Zusammenhang zwischen Body-Mass-Index in der Kindheit und dem Risiko für Anorexie und Bulimie im späteren Leben
10.05.2021 Neue Forschungsergebnisse, die auf dem diesjährigen European Congress on Obesity (ECO) vorgestellt werden, deuten darauf hin, dass bei Mädchen ein niedriger Body-Mass-Index (BMI) in der Kindheit mit einem höheren Risiko verbunden ist, als junger Erwachsener eine Anorexia nervosa zu entwickeln, während ein hoher BMI oder Übergewicht in der Kindheit ein höheres Risiko für Bulimia nervosa bedeutet.
Bisher haben Studien über widersprüchliche Ergebnisse berichtet. Einige deuten darauf hin, dass ein hoher BMI beiden Essstörungen vorausgeht, während andere vermuten, dass ein niedriger BMI der Anorexia nervosa und ein hoher BMI der Bulimia nervosa vorausgeht.
Um dies in einer bevölkerungsbasierten Kohorte weiter zu untersuchen, analysierten dänische Forscher die Daten von 66.576 Mädchen aus dem Kopenhagener Schulgesundheitsregister, die zwischen 1960 und 1996 geboren wurden und deren Größe und Gewicht bei den jährlichen schulärztlichen Untersuchungen im Alter von 7 bis 13 Jahren gemessen wurden. Fälle von Anorexia nervosa und Bulimia nervosa wurden durch eine Verknüpfung mit dem dänischen nationalen Patientenregister und dem dänischen zentralen psychiatrischen Forschungsregister identifiziert. Die Mädchen wurden im Alter von 10 bis 50 Jahren begleitet.
BMI und Anorexie
Während der Studie wurden 514 Frauen mit Anorexia nervosa in einem Durchschnittsalter von 20 Jahren und 315 Frauen mit Bulimia nervosa in einem Durchschnittsalter von 23 Jahren diagnostiziert.
Die Analysen deuten auf eine signifikante „inverse Assoziation“ zwischen dem BMI in der Kindheit und dem Risiko für Anorexia nervosa im späteren Leben hin, was bedeutet, dass das Risiko für Anorexie mit steigendem BMI abnahm.
Zum Beispiel: Beim Vergleich zweier 7-jähriger Mädchen mit durchschnittlicher Körpergröße und einem z-Score Unterschied im BMI (entspricht 2,4 kg) hatte das Mädchen mit dem höheren BMI ein um 14 % geringeres Risiko, eine Magersucht zu entwickeln als das Mädchen mit dem niedrigeren BMI; im Alter von 13 Jahren war das Risiko um 28 % geringer.
BMI und Bulimie
Im Gegensatz dazu wurden signifikante und positive Zusammenhänge zwischen dem BMI in der Kindheit und dem Risiko für Bulimia nervosa beobachtet.
Als Beispiel: Beim Vergleich zweier 7-jähriger Mädchen mit durchschnittlicher Körpergröße und einem z-Score Unterschied im BMI (entspricht 2,4 kg), hatte das schwerere Mädchen ein 50% höheres Risiko für Bulimie im späteren Leben als das schlankere Kind; im Alter von 13 Jahren war das Risiko um 33% höher.
Darüber hinaus hatten übergewichtige Mädchen im Vergleich zu normalgewichtigen Mädchen im Alter von 7 Jahren ein doppelt so hohes Risiko, im späteren Leben eine Bulimia nervosa zu entwickeln; im Alter von 13 Jahren blieb das Risiko bestehen, war aber geringer. Die Zusammenhänge variierten nicht nach Alter bei der Diagnose.
Die Forscher um Dr. Britt Wang Jensen vom Bispebjerg and Frederiksberg Hospital, Copenhagen, sagen, dass weitere Studien erforderlich sind, um die Mechanismen aufzudecken, die diesen Assoziationen zugrundeliegen. Es handelt sich bei den Ergebnissen um Assoziationen, und sie weisen auf mehrere Einschränkungen hin.
Dazu gehört, dass es sich bei den Diagnosen in dieser Studie möglicherweise um schwerere Fälle handelt, da sie auf Krankenhauseinweisungen und -kontakten basieren, was die Verallgemeinerbarkeit dieser Ergebnisse auf weniger schwere Formen dieser Essstörungen einschränken könnte. Außerdem wurden die Analysen auf Mädchen beschränkt, da es zu wenige Fälle gab, um sie bei Jungen zu analysieren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: European Congress on Obesity