mit anderen. Die Vorstellung mitzumachen, scheint es zu erschrecken“, sagt Entwicklungspsychologin Koraly Pérez-Edgar von der Pennsylvania State University in den USA.
Ihre jahrelange Forschung konnte zeigen, dass diese Art extremer Schüchternheit oft Angst und Angststörungen später im Leben prognostiziert. Sie bemerkt, dass das Verhalten eines schüchternen Kindes sich noch entwickelt bis es erwachsen ist, „aber es kann auch so bleiben, dass sie sich in sozialen Situationen unwohl fühlen“.
Es kommt selten vor, dass ein Kind vor der Schwelle zur Jugend die Diagnose einer klinischen Angststörung bekommt. „Kinder sind noch nicht ängstlich, aber sie können die Veranlagung haben, was sie für eine Angststörung anfälliger macht“, sagte Pérez-Edgar.
Sie weist darauf hin, dass es einen Unterschied gibt zwischen Trennungsangst, eine normale Erfahrung bei Zwei- und Dreijährigen, und was als eine ängstliche Veranlagung bezeichnet werden könnte.
„Wenn ein in seinem Verhalten gehemmtes Baby neuartigen sensorischen Informationen ausgesetzt wird – z.B. etwas gutartigem wie eines jener Mobiles, das über eine Krippe gehängt wird, oder ein normaler sogenannter Schachtel- oder Springteufel – fangen viele Babys an zu kichern und zu lachen; sie denken, dass es lustig ist. Aber diese Babys erschrecken, sie schreien und krümmen ihre Rücken – ihre Systeme sagen einfach: ‚Gefahr, Gefahr, Gefahr'“, sagt sie.
Später im Leben könnte dies zu Problemen führen, soziale Beziehungen aufzubauen und gesellschaftlich zu verkehren.
Überaktive Amygdala
Forscher nehmen an, dass eine übersensitive Amygdala (Gehirnregion, in der der Fight-or-Flight Mechanismus sitzt) für eine große Ängstlichkeit sorgen kann. Pérez-Edgar sagte: „Wir waren in der Lage, dies mit MRT-Scans zu zeigen, als diese Babys das Teenager-Alter erreichten. Tatsächlich reagierten die Amygdalae der ehemals ängstlichen Babys im Jugendalter stärker.“
Aber die Richtung der Beeinflussung ist noch unklar. „Wir haben hier eine Henne-Ei-Situation“, sagt Pérez-Edgar. „Reagiert das Baby so heftig, weil seine Amygdala überaktiv ist, oder umgekehrt?“ Weitere Forschungen werden benötigt.
Die Forscher versuchen, den ängstlichen Kindern durch Verhaltenstherapie zu helfen: sie leiten die Aufmerksamkeit der Kinder von der Quelle der Angst weg. Sie nehmen an, dass, indem sie das Gehirn des Kindes trainieren, sich nicht angstauslösende Dinge zu ’suchen‘ und stattdessen die Aufmerksamkeit anderswohin zu lenken, die Angst nachläßt.
Quelle: Pennsylvania State University, April 2014