Beziehung zwischen Hoffnungslosigkeit und der Fähigkeit zur Empathie bei Depressiven
12.12.2016 Menschen mit Depression können sich nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, nicht niedergeschlagen, nicht hoffnungslos zu sein. Menschen, die nicht depressiv sind, sind dagegen eher in der Lage, empathisch mit Depressiven mitzufühlen (s.a. Depression und Empathie).
Das sagt eine neue Studie der Psycholinguisten Constance Imbault und Victor Kuperman von der McMaster Universität, die einen an der Universität entwickelten Worttest einsetzten, um die Empathie-Werte der beiden Gruppen zu messen.
Wie es ist, nicht depressiv zu sein
In diesem Test sollten die Teilnehmer Gesichter von depressiven bzw. nicht-depressiven Personen in Beziehung zu zufälligen Wörtern setzen, abhängig davon, wie der Proband das Gesicht in Relation zum Gefühl setzt, das das jeweilige Wort hervorruft.
Bild: George Hodan
Die Wörter waren vorher hinsichtlich Positivität und Negativität bewertet worden.
Die Studie zeigte, dass die von den depressiven Teilnehmern aufgestellten Beziehungsmustern nicht mit denen der gesunden Teilnehmern übereinstimmten – sie konnten sich buchstäblich nicht vorstellen, wie sich eine Person ohne Depression in Beziehung zu den Wörtern setzte.
Apathie
Es ist nicht so, dass depressive Menschen unfähig sind zu erfassen, wie Menschen fühlen, die nicht depressiv sind, sagten die Psychologen, die die Ergebnisse auf einem Meeting der Psychonomic Society präsentierten.
Die Menschen sind ja nicht von Anfang an depressiv – sie haben jedoch die Fähigkeit verloren, überhaupt etwas zu empfinden. Sie sind apathisch, sagte Imbault.
Das könnte daran liegen, weil sie zu viel geistige Energie für das Denken selbst und die sie belastenden Probleme aufwenden, was wenig Raum für die Vorstellung lässt, wie andere sich fühlen mögen, vermutet sie.
Kein Licht am Ende des Tunnels
Menschen mit Depression neigen zu Hoffnungslosigkeit bezüglich ihres Lebens, sagte Imbault. Und wenn man sich nicht nicht mal vorstellen kann, wie es sich anfühlen könnte, nicht depressiv zu sein, findet sich schwer die Motivation, die Depression zu überwinden. Man sieht nicht das Licht am Ende des Tunnels, sagte sie.
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Die Psycholinguisten hoffen, dass ihre Studie Menschen beim Verständnis helfen kann, wie es sich für die ungefähr sieben Prozent der Bevölkerung anfühlt, die unter Depressionen leiden. Sie hoffen auch, dass die Arbeit eines Tages bei der Entwicklung besserer Therapien hilfreich sein kann.
Man könnte sich Behandlungen vorstellen, die die Fähigkeit der Empathie verbessern. Depressive könnten dann sehen, dass es Hoffnung gibt, und sie könnten sich vorstellen, wie es ist, nicht depressiv zu sein, schließt Imbault.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: McMaster University, Psychonomic Society; Dez. 2016
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