Hirnschrittmacher gegen Depression

10.04.2013 Forscher von der Universitätsklinik Bonn implantierten Schrittmacher-Elektroden ins mediale Vorderhirnbündel im Gehirn von Patienten mit Major Depression – mit erstaunlichen Ergebnissen.

Hirnschrittmacher verbesserte Symptome

Bei sechs von sieben Patienten verbesserten sich die Symptome beträchtlich als auch rasch. Die Methode der tiefen Hirnstimulation (eben auch als ‚Hirnschrittmacher‘ bekannt) ist schon auf verschiedene Strukturen des Gehirns angewandt worden, aber mit deutlich geringerer Wirkung.

Prof. Dr. Volker Arnd Coenen, Neurochirurg der Abteilung für Neurochirurgie (Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie), implantierte Elektroden ins mediale Vorderhirnbündel des Gehirns von Teilnehmern, die an schwerer Depression litten, und schloss die Elektroden dann an einen Hirnschrittmacher an. Die Nervenzellen wurden dann mittels eines schwachen elektrischen Stroms stimuliert, eine Methode, die tiefe Hirnstimulation genannt wird.

Hirnschrittmacher gegen Depression

Das mediale Vorderhirnbündel

Nach bereits nur wenigen Tagen zeigten sechs von sieben Patienten deutliche Verbesserungen bei Symptomen wie Angst, Niedergeschlagenheit, Lustlosigkeit und Freudlosigkeit.

Das mediale Vorderhirnbündel ist ein zentraler Teil des Gehirns für Euphorie und gehört dem Belohnungssystem an. Welche Wirkung die Stimulaiton genau auf die Nervenzellen hat ist noch nicht bekannt. Aber sie ändert offensichtlich die Stoffwechselaktivität in den verschiedenen Hirnzentren.

Depression besserte sich

Die Forscher haben schon in mehreren Studien gezeigt, dass Hirnschrittmacher erstaunliche Verbesserungen bei den Symptomen von Depression bewirken können. Bei jenen Studien hatten die Ärzte die Elektroden jedoch nicht ins mediale Vorderhirnbündel implantiert, sondern in den Nucleus accumbens, ein anderer Teil des Belohnungssystems. Dies hatte zu klaren und nachhaltigen Verbesserungen bei etwa 50 Prozent der Teilnehmer geführt. Aber in dieser neuen Studie erreichte der Hirnschrittmacher 85 Prozent. Außerdem fand die Stimulierung auf einem niedrigeren Niveau statt und die Wirkungen zeigten sich innerhalb von einigen Tagen, statt erst nach Wochen.

Verantwortliche Teil des Gehirns

„Wir sind jetzt offensichtlich der kritischen Struktur des Gehirns, die für Depression verantwortlich ist, näher gekommen“, sagte Prof. Schläpfer, Psychiater der Bonn Universitätsklinik.

„Die antidepressive Wirkung des Hirnschrittmachers ist immer noch aktiv, und der Eingriff liegt 18 Monate zurück. Dies zeigt eindeutig, dass die Wirkungen nicht temporär sind“.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universitätsklinik Bonn, April 2013

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