Depression und die Herzfrequenz

Depression und die Herzfrequenz

Psychische Krankheiten – Depressive Störungen

Durch die Messung der Herzfrequenzveränderungen kann das Depressionsrisiko ermittelt werden

12.09.2020 Eine auf dem ECNP-Kongress präsentierte Studie konnte zeigen, dass die Messung von Veränderungen der 24-Stunden-Herzfrequenz zuverlässig anzeigen kann, ob jemand depressiv ist oder nicht.

In der Praxis kann dies Ärzten eine objektive “Frühwarnung” vor einer möglichen Depression sowie eine rasche Indikation geben, ob die Behandlung anschlägt oder nicht, und so den Weg für eine schnellere und besser ansprechende Behandlung ebnen.

Bei der Vorstellung der Ergebnisse dieser Pilotstudie auf dem virtuellen ECNP-Kongress sagte die leitende Forscherin Dr. Carmen Schiweck (Goethe-Universität Frankfurt): Einfach ausgedrückt, unsere Pilotstudie legt nahe, dass wir allein durch die Messung der Herzfrequenz über 24 Stunden mit 90%iger Genauigkeit sagen können, ob eine Person gegenwärtig depressiv ist oder nicht.

Schwankungen der Herzfrequenz

Wissenschaftler haben bisher gewusst, dass die Herzfrequenz mit Depression zusammenhängt, aber sie verstanden die Verbindung nicht. Das liegt zum Teil daran, dass die Herzfrequenz zwar schnell schwanken kann, die Depression aber über einen längeren Zeitraum auftritt und wieder verschwindet, wobei die meisten Behandlungen Monate brauchen, bis sie wirksam sind.

herzgesundheit
Bild: Gerd Altmann

Das macht es schwierig zu erkennen, ob Veränderungen im depressiven Zustand mit der Herzfrequenz zusammenhängen oder nicht.

Die Forscher arbeiteten mit einer kleinen Stichprobe von 16 Patienten mit einer schweren depressiven Störung, von denen keiner auf die normale Behandlung angesprochen hatte, und 16 gesunden Kontrollpersonen. Sie maßen 4 Tage und 3 Nächte lang ihre Herzfrequenz, und dann erhielten die Probanden mit Depressionen entweder eine Ketaminbehandlung oder ein Placebo.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass Teilnehmer mit Depressionen sowohl eine höhere Ausgangsherzfrequenz als auch eine geringere Herzfrequenzvariation aufwiesen. Im Durchschnitt beobachteten sie, dass depressive Patienten eine Herzfrequenz hatten, die etwa 10 bis 15 Schläge pro Minute höher war als bei den Kontrollen.

Nach der Behandlung wurden die Herzfrequenzen erneut gemessen und festgestellt, dass sich sowohl die Herzfrequenz als auch die Herzfrequenzschwankung der zuvor depressiven Patienten so verändert hatten, dass sie näher an denen der Kontrollen lagen.

‘Biomarker’ für Depressionen

Das auffälligste Ergebnis war, dass die Wissenschaftler in der Lage waren, die 24-Stunden-Herzfrequenz als ‘Biomarker’ für Depressionen zu verwenden. Die Herzfrequenzen wurden mit einem tragbaren Mini-EKG gemessen. Die Daten wurden in ein Programm für künstliche Intelligenz eingespeist, das in der Lage war, fast alle Kontrollen und Patienten korrekt als depressiv oder gesund zu klassifizieren.

Normalerweise sind die Herzfrequenzen tagsüber höher und nachts niedriger. Interessanterweise scheint der Abfall der Herzfrequenz während der Nacht bei einer Depression gestört zu sein. Dies scheint eine Möglichkeit zur Identifizierung von Patienten zu sein, bei denen das Risiko besteht, eine Depression zu entwickeln oder einen Rückfall zu erleiden, sagte Schiweck.

Das Team fand auch heraus, dass Patienten mit einer höheren Ruheherzfrequenz besser auf die Behandlung mit Ketamin ansprachen, wodurch herausgefunden werden könnte, welche Patienten wahrscheinlich auf welche Behandlung ansprechen.

Schiweck bemerkte, dass dies eine kleine Proof-of-Concept-Studie ist: 6 der 16 Erstpatienten sprachen auf die Behandlung mit einer mindestens 30%igen Reduktion auf der Hamilton-Rating-Skala für Depressionen an, so dass die Forscher die Arbeit mit einer größeren, Antidepressiva-freien Stichprobe wiederholen müssen.

Der nächste Schritt ist die Nachbeobachtung depressiver Patienten und von Patienten, die sich in Remission befinden, um zu bestätigen, dass die Veränderungen, die festgestellt worden sind, als Frühwarnsystem genutzt werden können.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: ECNP

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