Helfen Selbsthilfebücher, Websites bei Depression?

Depressive Patienten können Nutzen aus Selbsthilfe-Bücher, Websites ziehen

28.02.2013 Selbsthilfebücher und Websites können Menschen mit schwerer Depression helfen und sollten als Teil der ersten Behandlung mit ins Auge gefasst werden, nach einer neuen Studie.

Für den Bericht untersuchten die Forscher mehrere Studien mit fast 2.500 erwachsenen Patienten mit verschiedenen Schweregraden von Depression, die ihre Behandlung außerhalb eines Krankenhauses erhielten.

Selbsthilfebuch Depression
Selbsthilfebuch Depression (Symbolbild)
©Christian Hilscher

Hilfe auch bei schwerer depressiver Störung

Patienten mit schwerer Depression konnten für sich mindestens ebensoviel Nutzen durch niedrigintensive Interventionen (wie Selbsthilfebücher und interaktive Websites) erhalten, wie jene mit leichter bis moderater Depression, laut dem Bericht, der online am 26. Februar im BMJ veröffentlicht wurde.

Erster Schritt der Behandlung

Diese Interventionen niedriger Intensität sollen Patienten helfen, mit ihren depressiven Symptomen zurechtzukommen, auch wenn sie oft nur eine eingeschränkte Unterstützung von einem Angehörigen der Heilberufe haben, erklärten die Forscher in einer Pressemitteilung.

Die Befunde zeigen, dass Eingriffe mit niedriger Intensität als Teil des ersten Schritts einer Depressionsbehandlung sein können / sollten, und dass Patienten ermutigt werden sollten, sie zu nutzen, sagte Peter Bower von der Universität Manchester in England.

Zukünftige Forschungen

Die Autoren schlugen auch vor, dass zukünftige Forschungsstudien prüfen sollten, ob Behandlungen mit niedriger Intensität kosteneffektiv sind, verglichen mit längeren und teureren psychologischen Therapien.

Sie sollten auch herausfinden wie solche Interventionen mit niedriger Intensität in der erste Stufe einer Behandlung die zukünftige Behandlung beeinflussen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: BMJ, Feb. 2013

Selbsthilfe-Bücher: Gestresste Leser oder anstrengendes Lesen?

Helfen Selbsthilfe-Bücher überhaupt?

18.11.2015 Leser von Selbsthilfebüchern sind laut einer Studie des CSHS und der Universität Montreal anfälliger für Stress und zeigen eine verstärkte depressive Symptomatik.

Riesiger Markt

„Der Verkauf von Selbsthilfebüchern ist ein riesiger Markt; Grund genug herauszufinden, ob sie eine reale Wirkung auf den Leser haben“, sagte Sonia Lupien, Direktor des Centre of Studies on Human Stress (CSHS).

„Anfangs dachten wir, dass wir Unterschiede bei den Teilnehmern in Bezug auf Persönlichkeit, Selbstdisziplin und Selbstwertgefühl basierend auf ihren Selbsthilfe-Lesegewohnheiten beobachtet hätten“, erklärte Studienautorin Catherine Raymond.

buch-lesen
Bild: Lucia Parrillo

Höheres Cortisol-Niveau, depressive Symptomatik

Tatsächlich scheint es aber keinen Unterschied zwischen den Lesern und den Nicht-Lesern dieser Art von Büchern zu geben, sagt sie. Die Befunde der Studie zeigen nämlich, dass Konsumenten von bestimmten Arten von Selbsthilfebüchern ein höheres Cortisol-Niveau (ein Stresshormon) haben, wenn sie sich in stressenden Situationen befinden; Konsumenten einer anderen Art von Selbsthilfebüchern zeigen eine höhere depressive Symptomatik verglichen mit Personen, die diese Bücher nicht lesen, schreibt sie in der Zeitschrift Neural Plasticity.

Das CSHS-Team untersuchte 30 Teilnehmer, von denen die Hälfte Leser von Selbsthilfebüchern waren. Das Team erhob bei den Teilnehmern mehrere Maße, einschließlich Stress-Reaktivität (Cortisolniveau im Speichel), Offenheit, Selbstdisziplin, Extraversion, Mitgefühl, emotionale Stabilität, Selbstwertgefühl und depressive Symptome.

Problem-fokussierte und wachstumsorientierte Bücher

Die Gruppe der Selbsthilfebuch-Konsumenten wurde selbst in zwei Arten von Lesern eingeteilt: Diejenigen, die problem-fokussierte Bücher bevorzugten (z.B. Why Is It Always About You? oder How Can I Forgive You?: The Courage to Forgive, the Freedom Not To) und diejenigen, die entwicklungsorientierte Bücher bevorzugten, (z.B, You’re Stronger Than You Think oder How to Stop Worrying and Start Living).

Die Resultate ergaben, dass Verbraucher von problemfokussierten Selbsthilfebüchern mehr depressive Symptome und Leser von wachstumsorientierten Selbsthilfebüchern eine erhöhte Stress-Anfälligkeit zeigten – verglichen mit Nicht-Lesern.

Henne oder Ei?

Erhöht das Lesen von Selbsthilfebüchern Stress-Reaktivität und depressive Symptomatik ihrer Leser oder sind diese in Bezug auf stressende Situationen sensitiver? Es ist schwierig, die Ursache für diese Beobachtung zu bestimmen.

„Weitere Forschungsstudien werden weiterhelfen“, sagt Lupien. „Dennoch scheint es, dass diese Bücher die erwünschten Wirkungen nicht hervorrufen können.“

Die Forscher konnten feststellen, das die zutreffendste Vorhersagevariable für den Kauf eines Selbsthilfebuches, der Kauf eines solchen Buches im vorangegangenen Jahr ist. Dies lässt Zweifel an ihrer Wirksamkeit entstehen.

Wenn solche Bücher wirklich wirkungsvoll wären, würde das Lesen eines dieser Bücher genügen, um unsere Probleme zu lösen, sagte sie. Deshalb ermutigt sie die Menschen, lieber Bücher mit wissenschaftlich fundierten Fakten zu Rate zu ziehen, die von Wissenschaftlern oder Klinikern anerkannter Universitäten geschrieben wurden.

„Überprüfen Sie die Quellen, um Enttäuschungen zu vermeiden. Ein gutes populärwissenschaftliches Buch ersetzt keinen Psychologen, aber es kann Lesern helfen, Stress und Angst besser zu verstehen und sie ermutigen, Hilfe zu suchen.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Montreal, Neural Plasticity; Nov. 2015

Weitere News aus der Forschung

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?


Aus Lesbarkeitsgründen bitte Punkt und Komma nicht vergessen. Vermeiden Sie unangemessene Sprache, Werbung, themenfremde Inhalte. Danke.