Borderline-Störung und Verlassenheitsängste

Angst, verlassen zu werden: „Abandonment-Psychotherapy“ für Suizidpatienten mit BPS

23.10.2017 In der aktuellen Ausgabe von Psychotherapy and Psychosomatics wurden in einer Studie die Langzeitwirkungen einer bestimmten Form der Psychotherapie bei suizidgefährdeten Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) untersucht.

Abandonment-Psychotherapie

Die Abandonment psychotherapy (etwa: Psychotherapie gegen Verlustangst, Verlassenheitsangst – um den Umgang mit dem Gefühl des Verlassenwerdens zu erlernen) ist eine dreimonatige, zweimal wöchentlich stattfindende, manualisierte kognitiv-psychodynamische Intervention, die sich speziell auf die Erfahrungen und Ängste des Verlassenwerdens konzentriert, die als das Hauptmerkmal der Borderline-Persönlichkeitsstörung angesehen werden (s.a. Trenungsangst bei Borderlinern).

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Bild: Gerd Altmann

Sie konzentriert sich auf Probleme in romantischen Beziehungen, die häufig mit Depressionen und erhöhter Suizidalität bzw. Selbstmordversuchen unter diesen Patienten einhergehen.

170 Teilnehmer wurden in drei Behandlungsgruppen randomisiert:

  1. Abandonment-Psychotherapie durch zertifizierte Psychotherapeuten (AP-P: n = 70),
  2. Abandonment-Psychotherapie durch Krankenschwestern (AP-K: n = 70) und
  3. die übliche Standardgehandlung (STD: n = 30).

Größerer Nutzen

Die wichtigste Erkenntnis der Studie ist, so die Studienautoren, dass die Psychotherapie gegen Verlassenheitsängste (AP-P und AP-K) einen größeren Nutzen gegenüber der Standard-Intensivbehandlung 3 Jahre nach dem Beginn der Behandlung zeigte.

Bei der 3-jährigen Nachbeobachtung hatten die Patienten, die eine Abandonment-Psychotherapy erhalten hatten, weiterhin bessere Ratings zu Diagnose- und Symptomverbesserungen als die Patienten, die mit STD behandelt wurden.

Das Anhalten der überlegenen Ergebnisse der Psychotherapie gegen die Verlassensängste gegenüber der STD-Behandlung wird auch durch das Fehlen von Unterschieden zwischen den Behandlungsgruppen angezeigt, wenn die Analyse unter Berücksichtigung der Zeit nach der Behandlung zum 3-Jahres-Follow-up durchgeführt wurde, schreiben die Forscher.

Insgesamt legt die Studie nahe, dass die Abandonment-Psychotherapie die Remission bei Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung – Verbesserungen bei akuter Depression und Suizidalität beschleunigen kann, auch wenn die Behandlung der Verlassenheitsängste keinen überlegenen langfristigen Schutz vor dem ersten suizidalen Rückfall und Krankenhausaufenthalt in dieser Studie gewährte, berichten die Wissenschaftler Y. Burnand vom Psychiatry and Psychotherapy Centre, Genf, und Kollegen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Psychiatry and Psychotherapy Centre; Psychotherapy and Psychosomatics – https://doi.org/10.1159/000475885; Okt. 2017

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