Depression: Sokratischer Dialog

Die einfachen Fragen, die depressiven Menschen wirklich helfen

16.08.2015 Eine therapeutische Technik namens sokratische Methode bzw. sokratischer Dialog kann Depressiven tatsächlich helfen, sagt eine in der Zeitschrift Behaviour Research and Therapy veröffentlichte Studie.

Sokratische Fragetechnik

Diese Methode wird von vielen Therapeuten eingesetzt, um Patienten zu helfen, neue Perspektiven für sich und die Welt zu entdecken.

Studienautor Justin Braun von der The Ohio State University sagte, dass Menschen mit Depressionen sehr oft in einer negativen Denkweise steckenbleiben. Die sokratische Methode hilft Patienten die Gültigkeit ihrer negativen Gedanken zu prüfen und eine weitere, realistischere Perspektive zu gewinnen.

Die sokratischen Fragen unterscheiden sich von ’normalen‘ durch das Abzielen auf fundamentale Angelegenheiten und Probleme.

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Bild: Gerd Altmann

Wenn ein Patient z.B. meint, dass sein Leben wegen einer Scheidung nicht lebenswert und er ein völliger Versager ist, könnte der Therapeut fragen:

  • Ist jeder, der sich scheiden lässt, ein Versager?
  • Fällt Ihnen jemand ein, für den das nicht zutrifft?
  • Wie ist es möglich, dass eine Scheidung gleichbedeutend ist mit dem totalen Versagen als Person bzw. Mensch?
  • Können Sie mir von Erfolgen in Ihrem Leben erzählen (die darauf hindeuten, dass Sie kein „völliger Versager“ sind)?

Studie mit kognitiver Therapie

Bei der Studie machten 55 depressive Patienten eine 16 wöchige kognitive Therapie, deren Sitzungen aufgenommen und auf den quantitativen Einsatz des sokratischen Dialogs untersucht wurden.

Koautor Dr. Daniel Strunk sagte, dass die sokratische Methode einen größeren Vorhersagewert für die Symptomverbesserungen hatte als die therapeutische Beziehung – die Variable, die am meisten in früheren Studien untersucht worden war.

Sie stellten fest: Je öfter die sokratische Fragetechnik eingesetzt wurde, desto größer waren die Verbesserungen bei den depressiven Symptomen.

Die eigenen negativen Gedanken hinterfragen

Die Patienten lernen diesen Prozess, sich Fragen zu stellen und ihre eigenen negativen Gedanken zu hinterfragen. Dadurch kommt es zu einer wesentlichen Verringerung ihrer depressiven Symptomatik, sagten die Forscher.

Deshalb halten sie dies auch für einen der Gründe, warum kognitive Therapie solche anhaltenden positiven Wirkungen hat: Die Patienten hinterfragen ihre negativen Gedanken und fahren damit auch nach der Behandlung fort.

Sie finden heraus, dass sie möglicherweise Informationen übersehen haben, die im Widerspruch zu ihren negativen Gedanken stehen. Sie sehen sich oftmals nicht die ganze Situation – die negativen und positiven Aspekte – an, schlossen die Forscher.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: The Ohio State University, Behaviour Research and Therapy; August 2015

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