Gewichtssuppression: Risikofaktor für Essstörung
11.10.2013 Forscher im Bereich Diät/Gewichtsverlust kennen das Prinzip: Je mehr Gewicht man verloren hat, desto schwerer ist es, das Gewicht dann zu halten. Dem zugrunde liegt ein komplexer Teufelskreis biologischer und Verhaltensfaktoren.
Gewichtssuppression
Die Forschung zur Essstörung hat diesen Einflussfaktor zum großen Teil übersehen, doch Dr. Michael Lowe, Professor der Psychologie an der Drexel Universität, Philadelphia, weist in seinen Studien darauf hin, dass dieser Risikofaktor mehr Beachtung verdient.
In einer neuen Studie fanden die Forscher heraus, dass sowohl das Ausmaß der Essstörungssymptome als auch der Grad der Verbesserung während der Behandlung davon abhängt, wie viel Gewicht Patientinnen mit Anorexia nervosa (von ihrem vorherigen Höchstgewicht) verloren haben, wie viel sie gegenwärtig wiegen und der Interaktion zwischen den beiden – dies wird ‚weight suppression‘ bzw. Gewichtssuppression genannt.
Nach Kontrolle des Body-Mass-Index der Patienten (BMI, bekannter Indikator für den Schweregrad der Erkrankung), stellten sie fest, dass Patienten mit größerer Gewichtssuppression mehr schwere Anorexiesymptome hatten als Patienten, deren niedrigstes Gewicht näher bei ihrem historischen höchsten Gewicht lag.
Auswirkung auf Behandlung von Anorexie
Lowe sagte, dass Forscher und Kliniker, die bereits das Gewicht oder den BMI als ein absolutes Maß für die Schwere der Essstörung verwenden, auch die Gewichtssuppression als relatives Maß in Erwägung ziehen sollten.
Diese Befunde können wichtige Auswirkungen auf die Behandlung von Essstörungen wie Anorexia nervosa haben.
„Die Normen für die Behandlung von Anorexie beziehen sich alle auf ‚wie viel Gewicht müssen sie zulegen, um ein minimal gesundes Körpergewicht entsprechend ihrer Länge zu bekommen'“, sagte Lowe.
„Was selten gefragt wird, ist: ‚wie sieht der Gewichtsverlauf des Patienten aus?'“
Lowe sagte, dass seine noch andauernde Forschung die Antwort nahelegt, dass viele Patienten vor der Entwicklung von Anorexie mehr als ihre Altersgenossen wogen.
„Wenn sich der Körper des Patienten an dieses letzte höhere Gewicht ‚irgendwie erinnert‘, dann wird die Patientin selbst bei einem minimal gesunden Körpergewicht immer noch das starke Bedürfnis haben, das Gewicht niedrig zu halten“, bemerkte Lowe.
„Diese Perspektive ist neu. Sie legt nahe, dass zukünftige Behandlungen funktionieren könnten, indem sie einen gesünderen ‚Gleichgewichtspunkt‘ finden zwischen dem, was Patientinnen einmal wogen, und dem, was sie gegenwärtig wiegen.“
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Drexel Universität, Sept. 2013