Autistische Merkmale bei Frauen mit Anorexie
09.02.2017 Frauen mit Anorexia nervosa zeigen klare autistische Merkmale, selbst wenn die Essstörung unter Kontrolle ist und sie wieder ein normales Gewicht erreichen. Die Ähnlichkeiten zwischen Anorexie und Autismus bei Frauen sind auch in einem Teil des Gehirns zu sehen, der soziale Fähigkeiten verarbeitet.
Eine herkömmliche Essstörung ist normalerweise mit der Fixation auf Essen und Gewicht verbunden, aber es gibt auch eine Reihe anderer Gedanken und Verhaltensweisen bei Menschen mit Magersucht, die vorher als typisch für Autismus betrachtet worden sind, sagte Dr. Louise Karjalainen von der Sahlgrenska Academy, Studienautorin und Psychologin am Gillberg Neuropsychiatrie Zentrum in Göteborg.
Autistische Denk- und Verhaltensmuster
Seit langem ist bekannt, dass Personen mit Autismus ein gestörtes Esverhalten haben. Jedoch ist es unklar gewesen, ob typisches autistisches Verhalten in Bezug auf das Essen auch bei anorektischen Menschen anzutreffen ist.
Bild: Vidmir Raic
Eine der von Karjalainen untersuchten Gruppen bestand aus etwa 30 Frauen mit Magersucht im Alter zwischen 15 und 25. Noch nach einem Jahr als sich ihre Gesundheit schon generell verbessert hatte, zeigten sie negative Denkmuster und Verhaltensmuster in Bezug aufs Essen, die Menschen mit Autismus charakterisieren.
Ihre generellen Essmuster verbesserten sich während des Folgejahres, aber es war besonders bemerkenswert, dass sie noch auf dem gleichen Level ihres – auf die Mahlzeiten bezogenen – autistischen Verhaltens standen, sagt die Psychologin.
Rückfallgefahr
Ein unerträglicher Essensgeruch, ein Tischnachbar, der unerträgliche Kaugeräusche macht oder eine Abneigung gegen das Zusammenessen mit anderen Personen sind typische Dinge, die bei Frauen für Rückfälle sorgen können, lange nachdem sie das akute Stadium der Anorexie verlassen haben.
Die autistischen Merkmale blieben sogar, selbst nachdem der Körper wieder gut genährt und genesen war.
Multitasking
Kognitiv funktioniert jemand besser, sobald er/sie wieder normales Gewicht nach einer Essstörung erreicht hat, aber die sozialen Aspekte der Mahlzeiten waren noch unangenehm. Sie hatten auch tatsächlich Probleme mit dem Multitasking. Das Essen zu schneiden und zur selben Zeit zu kauen war eine Herausforderung, und dies ist auch bei Autisten zu beobachten, sagte Karjalainen.
Diese Probleme bei Patienten mit Anorexia nervosa wurden vorher noch nicht untersucht bzw. verstanden.
Es wurde vermutet, dass es teilweise mit dem Essen und der Gewichtsangst zu tun hat, aber es war schon sehr klar, dass es auch mit sozialen Faktoren verbunden ist, führte die Psychologin weiter aus.
Die MRT-Scans zeigten auch, dass Frauen in dieser Gruppe dieselben Veränderungen wie Frauen mit Autismus in den Teilen des Gehirns demonstrierten, die mit sozialer Kognition verbunden sind. Es zeigte sich hier eine Verdünnung der grauen Substanz, die nicht bei der gesunden Kontrollgruppe festzustellen war.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Sahlgrenska Academy, Universität Göteborg; Feb. 2017
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Meine Tochter leidet seid sie 16 ist an Anorexie. Bereits Jahre vor der eigentlichen Eßstörung zeigte sich, zunächst hauptsächlich im familiären Umkreis, auffälliges Verhalten.
So machten ihr alltägliche Situationen überdimensionale Ängste und nahmen zwanghaften Charakter an.
Beispielsweise Aufführungen im Kindergarten oder Prüfungen in der Schule oder die Tür des Kaninchenstalles, die nicht richtig verriegelt sein könnte.
Das Schlimme für sie und uns was, dass egal wie verständnisvoll man auf sie einging und welche Methoden man erdachte um beispielsweise den Kaninchenstall zu sichern – die Ängste ließen nicht lange nach und waren teilweise bis Nachts präsent.
Das führte wieder dazu, dass man irgendwann die Nerven verlor und sich dementsprechend ungerecht verhielt.
Mit 15 Jahren begann sie sich selbst zu verletzen und hat davon erheblich Narben davon getragen.
Seid einem Jahr (unsere Tocher ist jetzt 19 Jahre) arbeiten wir mit Hilfe von Fachleuten nach dem Family Based Treatment/ Maudsley Methode und haben damit was Gewicht und Eßverhalten angeht schon erhebliche Erfolge erzielt. In den Fachklinikenen in denen sie zuvor war, stellte sich leider nicht die erhoffte Verbesserung ein.
Unsere jetziges Problem ist weniger das Essen, was zwar auch noch nicht unproblematisch ist und nur nach festen Plänen abläuft, sondern die Zwanghaftigkeit ins Allem was sie tut.
Läuft irgendetwas anderes als geplant bricht alles zusammen.
Sie hatte schon als Kind Probleme mit dieser Art von „Set shifting“.
Aber jetzt kann bei jeglicher Art von Änderung eine solche Panik aufkommen, die in Selbstmord Androhung, stundenlangen Weinen usw. ausartet.
Sie ist selbst sehr verzweifelt darüber…sagt bei ihr stimme etwas nicht.
Wir haben jetzt einen Termin bei einem Psychiater vereinbart.
Wie in dem oben genannten Artikel mutet diese Angst vor Abweichungen schon fast autistisch an und war vor der Anorexie nur in viel leichteren Zügen vorhanden.
Welche medizinischen/therapeutischen Möglichkeiten könnten in diesem Fall sinnvoll sein?