Tulpenmanie
Psychologie-Lexikon – Manien
Definition
Definition: Die Tulpenmanie (1634-37, engl. Tulip mania) war die erste recht gut dokumentierte Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte. Zu dieser Blase kam es, weil den Haarlemer Tulpenzwiebeln ein übermäßig hoher Wert beigelegt wurde.
Auch wenn die Tulpenmanie, oder auch Tulpenfieber, Tulpenwahn oder Tulpenhysterie genannt, keine klassische Manie ist, kann an ihr sehr schön exzessive Spekulation, irrationales Massenverhalten und leichtsinnige Verrücktheit beobachtet werden.
Leopold Loewenfeld, über die Dummheit, Eine Umschau im Gebiete menschlicher Unzulänglichkeit
(1909): Wie betörend und ansteckend die Suggestion raschen und mühelosen Gewinns, wenn in geschickter Form vorgebracht, auf die Menge wirkt, hierfür liefern schon die Spekulationsepidemien des 17. und 18. Jahrhunderts (die Tulpenmanie in Holland, der John Law-Schwindel in Frankreich und der South Sea Company Aktienschwindel in England), die den Ruin ungezählter Existenzen herbeiführten, recht auffällige Beweise.
Die Tulpenmanie, die im Jahre 1634 in Holland um sich griff, ist die interessanteste unter den in Frage stehenden Epidemien, da sie uns zeigt, welch unglaubliches Maß von Verblendung die Gewinnsucht bei einem sonst nüchtern urteilenden Volk zu verursachen vermag. Um die genannte Zeit stieg der Preis der Tulpen in Holland erheblich, und alle Kreise der Bevölkerung fingen alsbald an, sich mit der Zucht und dem Handel von Tulpen zu befassen, worüber die gewohnten Geschäfte vielfach vernachlässigt wurden. Einzelne Tulpensorten erreichten rasch einen geradezu fabelhaften Wert. Man verkaufte die Zwiebel granweise zu demselben Preis, wie Diamanten.
Eine Tulpe, „Admiral Liefken“ geheißen, von einem Gewicht von ungefähr 400 Gran (perits) wurde auf 4400 Gulden gewertet, und der Preis von 5500 Gulden einer Tulpe „Semper Augustus“, die nur 200 Gran wog, noch für billig gehalten. Man verkaufte Grundstücke, Häuser und die verschiedensten Habseligkeiten, um dafür Tulpen zu erwerben, und ein besonders kühner Spekulant gab für 40 Tulpen ein Kapital von 100 000 Gulden hin.
Man erwartete, dass die in Holland grassierende Tulpenmanie auch die übrige Welt ergreifen und deren Gold nach Holland für die dort gezüchteten Tulpen fließen werde. Bei dieser extrem wahnwitzigen Spekulationsmanie konnte der Krach nicht lange ausbleiben. Als man das Törichte und Gefährliche dieses ganzen Tulpengeschäfts zu erkennen anfing, sanken die Preise der Tulpen noch viel rapider, als sie gestiegen waren, und der Ruin Unzähliger war die Folge.