Sind Apps gegen depressive Störungen wirksam?
04.11.2015 Laut einer Studie der University of Liverpool gibt es keine Belege dafür, dass sie hilfreich bei Depression wären. Für mindestens 85% der durch die britische Gesundheitsbehörde NHS bei Depressionen empfohlenen Apps gibt es keinen Hinweis auf einen Nutzen bei dieser Erkrankung, schreiben die Experten in der Zeitschrift Evidence Based Mental Health.
Online- und App-basierte Behandlungen
Bild: fancycrave
Aber das Prüfsiegel eines der führenden Gesundheitssysteme der Welt kann Patienten fälschlicherweise in Sicherheit wiegen, von denen viele zunehmend die Behandlung in die eigene Hand nehmen in Anbetracht der angespannten Lage bei den psychologischen Gesundheitsdiensten und den entsprechend langen Wartezeiten.
Interaktive Online- und App-basierte Behandlungen bei psychischen Problemen werden zunehmend beliebter und zugänglich in Folge der zunehmenden Nutzung von Smartphones und Tablets. Dies könnte das Gesundheitssystem möglicherweise finanziell entlasten, sagen die Autoren.
Wissenschaftliche Belege fehlen
Aber diese Optionen müssen wissenschaftlich glaubwürdig, von Experten überprüft und auf Belegen basieren, und besonders wichtig: Ihre Wirksamkeit muss gegenüber einem validierten Satz von Leistungskriterien gemessen werden, betonen die Studienautoren Simon Leigh und Steve Flatt.
Aber im Jahr 2013 gab es nur 32 herausgegebene Artikel zu den Apps bei Depression, eine der häufigsten psychischen Störungen; aber mehr als 1.500 Programme wurden online angeboten.
Ähnliches gilt für Apps, die sich an andere psychische Störungen richten – einschließlich Bipolare Störung, Bulimie und Posttraumatische Belastungsstörung – was nahelegt, dass auch diese Apps nicht den Standards entsprechen, sagen die Autoren.
Von den 27 psychologischen Gesundheitsapps, die die NHS-Bibliothek gegenwärtig aufführt, sind 14 gegen Depression und Angst. Doch nur vier liefern wissenschaftliche Belege, dass sie bei Patienten wirken, und nur zwei sind richtig auf ihre klinische Wirksamkeit beurteilt worden.
D.h., 85% der Apps könnten sogar mehr Schaden anrichten als sie nützen.
Die Autoren fordern daher die Löschung dieser Apps aus der Bibliothek und empfehlen generelle Vorsicht beim Gebrauch dieser Programme.
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© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Liverpool, Evidence Based Mental Health; Okt. 2015
Anm.: Wirksamkeitsnachweise bzw. Empfehlungen für Apps in deutscher Sprache gibt es derzeit anscheinend auch noch nicht (und Apps gibt es wohl auch nur in übersetzter Form übernommen aus dem angloamerikanischen Raum); deswegen gilt im deutschsprachigen Raum (derzeit noch) auf jeden Fall, noch größere Vorsicht walten zu lassen!
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